Bundesliga-Hingucker Ribérys genialer Moment und Hahns Traum-Comeback

Düsseldorf · Das abgeschlagene Bundesliga-Schlusslicht Hannover 96 zieht noch einmal die Reißleine und entlässt Trainer Thomas Schaaf, Franck Ribéry schießt die Bayern mit einem Traumtor zum Sieg. Und für Gladbachs André Hahn schließt sich beim 5:0 gegen die Hertha ein Kreis. Das und mehr in unseren Hinguckern des Tages.

28. Spieltag: die Elf des Tages
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Foto: afp, CS
FC Bayern München: Franck Ribéry erzielt "Wahnsinnstor"
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Seitfallzieher: Ribéry erzielt "Wahnsinnstor"

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Foto: Screenshot ARD

Franck Ribéry hat in seiner langen Profi-Karriere schon viele Treffer erzielt, allein 70 in der Bundesliga — doch so ein schönes Tor wie am Samstag beim 1:0 gegen Eintracht Frankfurt war dem 32-Jährigen "noch nie gelungen", wie er selbst einräumte. "Das war speziell und positiv für meinen Kopf", fügte Ribéry freudestrahlend an.

Es war die 20. Minute in der Allianz Arena, als Eintracht-Keeper Lukas Hradecky einen Schuss von Mario Götze gerade noch abwehren konnte und Ribery den abgeprallten Ball spektakulär mit einem wunderbaren Seitfallzieher ins Netz beförderte. Trainer Pep Guardiola schwärmte von einem "Wahnsinnstor".

Es war aber nicht nur der entscheidende Treffer, der den Franzosen in den Mittelpunkt rückte. Ribéry ragte mit seinen Tempodribblings auch sonst aus einer durchschnittlichen Bayern-Mannschaft heraus. Nachdem er 2015 über weite Strecken verletzt gefehlt hatte, findet Ribéry rechtzeitig zum Saison-Endspurt seine alte Form wieder.

"Viele haben gedacht, dass ich nicht so schnell auf diesem Niveau zurück bin", sagte Ribéry zufrieden. Aber er arbeite viel, "zweimal am Tag auch privat. Auch für solche Tore." Und für eine Vertragsverlängerung. 2017 läuft der Kontrakt des Mittelfeldspielers aus. In den letzten Wochen machte Ribéry aber kein Hehl daraus, dass er gerne seiner Liebe FC Bayern treu bleiben will. In dieser Form ist er für die Münchner unverzichtbar.

Für André Hahn hat sich am Sonntag zum zweiten Mal ein Kreis geschlossen. Sein Comeback nach fünf Monaten Verletzungspause feierte er beim FC Schalke — im Hinspiel hatte ihm Johannes Geis eine schwere Knieverletzung zugefügt. Jetzt stand Hahn gegen Hertha BSC erstmals wieder in der Startelf und traf zum 2:0 — im Hinspiel hatte er erstmals nur von der Couch zusehen können. "Da ist heute schon eine Last von mir abgefallen. Das ist unglaublich", sagte Hahn bei Sky. Kurios: In nur neun Spielen sind dem 25-Jährigen nun schon drei Tore gelungen, genauso viele wie in 23 Spielen der vergangenen Saison.

André Hahn erzielt erstes Tor nach Horror-Verletzung
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Hahn erzielt erstes Tor nach Horror-Verletzung

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Foto: Dirk Päffgen

Medienberichte hatten vor dem Hertha-Spiel Zweifel geweckt, ob Hahn auch noch ein drittes Jahr in Gladbach erleben wird, angesichts der enormen Konkurrenz in der Offensive. "Man sollte nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. Ich habe noch Vertrag in Gladbach und fühle mich hier auch sehr wohl", sagte Hahn zu diesem Thema. "Für André hat es mich riesig gefreut. Ich kenne das Gefühl ja", meinte Patrick Herrmann, der im Rennen um die Rolle als Raffael-Ersatz den Kürzeren gezogen hatte. Irgendwie logisch, dass gefeierte Comebacks bei der Borussia in den vergangenen Wochen Hochkonjunktur haben: Wer viele Verletzte zu beklagen hatte, darf viele Rückkehrer begrüßen.

Hannover 96 ist mit zehn Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz abgeschlagen Letzter in der Bundesligatabelle. Nun haben die Niedersachsen ihren allerletzten Joker gezogen und Trainer Thomas Schaaf vor die Tür gesetzt. Der 54 Jahre alte Chefcoach musste nach der zehnten Niederlage in elf Spielen unter seiner Führung gehen.

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Foto: dpa, jai

Dabei war Schaaf erst in der Winterpause als Nachfolger von Michael Frontzeck angetreten, um 96 in der Bundesliga zu halten. Doch Schaaf ist krachend gescheitert, der Fußballlehrer fand keine Bindung zu Mannschaft, alle Änderungen und Taktiken der Marke Schaaf schlugen fehl. Am Ende stand eine nie für möglich gehaltene Negativserie des Traditionsklubs aus der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Jörg Schmadtke war mächtig sauer. Der Geschäftsführer Sport des 1. FC Köln erklärte den Fairplay-Gedanken der Bundesliga nach dem 1:1 bei der TSG Hoffenheim für begraben. Warum? Weil die Hausherren seiner Meinung nach in der Nachspielzeit den Ball hätten ins Aus spielen müssen, da der Kölner Lukas Klünter nach einem Zweikampf am Boden lag. Schiedsrichter Deniz Aytekin ließ allerdings weiterlaufen — und Hoffenheim kam doch noch zum Ausgleich.

Im Anschluss an diese Aufreger-Szene ließ sich Schmadtke dann zu einer Aktion hinreißen, die ebenfalls nicht viel mit Fairplay zu tun hat. Schmadtke nahm seinen Kaugummi aus dem Mund und warf ihn in Richtung der Hoffenheimer Bank.

Als Christian Clemens längst unter der Dusche stand, erzählte Pablo De Blasis immer noch von seinen vorangegangenen Heldentaten. Natürlich auf Spanisch, was sich für deutsche Ohren wunderbar poetisch und damit absolut passend zum Anlass anhörte. Schließlich hatte das "dynamische Duo" den FSV Mainz 05 kurz zuvor zum 4:2 (2:2) über den FC Augsburg geführt.

Dass De Blasis ausführlicher als Clemens berichten durfte, war verständlich. Denn während Clemens bereits den zweiten Doppelpack seiner Karriere (13./76.) geschnürt hatte, erzielte der Argentinier zum ersten Mal zwei Tore (24./53.) in einer Bundesliga-Partie. Und da der 1,65 m kleine Flügelflitzer einen Treffer sogar per Kopf erzielte, bestand zusätzlicher Redebedarf.

Also erzählte De Blasis von seinen sechs Kopfballtoren, die ihm in Griechenland schon einmal in einer Saison gelungen waren — auch weil er früher mit seinem Vater fleißig Kopfbälle trainiert hat. Er berichtete von seinen Eltern und seiner Freundin, die gerade zu Besuch sind. Und vom spanischen Clásico, den er am Abend schauen wollte, anstatt groß zu feiern.

Und dann gab De Blasis noch voller stolz zu Protokoll, dass ihn die Rolle als Publikumsliebling beim Europacup-Anwärter sehr glücklich macht: "Es ist wunderbar. Ich habe schon gemerkt, dass alle Leute hier ein sehr großes Herz für mich haben."

Wenige Minuten zuvor hatte Clemens übrigens erklärt, warum beim FSV sicher niemand neidisch auf die Aufmerksamkeit für ihn und De Blasis ist: "Bei uns steht das Team über allem. Es ist egal, wer spielt, jeder haut sich voll rein. Das macht Mainz in dieser Saison aus."

Eigentlich hätte es diese Szene gar nicht geben müssen. Nach einem langen Abschlag von Bayern-Keeper Manuel Neuer gingen Robert Lewandowski und Frankfurts Abwehrspieler David Abraham ins Laufduell. Dabei hatte der Linienrichter bereits eine Abseitsstellung angezeigt und Schiedsrichter Florian Meyer das Spiel auch schon unterbrochen. Und dennoch kam es zu einem Techtelmechtel zwischen dem Polen und seinem Gegenspieler.

Im Laufduell wollte keiner der beiden zurückziehen, wenig später standen sich beide Kopf-an-Kopf gegenüber. Zuerst machte Lewandowski den Eindruck, als strecke er Abraham jede Sekunde nieder, dann drehte sich der Spieß um. Am Ende gab Meyer den Streithähnen jeweils die Gelbe Karte und zeigte damit viel Fingerspitzengefühl.

Auch an diesem Woche war die mögliche Rückkehr von Mario Götze zu Borussia Dortmund ein großes Thema. Die Fans des BVB zeigten beim 3:2-Heimsieg gegen Werder Bremen, was sie von der Idee halten, Götze zurück in den Pott zu holen.

Auf der Tribüne war ein großes Plakat mit einer eindeutigen Botschaft zu sehen. "Mailand oder Madrid — Hauptsache nicht Dortmund! Verpiss Dich Götze!", stand auf einem Banner im Signal Iduna Park, das von einigen Fans gezeigt wurde. Das Plakat ist eine Anspielung auf ein legendäres Zitat von Andreas Möller, der in einem Interview auf die Frage nach seiner Zukunft geantwortet hatte: "Mailand oder Madrid — Hauptsache Italien."

Jetzt weiß Götze, wie es um seinen Status in Dortmund ungefähr bestellt ist.

In der 74. Minute wurde Shinji Kagawa gegen Werder Bremen eingewechselt. In der gleichen Minute erzielte Werder Bremens Zlatko Junuzovic das 2:1 für die Gäste und stellte die Partie auf den Kopf. Doch Werder hat die Rechnung ohne den Japaner gemacht. Und ohne den ebenfalls eingewechselten Adrian Ramos.

Denn die beiden Joker sorgten dafür, dass der BVB am Ende doch noch einen 3:2-Erfolg gegen die Hanseaten bejubeln durfte. Erst erzielte Kagawa in der 77. Minute nach Vorarbeit von Marcel Schmelzer den Ausgleich, dann traf Ramos per Kopf nach einer Ecke zum Sieg (82.). Und Dortmunds Trainer Thomas Tuchel klopfte sich für sein goldenes Händchen auf die Schultern.

Da hatte es offenbar jemand eilig: Kurz vor der Halbzeitpause der Partie zwischen Mainz 05 und dem FC Augsburg (4:2) ging der Rasensprenger in der Arena los — und sowohl die Spieler als auch das Schiedsrichtergespann staunten nicht schlecht. Die Partie musste kurz unterbrochen werden, dann stellte der Rasensprenger den Betrieb wieder ein.

Mit einem 2:2 ging es in die Halbzeit. Auf dem frisch gesprengten Rasen taten sich die Gastgeber in Hälfte zwei dann leichter und gewannen noch mit 4:2.

Bei der 0:3-Niederlage in Ingolstadt hatte Dennis Aogo vom FC Schalke 04 nicht viel zu lachen. Dabei ist der Abwehrspieler einer der Glückspilze des Wochenendes. Aogos Freundin Ina Toennes ist bei einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Mafo unter 1002 Männern und Frauen zur hübschesten Spielerfrau des Landes gewählt worden.

Platz zwei belegt Annelie Alpert, bessere Hälfte des Mainzer Torwarts Loris Karius. Dritte wurde Scarlett Gartmann, Freundin von Nationalspieler Marco Reus. Cathy Hummels, Frau des im Februar zum heißesten Bundesligaprofi gewählten Weltmeisters Mats Hummels, landete auf dem neunten Rang.

(sid)
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