Merchandising Das große Geschäft mit den Trikots

Düsseldorf · Rund 300 Millionen Euro erhalten die Vereine durch Sponsoren und Ausrüster. Der FC Bayern und Borussia Dortmund bekommen den größten Teil. Überraschend gering sind die Einnahmen der anderen Champions-League-Teilnehmer.

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Das kosten die Bundesliga-Trikots 2016/17

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Foto: dpa, gki hak

Um Geld zu verdienen, bedarf es manchmal des Griffs in die Trickkiste. So wie es einst der Mäzen Eintracht Braunschweigs tat. Weil Trikotsponsoring in der Saison 1972/73 noch nicht in den DFB-Statuten vorgesehen war, ließ Günter Mast kurzer Hand das Wappen des Traditionsvereins ändern. Der historische Burglöwe der Braunschweiger wich einem Hirsch — dem Logo des bis dahin wenig bekannten Kräuterlikörs "Jägermeister".

Heute ist Trikotsponsoring im Profi-Sport nicht mehr wegzudenken. Zu wichtig sind die zusätzlichen Einnahmen, auf die nicht einmal mehr der große FC Barcelona verzichten kann. 107 Jahre blieb das Vereinstrikot der Katalanen werbefrei oder unterstützte mit dem Schriftzug "Unicef" lediglich einen guten Zweck. Bis 2012, als die "Qatar Foundation" pro Jahr 35 Millionen Euro für die begehrte Werbefläche auf der Brust bot. Doch damit nicht genug. Der FC Barcelona kassiert zusätzlich vom Ausrüster "Nike" weitere 100 Millionen Euro per annum. Im europäischen Vergleich folgt mit 98 Millionen Euro Manchester United. Real Madrid (derzeit 44,4 Millionen) könnte ab 2018 den spanischen Konkurrenten ablösen. Nike will laut spanischen Medien für 120 Millionen Euro pro Jahr die Madrilenen ausstatten.

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Summen, von denen Bundesligaklubs nur träumen können. Zusammen erhalten sie jährlich durch ihre Ausrüsterverträge 124 Millionen Euro. Sponsorenverträge spülen zusätzliche 167,6 Millionen Euro in die Kassen der Klubs. Die deutschen Trikots generieren also etwa 293,8 Millionen jährlich.

Den größten Anteil hat Deutschlands Ligaprimus Bayern München. Adidas zahlt noch bis ins Jahr 2030 jährlich 60 Millionen Euro. Hauptsponsor "Telekom" zahlt zudem weitere 35 Millionen Euro. Im Bundesligavergleich liegt der FC Bayern mit Trikotgesamteinnahmen von 95 Millionen Euro deutlich vor Borussia Dortmund. Ausrüster Puma überweist 15 Millionen Euro, Sponsor Evonik 24 Millionen Euro pro Jahr. Es folgen VfL Wolfsburg, Schalke 04, und der HSV.

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Foto: dpa, tim hak jhe

Auffällig: Die beiden anderen deutschen Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach (10,5 Millionen) und Bayer Leverkusen (9,7 Millionen) sind im Bundesliga-Vergleich mit den Rängen acht und neun eher Mittelmaß. Während Gladbach im Jahr 2013 und 2014 mit Kurs auf die Euro-League den Ausrüstervertrag mit "Kappa" (drei Millionen pro Jahr) und das Sponsoring mit der "Postbank" (6,5 bis 7,5 Millionen) abschloss, war Bayer Leverkusen, obwohl regelmäßiger Champions-League-Teilnehmer, in einer offenbar deutlich schlechteren Verhandlungsposition.

Vor Saisonbeginn hat Ausrüster Adidas die 40-jährige Zusammenarbeit mit den Rheinländern beendet. Statt aus dem fränkischen Herzogenaurach kommen Trikots und Hosen vom baden-württembergischen Mittelstandsunternehmen "Jako". Viele Fans stänkern im Fan-Forum "werkself.de" über den wenig prominenten Ausrüster. Für Jako hingegen gilt der Kontrakt als großer Coup. Für lediglich 3,2 Millionen Euro präsentiert sich das Unternehmen nun erstmals in der Königsklasse. Vom neuen Hauptsponsor Barmenia fließen pro Jahr 6,5 Millionen Euro. Bei Borussia wie Bayer ist aber davon auszugehen, dass durch weitere Prämien bei Erfolg in der Bundesliga und in der Champions League weitere Summen fließen werden.

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Alle Trikots von Borussia Mönchengladbach

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Foto: Dirk Päffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Neben Ausrüster- und Sponsoren-Gelder erhalten die Vereine weitere Millionen durch den Verkauf der Trikots. Borussia Mönchengladbach hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal die Marke von 100.000 verkauften Trikots durchbrochen. 22.000 davon waren die neuen Champions-League-Trikots. Auch begünstigt durch die Trikotverkäufe steigerten sich die Einnahmen im Merchandise (also in der gesamten Fanartikel-Vermarktung) von elf auf 15 Millionen Euro. Borussia-Geschäftsführer Stephan Schippers: "Natürlich ist das Merchandising, und da als wichtiger Teil der Verkauf der Trikots, ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor für uns. Aber ich sehe da nicht nur die Einnahmen. Ein Trikot ist ein Stück Identifikation mit dem Verein."

Mit 3,6 Millionen ist auch hier der FC Barcelona weltweit tonangebend. Durch den Verkauf für etwa 85 Euro pro Stück macht das einen Umsatz von 288 Millionen Euro, ungeachtet dessen, wie viel von der Summe beim Verein, dem Ausrüster und sonstigen Dienstleistern ankommt. Die Bayern liegen mit 3,3 Millionen verkauften Exemplaren auf Rang zwei in Europa. In der Bundesliga klafft danach ein Loch. Es folgt Dortmund. Der BVB hat den Verkauf mit 500.000 Trikots angegeben. Tendenz steigend. "15 Prozent wurden im Ausland verkauft", sagt ein Sprecher.

Keine Angaben über die Trikotverkäufe macht der FC Schalke 04. Die Knappen liegen deutschlandweit aber wohl zwischen dem BVB und Borussia Mönchengladbach auf Rang drei: "Zehn Prozent verkaufen wir im Ausland", heißt es vonseiten des FC Schalke 04. Der größte Absatzmarkt dort ist China.

(kt99)
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