c Schmerzhafte Langeweile

Dortmund · Das torlose Unentschieden im Revier-Derby zwischen Dortmund und Schalke wird nicht lange in Erinnerung bleiben.

Borussia Dortmund - FC Schalke 04: Bilder des Spiels
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Dortmund - Schalke: Bilder des Spiels

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Foto: ap, mm

Es gibt Fußballspiele, bei denen ist selbst die Halbzeitpause langweilig. Sie bieten keinen Gesprächsstoff, keine der schönen "Hätte-wäre-wenn-Geschichten", keine Lobpreisungen außerordentlicher Taten. So eines war ausgerechnet das mit so viel öffentlichem Gebrumm begleitete Revier-Derby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04. In der ersten Hälfte ereignete sich außer ein paar herzhaften Tritten vor gegnerische Schienenbeine überhaupt nichts. Und die Köpfe der Zuschauer sanken nur deshalb nicht zum Schläfchen am frühen Abend an die Brust, weil es trotzdem ziemlich laut war im ehemaligen Westfalenstadion. Nach der Pause wurde es ein bisschen besser, aber das Spiel der alten Rivalen wird dennoch keinen besonderen Platz in den Vereinschroniken einnehmen. Es endete mit dem trostlosesten aller Ergebnisse - 0:0.

Typisch für das Geschäft mit dem Fußball waren freilich die Auskünfte der Sprachforscher auf beiden Seiten. Dortmunds Trainer Thomas Tuchel räumte zwar immerhin ein, "dass wir in der ersten Halbzeit zu viele leichte Fehler in der Vorwärtsbewegung gemacht haben, dadurch haben wir kein Tempo gehabt". Er begeisterte sich allerdings derart an der deutlichen Leistungssteigerung seines Teams nach dem Seitenwechsel, in dem es immerhin drei gute Torgelegenheiten verbuchte, dass er diese Vorstellung schon zur Trendwende ausrief. "Die zweite Halbzeit macht uns großen Mut, dass wir kurz davor sind, wieder zu gewinnen", sagte er, "ich traue uns dann auch zu, dass wir in Serie gewinnen."

Es wird Zeit, wenn Dortmund die frechen Emporkömmlinge in der Liga (wie zum Beispiel Leipzig) nicht davonziehen lassen will. "Das nervt uns auch", erklärte Tuchel, "die Lücke nach oben wird immer größer." Und weiter nach oben gehören die Dortmunder nicht nur nach ihrem Selbstverständnis. Das betrifft auch den Gegner im Derby. Schalke hat im Sommer derart investiert, dass es natürlich ins obere Drittel der Tabelle muss. Das weiß der neue Trainer Markus Weinzierl. Wie seine Spieler und die Fans feierte er das 0:0 von Dortmund als Erfolg, weil es eine Serie von inzwischen sieben Pflichtspielen ohne Niederlage fortschrieb. Sein Kapitän Benedikt Höwedes fand: "Wir kommen wieder in die Spur." Und Weinzierl stellte fest: "Wir wissen, dass wir den Saisonstart in den Sand gesetzt haben, sind aber auf einem guten Weg." Zufrieden durfte er aber allein mit der Defensivleistung sein. Der Gast trug entscheidend dazu bei, dass die Gastgeber in der ersten Hälfte nicht einen einzigen Torschuss abgaben. 45 Minuten lang sah es so aus, als habe eine unsichtbare Macht ein Betretungsverbot für den Schalker Strafraum ausgesprochen.

Die Gelsenkirchener hielten sich den Gegner mit den drei Innenverteidigern Höwedes, Naldo und Matija Nastasic vom Leib. Die Außenverteidiger Sead Kolasinac und Alessandro Schöpf machten die Deckung bei Bedarf zu einer Fünferkette, und im zentralen Mittelfeld wurde der Dortmunder Spielentwickler Julian Weigl mit intensiven Attacken stillgelegt. Der BVB kam nicht zwischen die vielzitierten Linien, Mario Götze und Shinji Kagawa fanden kein Tempo, sie spielten mehr zurück als nach vorn, Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang hatte beim Aufwärmen wahrscheinlich dreimal so viele Ballkontakte wie im Spiel. Schalke hielt die laufintensive Abwehrarbeit jedoch nicht durch, und Dortmund kam nach dem Wechsel für längere Phasen in seinen Rhythmus. Daran waren Weigl und Götze maßgeblich beteiligt. Die Belohnung in Form von Toren gab es dafür nicht. Tuchels schwer durchdachte Meinung: "Du bekommst nicht immer das Ergebnis, das du verdienst." Götze machte es vulgärer: "Es fühlt sich scheiße an." Recht hatten beide.

(pet)
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