Dortmund - Mainz 2:0 Tod eines Fans rückt BVB-Sieg in den Hintergrund

Dortmund · Nach 30 Minuten gespenstischer Stille hielten 81.000 Zuschauer im Dortmunder Stadion ihre Schals in die Höhe und stimmten "You'll never walk alone" an. Der Tod eines Fans während des Spiels rückte beim 2:0 (1:0) von Borussia Dortmund gegen den FSV Mainz 05 das sportliche Geschehen völlig in den Hintergrund.

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Foto: dpa, bt hak

"Wir Spieler haben zunächst gar nichts davon mitbekommen und waren wegen der Stille im Stadion irritiert", sagte der sichtlich mitgenommene BVB-Nationalspieler Marco Reus bei Sky: "Direkt nach dem Spiel ist der Trainer auf uns zugekommen und hat uns aufgeklärt. Da ist tragisch und rückt das Spiel natürlich in den Hintergrund."

Nachdem auch sie erfahren hatten, dass ein Mann nach einem Herzinfarkt verstorben und eine weitere Person reaniminiert und ins Krankenhaus gebracht worden war, versammelten sich die BVB-Profis Arm in Arm auf dem Rasen und sangen mit den Fans. BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel teilte mit brüchiger Stimme mit: "Der BVB dankt allen Fans für das respektvolle Verhalten, insbesondere auch den Mainzern." Die Polizei teilte später auf SID-Anfrage mit: Der Verstorbene war ein 79-Jähriger, der Überlebende 55 Jahre alt.

Bevor die Zuschauer nach dem tragischen Zwischenfall ihre Gesänge einstellten, hatte Reus in seiner Rolle als "Dosenöffner" auch seinen Lieblingsgegner Mainz geknackt. Der überragende Nationalspieler führte den BVB in der bedrückenden Atmosphäre mit seinem zehnten Saisontor (30.) zu einem verdienten Sieg - damit sind es wieder fünf Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter Bayern München.

Reus erzielte nicht nur sein neuntes 1:0 in dieser Saison, das sechste in der Bundesliga, sondern glänzte auch häufig Vorbereiter. Seine elf Tore gegen Mainz bedeuten Ligarekord. Das 2:0 erzielte Shinji Kagawa (73.) - zu diesem Zeitpunkt hatte die sonst so laute Südkurve ihre Gesänge eingestellt und ihre Banner eingerollt.

Die Gäste, eigentlich Experte für Siege gegen Spitzenmannschaften, liegen trotz der Niederlage auf einem Europa-League-Platz. In der Rückrunde hatten sie zuvor Borussia Mönchengladbach, Schalke, Leverkusen und die Bayern bezwungen.

Mit dem Anpfiff in der ausverkauften Arena begann für den BVB das erwartete Geduldsspiel. Die eng gestaffelten Mainzer, in neun vorherigen Anläufen ohne Sieg in Dortmund, schauten sich den gegnerischen Aufbau ganz ruhig an und waren zur Stelle, wenn der Pass in die Tiefe oder die schnelle Kombination gespielt wurden.

Vor der fünften englischen Woche in Serie hatte BVB-Trainer Thomas Tuchel gegen seinen Ex-Klub (2009 bis 2014) auf eine größere Rotation verzichtet. Rückkehrer Sokratis ersetzte den verletzten Sven Bender in der Innenverteidigung ohne Qualitätsverlust, Nuri Sahin gab für den angeschlagenen Ilkay Gündogan den Sechser im 4-1-4-1, Kagawa kam für Lukasz Piszczek.

Martin Schmidt wechselte auf drei Positionen, der vom BVB umworbene Yunus Malli stand in der Startelf. Malli war auch der erste Mainzer, der sich mit Ball in den BVB-Strafraum wagte (20.) - kurz vor der ersten Chance der Gastgeber durch Marcel Schmelzer (23.).

Anschließend erkämpfte sich Mainz etwas häufiger den Ball. Defensiv verschoben die Gäste nahezu perfekt - bis zur ersten Unachtsamkeit, die Gonzalo Castro für einen Traumpass auf Reus nutzte: 1:0 durch den Mann, der so häufig das erste Tor erzielt.

Die zweite Halbzeit begann mit einer Großchance Kagawas (46.), was gleich wieder die Richtung vorgab. Auch Pierre-Emerick Aubameyang scheiterte jeweils nach Reus-Vorlage dreimal in sechzig Sekunden an 05-Torhüter Loris Karius (51./52.).

Je länger das Spiel weiterlief, desto leiser wurde es im Stadion. Weil die Gäste auch fortan mehr Risiko eingehen mussten, öffneten sich dem BVB nun Räume. Mehrfach fehlte nicht viel zum 2:0, das dann Kagawa erzielte.

(sid)
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