Borussia Mönchengladbach Zwischen Rückschlag und Rekord

Mönchengladbach · Nach dem 0:2 in Hannover gab es Pfiffe für die Mönchengladbacher Profis. Das Gefühl, einen europäischen Wettbewerb zu verpassen, ist da. Wirtschaftlich werden hingegen heute auf der Hauptversammlung Erfolge vermeldet.

Borussia Mönchengladbach: Längste Serien ohne Auswärtssieg
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Borussias längste Serien ohne Auswärtssieg

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Foto: dpa/Robert Michael

Borussia Mönchengladbach hat heute Mitgliederversammlung im Borussia-Park. Und daheim produzieren die Gladbacher in dieser Saison gewöhnlich gute Nachrichten. So wird es auch heute sein. Soeben wurde das 75.000. Mitglied aufgenommen. Heute Abend (18 Uhr/Live im "Fohlenfutter) wird Geschäftsführer Stephan Schippers mitteilen, dass der Bundesligist im Geschäftsjahr 2015 den Rekordumsatz des Vorjahres (rund 130 Millionen Euro) noch mal gesteigert hat. Angesichts der ersten Champions-League-Teilnahme und der Transfereinnahmen 2015, dürfte es auf rund 150 Millionen Euro hinauslaufen. Der Rekordgewinn des Jahres 2014 von rund 13 Millionen Euro dürfte daher auch noch mal deutlich überboten werden.

Auch vor fast genau einem Jahr bejubelten die Borussen bei der Mitgliederversammlung wirtschaftliche Rekorde. Damals gab es auch in der Sparte Sport Klarheit: Gladbach war fix im Europapokal. Am Ende wurde es die erste direkte Teilnahme an der Champions League. Das ist theoretisch auch jetzt noch möglich. Borussia ist Fünfter und hat vier Spieltage vor Schluss sechs Punkte Rückstand auf den Dritten Leverkusen. Aber das Europa-Aus ist ebenfalls noch denkbar. Weil aber Wolfsburg verloren hat, ist der Einzug in einen Europapokal wahrscheinlich, die Frage ist vor allem: Welcher wird es? Trotzdem: Das Gefühl, etwas Mögliches vielleicht zu verpassen, ist da — wegen der Auswärts-Rückschläge.

Die wirtschaftlichen Erfolgszahlen belegen, dass die Champions League nicht nur sportlich Spaß macht. Die Borussen haben sich bei den Trips nach Turin oder Manchester auch Anregungen geholt, wie das ganz große Fußballbusiness geht. Und sie haben eine Mannschaft beisammen, die dem Anspruch, wenigstens die Gruppenphase der Europa League zu schaffen, gerecht werden sollte. Dazu würde schon Platz sechs berechtigen, wenn nicht gerade Werder Bremen überraschend den DFB-Pokal gewinnt.

Dass das Team toll kicken kann, zeigt es regelmäßig in Heimspielen. Da ist Entertainment garantiert — und Erfolg. 34 von 45 Punkten wurden zu Hause eingesammelt. Auswärts indes, wenn es auch darauf ankommt, dagegen zu halten, etwas zu erkämpfen, geht zu wenig. In Hannover gab es Pfiffe, im Internet wird heftig diskutiert. Sportdirektor Max Eberl nahm in Hannover das Team, insbesondere die erfahrenen Spieler, in die Pflicht. "Die Leistungen bis vor dem Spiel in Ingolstadt waren so, dass ich gesagt habe: Wenn die Leistung so ist, wirst du irgendwann den Spieß umdrehen. Jetzt hat sich aber die Leistung gedreht. So wie wir gespielt haben, geht Bundesliga nicht", sagte er.

Borussias Faustpfand auf dem Weg nach oben war Konstanz. Derzeit geht es am Niederrhein jedoch zu wie auf einer Achterbahn. Gladbach ist sich ein wenig selbst ein Rätsel: Vor zwei Wochen, beim 5:0 gegen Berlin, wurde die Schubert-Borussia gefeiert. Wäre danach die Mitgliederversammlung gewesen, es hätte wohl viel Beifall für den Trainer gegeben. Entscheidend ist aber immer der jüngste Trend — und nach den Niederlagen bei Aufsteiger Ingolstadt und dem designierten Absteiger Hannover dürfte es kritische Fragen geben, auch an Schubert, insbesondere nach der Auswärtsschwäche. "Wie kann es sein, dieses Auf und Ab?" Und: "Kriegen Sie das in den Griff?"

Die wirtschaftliche Bilanz wird den Fans Freude machen. Max Eberl hat zuletzt immer wieder dafür geworben, auch den sportlichen Wert der in vielen Belangen kurvigen Saison, die trotz aller Wendungen nach Europa führen kann, nicht zu gering zu schätzen. Aber auch Gladbachs Manager wird erst nach 34 Spielen die Saison abschließend bewerten. "Wir sollten tunlichst vermeiden, am Ende einer komplizierten Saison alles zu verspielen. Ich möchte die Saison so beenden, wie es ihr angemessen wäre. Dafür müssen wir aber Leistung investieren. Das kommt nicht vom Reden, und nicht davon, dass wir schon was gekonnt haben. Wir hatten alle tolle Erlebnisse bei Juventus und in Manchester. Die haben wir aber nicht geschenkt bekommen, sondern haben sie uns hart erarbeitet. Und das müssen wir wieder tun", gab Eberl in Hannover die Zielvorgabe vor. Und auch den Weg dahin.

(RP)
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