Dortmund - Hoffenheim 3:1 BVB rettet sich dank Roter Karte und Schluss-Offensive

Dortmund · Borussia Dortmund hat über weite Strecken beim 3:1 arge Probleme mit den abstiegsbedrohten Hoffenheimern.

Bei Borussia Dortmund: Sebastian Rudy sieht Rot
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Geburtstagskind Rudy sieht Rot

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Foto: dpa, bt htf

Die Bundesliga hat einen neuen Anhänger der praktizierten Zettelwirtschaft. Er heißt Julian Nagelsmann. Anders als seine einstweilen deutlich prominenteren Kollegen André Schubert (Mönchengladbach) und Pep Guardiola (München) bedachte Hoffenheims Übungsleiter allerdings seine Mannschaft sehr früh mit einer schriftlichen Botschaft. Bereits in der ersten Halbzeit ließ der Coach einen Brief herumreichen. Diesen Rekord hat er nun auch noch. Der jüngste Bundesliga-Trainer ist er mit seinen 28 Jahren schon. Zu weiteren Bestleistungen reichte es gestern aber noch nicht. Seine Mannschaft kassierte bei Borussia Dortmund die erwartete 1:3-Niederlage. Sie machte es dem großen Favoriten aber ziemlich schwer.

Bis in die Schlussphase wäre sogar ein Sieg des Außenseiters und Abstiegskandidaten möglich gewesen. Die wohl spielentscheidende Szene trug sich nach einer Stunde zu. Hoffenheim führte nach einem Kontertor durch einen Treffer von Sebastian Rudy mit 1:0, als der Torschütze einen drohenden schnellen Dortmunder Angriff mit einem Foul an Pierre-Emerick Aubameyang unterband. Schiedsrichter Peter Sippel schickte Rudy mit einer Roten Karte vom Platz. Rudy wunderte sich und beteuerte: "Ich wollte den Ball spielen, ich weiß nicht, warum er da Rot zieht." Sein Trainer allerdings hatte bereits ins Diplomatenfach gewechselt. "Es war eine vertretbare Entscheidung", räumte Nagelsmann ein.

In der Einschätzung der Gesamtsituation nach dem Platzverweis wird er gewiss dem Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc zustimmen. "Da wurde es für uns ein bisschen einfacher", sagte der BVB-Manager. Hoffenheim musste sich in eine Art Handballdeckung in zwei Abwehrketten vor dem eigenen Strafraum verschanzen. Die Dortmunder Hälfte wurde zur gästefreien Zone. Dortmund stand mit allen Feldspielern jenseits der Mittellinie, drückte und suchte geduldig nach einer Lücke. Es machte sich in dieser Phase positiv bemerkbar, dass BVB-Trainer Thomas Tuchel seinen Spielmacher Ilkay Gündogan nach der Pause auf den Rasen schickte. Der Nationalspieler, wegen der Nachwirkungen einer Viruserkrankung im ersten Durchgang noch zur Schonung auf der Bank, brachte mit seinen Ideen die notwendige Tiefe ins Dortmunder Spiel. Und es war bezeichnend, dass sein Pass in den Hoffenheimer Strafraum der Ausgangspunkt für den späten Ausgleich war. Henrikh Mkhitaryan vollstreckte kühl und überlegt. "Es waren noch gut zehn Minuten zu spielen. Da wusste ich, dass für uns auf jeden Fall noch etwas geht", erklärte Zorc.

Das war eine äußerst fachkundige Bemerkung. Dortmund hielt den Fuß auf dem Gaspedal, und es fand wieder den Weg über die Außenposition. Lukasz Piszczek, der hinten in seinem ursprünglichen Job als rechter Außenverteidiger schon lange nichts mehr zu tun hatte, flankte von der Grundlinie, und der eingewechselte Adrian Ramos traf mit einem Kopfball zur 2:1-Führung. In der Nachspielzeit durfte auch der zuvor unsichtbare Torjäger Aubameyang noch ran. Er schloss einen Konter zum 3:1 ab. Im Stadion war ein hörbares Murren längst wieder lautstarker Begeisterung gewichen.

Dortmund bleibt nach dem unspektakulären Erfolg der unbedrängte Tabellenzweite, und es kann im nächsten Heimspiel am kommenden Samstag gegen den FC Bayern München noch einmal für einen Hauch an Spannung sorgen. Hoffenheim wies längere Zeit ein ordentliches spielerisches Niveau nach, das zu einem Absteiger so gar nicht passen mag. "Wir müssen auf der Leistung der ersten Halbzeit aufbauen", betonte Nagelsmann mit der Abgeklärtheit des alten Hasen und mit dem Erfahrungsschatz von drei Bundesliga-Spielen.

Einen Zettel hat er nicht herumreichen müssen.

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