Zwischenbilanz zu den Bundesliga-Transfers Wer hat voll eingeschlagen - wer ist gefloppt?

Düsseldorf · Mehr als 600 Millionen Euro haben die Bundesligaklubs im Sommer für Zugänge ausgegeben. Einige schlugen ein, andere enttäuschten bislang - Zeit für eine Zwischenbilanz.

Bundesliga: Das sind die Tops und Flops der Transfers 2017/18
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Das sind die Tops und Flops der Transfers 2017/18

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Foto: dpa, fg hak nic

So ganz zurückhalten konnten sich die Bundesligisten dann doch nicht. Während der Transfermarkt im vergangenen Sommer vor allem in den anderen großen Fußball-Ligen zu überhitzen drohte - Stichwort: Neymar - hielten sich die deutschen Vereine im europäischen Vergleich zurück. Dennoch stellten auch die 18 Erstligaklubs einen neuen Rekord auf, was ihre Transferausgaben angeht. Mehr als 600 Millionen Euro ließen sie sich die Dienste ihrer neuen Angestellten kosten. Zum Vergleich: Die 20 Klubs der englischen Premier League gaben rund 1,6 Milliarden Euro aus.

Elf Bundesliga-Spieltage haben die Vereine seither absolviert, dazu kamen für die meisten von ihnen noch zwei Spiele im DFB-Pokal sowie für manche noch eine Reihe von Begegnungen im Europapokal - nach fast einem Drittel der Saison lässt sich eine erste Zwischenbilanz ziehen: Wie clever haben die Bundesligisten eingekauft?

FC Bayern München

Mit der Verpflichtung von Corentin Tolisso von Olympique Lyon sorgten die Bayern für den Bundesliga-Rekordtransfer von 41,5 Millionen Euro. Vollends überzeugen konnte der Mittelfeldakteur allerdings bislang nicht - nur fünf Bundesligaspiele bestritt er über die volle Distanz. Ganz anders lief es bei Sebastian Rudy: Schon der ablösefreie Wechsel von der TSG Hoffenheim nach München war für viele überraschend - noch erstaunlicher aber war, wie wichtig der Defensivspieler für die Bayern wurde. In allen drei Wettbewerben zusammen verpasste er bislang nur zwei Spiele. Auch Verteidiger Niklas Süle ist eine Verstärkung für den intensiv belasteten Bayern-Kader. Zumindest schwer hat es bislang James Rodriguez, der als Wunschspieler von Ex-Coach Carlo Ancelotti gilt.

Borussia Dortmund

Die Dortmunder starteten furios in die Saison, ebenso wie Zugang Andrej Jarmolenko. In seinen ersten sieben Bundesligaspielen kam er auf fünf Tore und zwei Vorlagen. Auch der Ex-Freiburger Maximilian Philipp erwies sich als Glücksgriff, kommt bislang auf fünf Bundesliga-Tore sowie zwei Vorlagen für den BVB. In der Defensive hingegen hatte Michael Zorc ein weniger glücklicheres Händchen, zumindest bislang. Ömer Toprak (kam aus Leverkusen) und Jeremy Toljan (von Hoffenheim) sind nicht unbedingt als Stabilisatoren aufgetreten. Dan-Axel Zagadou zeigt gute Ansätze, wirkt aber noch sehr unerfahren.

RB Leipzig

Für 13 Millionen Euro holten die Sachsen Stürmer Jean-Kevin Augustin von Paris St. Germain. Es scheint, als zahle sich der Transfer aus. Augustin spielt regelmäßig, traf dreimal in der Bundesliga (plus drei Vorlagen) und einmal in der Champions League. Auch Bruma, Kevin Kampl und Konrad Laimer zählen zu Ralph Hasenhüttls Stammpersonal. Abwehrtalent Ibrahima Konaté gilt vorerst weiter als Versprechen für die Zukunft.

Borussia Mönchengladbach

Die Borussia holte für die vereinsinterne Rekordsumme von rund 17 Millionen Euro Matthias Ginter vom BVB. Dessen Auftritte sind - wie die der gesamten Mannschaft - schwankend, Ginter zählt aber zum unumstrittenen Stammpersonal. Als bester Neuzugang verkauft sich bislang Denis Zakaria, vor der Saison von den Young Boys Bern verpflichtet. Besonders seine Physis tut dem Gladbacher Spiel gut, auch in der Offensive setzt der Schweizer hin und wieder Akzente. Die größte Überraschung indes dürfte Michael Cuisance sein: Die Borussia hatte ihn von der AS Nancy verpflichtet, zunächst sollte er aber bei der U23 zum Einsatz kommen. In der Vorbereitung jedoch überzeugte er Dieter Hecking derart, dass er am 7. Spieltag sogar zum bis dato jüngsten Startelf-Debütanten der Borussia wurde. Pech hatte die Borussia im Fall von Vincenzo Grifo, der den Angriff weiter beleben sollte, sich aber zu Beginn der Saison verletzte. Reece Oxford (ausgeliehen von West Ham United) kam als Abwehrtalent und ist bisher ein solches geblieben - was vor allem an seinen fehlenden Einsatzzeiten liegt.

1. FC Köln

Die Kölner mussten in der Sommerpause den Abgang von Torjäger Anthony Modeste kompensieren. Als Ersatz kam Jhon Cordoba für 17 Millionen Euro (vereinsinterner Rekord) aus Mainz - Modeste konnte er aber bisher in keiner Weise ersetzen (noch kein Tor in der Liga, je eins in DFB-Pokal und Europa League). Auch Jorge Meré (von Sporting Gijon) und Jannes Horn (aus Wolfsburg) kamen als Kandidaten für die erste Elf von Trainer Peter Stöger - die jungen Verteidiger aber konnten dem kriselnden "Effzeh" keine defensive Stabilität verleihen und sitzen zumeist auf der Bank. Sportdirektor Jörg Schmadtke nahm nicht zuletzt wegen der viel kritisierten Sommer-Transfers seinen Hut. Weiter Hoffnung macht zumindest Tim Handwerker, vor der Saison ablösefrei aus Leverkusen verpflichtet und zumindest immer wieder mit guten Ansätzen ein Lichtblick im Kölner Spiel.

FC Schalke 04

Lange gab es ein Hin und Her um den Transfer von Bastian Oczipka von der Frankfurter Eintracht nach Gelsenkirchen. Letztlich kam der 28-Jährige für 4,5 Millionen Euro - und ist seither fester Bestandteil der Schalke Hintermannschaft (12 Einsätze in 13 Spielen). Auch Amine Harit, für acht Millionen Euro aus Nantes gekommen, gehört zum Stammpersonal und den Leistungsträgern (wenngleich der Offensivspieler bisher noch kein Tor erzielte). Schlecht lief es für Pablo Insua, der sich eine Herzbeutelentzündung zuzog und bisher noch keinen Pflichtspieleinsatz verbuchen konnte.

Bayer Leverkusen

Alles andere als reibungslos verlief der Transfer von Lucas Alario von River Plate Buenos Aires nach Leverkusen - River Plate verweigerte die Spielberechtigung nach Vorwürfen des Vertragsbruchs. Nachdem die Spielerlaubnis erteilt war, wurde Alario zum Stammspieler, traf bisher dreimal - zweimal in der Liga, einmal im Pokal. Ein (erwartbarer) Glücksgriff war zudem die Verpflichtung von Sven Bender, der bisher alle Pflichtspiele für die Werkself bestritt. Auch Dominik Kohr sowie Panagiotis Retsos spielen unter Heiko Herrlich regelmäßig.

1899 Hoffenheim

Gleich zehn Spieler verpflichtete die TSG zu Saisonbeginn. Prominentester Zugang war Serge Gnabry (ausgeliehen vom FC Bayern München), der aber bisher wegen anhaltender Verletzungssorgen erst auf fünf Einsätze (null Scorerpunkte) kommt. Felix Passlack kam im Tausch für Jeremy Toljan vom BVB, wurde aber zuletzt am fünften Spieltag eingesetzt und spielte zwischenzeitlich für die zweite Mannschaft der Hoffenheimer in der Regionalliga Südwest. Der Ex-Gladbacher Nico Schulz scheint mittlerweile auch spielerisch in Sinsheim angekommen zu sein. Florian Grillitsch (kam aus Bremen) hatte Anlaufschwierigkeiten, zeigte aber zuletzt in Köln sein bislang bestes Saisonspiel.

Hamburger SV

Auf dem Transfermarkt scheint der HSV kein glückliches Händchen gehabt zu haben: André Hahn ist allenfalls Mitläufer, auch Rückkehrer Sven Schipplock und Sejad Salihovic rissen bisher keine Bäume aus. Der beste Neuzugang kam wohl aus der eigenen Jugend: Jann-Fiete Arp, erster Bundesliga-Torschütze aus dem Jahrgang 2000, entwickelt sich mehr und mehr zum Hoffnungsträger der Norddeutschen.

Hannover 96

Vor allem in der Offensive holte Horst Heldt zwei echte Verstärkungen nach Hannover: Ihlas Bebou (kam aus Düsseldorf) und Jonathas (kam von Rubin Kasan) trugen mit ihren insgesamt sechs Treffern (3/3) zum Höhenflug der 96er in der Liga bei. Ex-Borusse Julian Korb liefert zudem konstante Leistungen in der Abwehrkette ab.

Hertha BSC

Auch die Hertha verstärkte ihre Offensive, holte Davie Selke aus Leipzig und Mathhew Leckie aus Ingolstadt - mit Erfolg: Selke traf nach seiner Verletzungspause dreimal in der Europa League und einmal in der Liga, Leckie viermal in der Liga. Für Aufsehen sorgte der Transfer von Jürgen Klinsmanns Sohn Jonathan, der aber bisher keinen Pflichtspieleinsatz für die Hertha hatte. Der Torwart war allerdings auch nicht als Nummer 1 eingeplant.

FC Augsburg

Die Fuggerstädter landeten - nach bisherigem Saisonverlauf - einen Volltreffer auf dem Transfermarkt. Michael Gregoritsch kam für 5,5 Millionen Euro aus Hamburg und entwickelte sich zum Leistungsträger: Fünf Tore und zwei Torvorlagen stehen bisher zu Buche. Auch Marcel Heller gehört zum Stammpersonal, legte zu Saisonbeginn zwei Tore auf - blieb anschließend aber ohne Torbeteiligung. Anders vorgestellt hatte es sich wohl Torhüter Fabian Giefer, der vom FC Schalke 04 kam, bisher aber nur die Nummer drei im Tor der Augsburger ist.

Eintracht Frankfurt

Die Eintracht erlebte im Sommer einen großen Umbruch - zehn Spieler gingen, 13 neue kamen. Aus der neu zusammengestellten Truppe formte Niko Kovac ein funktierendes Team, die Eintracht schielt in Richtung Europapokal-Plätze. Großen Anteil daran hat Stürmer Sébastien Haller, der aus Utrecht kam und in Liga und Pokal bisher acht Tore (darunter mehrere wichtige Last-Minute-Treffer) erzielte. Auch der Transfer von Kevin Prince-Boateng von Las Palmas zur Eintracht trägt Früchte - unter Kovac gehört er zum absoluten Stammpersonal.

VfL Wolfsburg

Der VfL findet nicht so Recht in die Saison, was auch für seine Neuzugänge zu gelten scheint. John Anthony Brooks kam für rund 20 Millionen Euro aus Berlin, verletzte sich aber zunächst schwer und kam erst am 10. Spieltag zu seinem ersten Einsatz. Vom FC Liverpool kam Divock Origi, der bisher vier Tore schoss und damit Wolfsburgs bester Torschütze in der Saison ist. Von den restlichen acht Zugängen sorgte bisher kein Spieler für Furore.

VfB Stuttgart

Die Schwaben setzten in der Sommerpause voll auf den Faktor Erfahrung: Aus Istanbul kam Andreas Beck, vom FC Schalke Holger Badstuber und aus der Vereinslosigkeit Dennis Aogo. Alle drei spielen erwartungsgemäß eine wichtige Rolle. Für das meiste Aufsehen indes sorgt bisher Chadrac Akolo, gekommen vom FC Sion. In neun Liga-Spielen kommt er auf drei Tore, traf zudem im Pokal. Auch der argentinische Zugang Santiago Ascacibar hat sich durch Lauffreude und Einsatz in die Herzen der schwäbischen Fans gespielt.

Werder Bremen

Bremens bester Neuzugang steht wohl im Werder-Tor. Jiri Pavlenka kam von Slavia Prag und konnte im Großteil der Spiele überzeugen - dreimal behielt er in der Liga gar die weiße Weste. Der Rest der Neuzugänge tat sich bislang nicht mit Großtaten hervor - was sich in Bremens Liga-Platzierung widerspiegelt.

SC Freiburg

13 Spieler verpflichtete der SC Freiburg im Sommer fest - einen außergewöhnlichen Glücksgriff scheinen die Breisgauer bisher nicht getan zu haben. Der Abgang von Maximilian Philipp (ging für 20 Millionen Euro zum BVB) schmerzte, einen neuen Shootingstar konnten Beobachter in Christian Streichs Kader bisher nicht entdecken.

FSV Mainz 05

In der Offensive verlor Mainz Jhon Cordoba an den 1. FC Köln, holte dafür Viktor Fischer aus Middlesborough und Kenan Kodor aus Osasuna - beide schlugen bisher nicht ein. Torwart René Adler kam aus Hamburg und wurde nach ansprechenden Leistungen in Mainz sogar wieder mit der Nationalelf in Verbindung gebracht. Dann warf ihn eine Verletzung wieder zurück.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version wurden Lucas Alario zwei Treffer unterschlagen. Der Fehler wurde korrigiert.

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