1:0 gegen Bayern München Dortmund siegt im Atlético-Stil

Dortmund · Das 1:0 gegen Bayern München ist vor allem auf eine geschlossene Abwehrleistung zurückzuführen. Eine Qualität, die dem BVB bisher kaum zuzuschreiben war. Sie orientieren sich dabei am Bayern-Schreck aus Madrid.

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Foto: dpa, jhe

Marc Bartra liegt am Boden, ein paar Meter weiter tut es ihm Sokratis gleich. Beide Dortmunder plagen sich mit Wadenkrämpfen, lassen sich von Mitspielern erstversorgen. Es läuft die Nachspielzeit im Topspiel der Bundesliga gegen Bayern München, und es ist eine bezeichnende Szene. Sie verdeutlicht den Aufwand, den der BVB betrieben hat, um das 1:0 schließlich über die Zeit zu bringen. "Das war ein wenig Atlético-Madrid-Style von unserer Seite", fasste Sportdirektor Michael Zorc treffend zusammen.

Niederlagen und Bayern München, das passte in den vergangenen Spielzeiten nur ganz selten zusammen. Ein Team, das es aber zuletzt zweimal in drei Spielen schaffte, ist eben Atlético Madrid in der Champions League. Beide Male gewannen sie mit 1:0. Das System der Spanier ist vor allem auf hartes, konzentriertes Verteidigen ausgelegt. Ein Spielelement, das im Normalfall nicht ganz oben auf der Agenda des BVB steht. Doch die Partie gegen die Bayern war eben kein Normalfall. Seit April 2012 hatte Dortmund vier Liga-Heimspiele gegen den Rekordmeister nicht gewinnen können. Um das zu ändern, überraschte Trainer Thomas Tuchel den Bayern-Coach Carlo Ancelotti mit einer untypischen Taktik.

In einem 5-1-2-2 machten die Hausherren in der Anfangsphase das Aufbauspiel der Bayern komplett zunichte. Die beiden Stürmer Adrian Ramos und Pierre-Emerick Aubameyang ließen Mats Hummels und Jérôme Boateng keine Chance, ihre gefürchteten langen Diagonalpässe zu spielen. Und Mario Götze und André Schürrle verhinderten einen geordneten Aufbau in der zweiten Reihe. Netter Nebeneffekt der Strategie: Die Bayern wussten bei Dortmunder Ballbesitz zunächst nicht, wie sie sich auf das unbekannte System einstellen sollten. Logische Folge war der Siegtreffer durch Pierre-Emerick Aubameyang nach elf Minuten. "Borussia ist stark ins Spiel gestartet. Es war eine gute Kombination zum Siegtor", sagte Ancelotti anerkennend.

Nach 25 Minuten übernahmen die Bayern dann die Kontrolle über die Partie. In einem 2-4-4 bei Ballbesitz probierten die Münchener immer wieder, über Außen Überzahlsituationen herzustellen. Doch der BVB wehrte sich mit Zweikampfhärte und schaltete voll in den Atlético-Modus. "Die erste Halbzeit war unfassbar intensiv", betonte Tuchel. "Es war uns klar, dass es Phasen geben würde, in denen wir unsere Dominanz nicht auf den Platz bekommen werden." Was dem Trainer nicht gefallen haben dürfte, war die Passivität seiner Spieler bei Ballbesitz in der zweiten Hälfte. Auch deshalb wurde die Partie immer mehr zur Abwehrschlacht. Dortmunds zentraler Abwehrspieler Sokratis bewies sich dabei als Turm in der Schlacht. Nach der Partie erklärte er völlig entkräftet: "Krämpfe in den Waden haben mir das Leben am Ende schwer gemacht. Gegen Lewy [Robert Lewandowski; Anm. d. Red.] zu spielen, kostet Kraft. Aber wir sind so glücklich über die drei Punkte und wollen jetzt eine Serie starten."

Dass das neue System dabei eine Rolle spielen wird, bestätigte der Trainer. "Wir müssen das Bild der vergangenen Saison ausradieren und es neu malen", sagte er. "Vielleicht ändert sich dadurch unser Stil. Es kann sein, dass wir uns da weitertasten."

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke setzte zu einer großen Würdigung seines Trainers an, der die Bayern in sieben Spielen zuvor nicht hatte besiegen können. "Thomas hat das taktisch großartig gemacht. Es ist für ihn ein weiterer Stern am Revers", sagte Watzke. Allerdings bestehe "kein Anlass zu Triumphgeheule".

(erer)
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