Borussia Mönchengladbach Xhaka, die 34 und die gelbe Gefahr

Mönchengladbach · Borussias Mittelfeldspieler trägt seine Lieblingszahl auf der Haut, auf dem Trikot und auf seiner Designerjacke. Gegen Sevilla hat sie ihm wieder Glück gebracht. Heute bei 1899 Hoffenheim will er unverwarnt bleiben - wegen der Bayern.

Borussia Mönchengladbach: Granit Xhaka hat schon sechs Platzverweise
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Granit Xhakas Platzverweise

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Hätte Granit Xhaka ein Lieblingskunstwerk, dann müsste es eigentlich der Kupferstich sein, den Albrecht Dürer (der Jüngere) 1514 geschaffen hat. Egal, wie man das magische Quadrat, das Dürer in sein Werk eingearbeitet hat, rechnet: Alle Senkrechten und alle Waagerechten sowie die Diagonalen ergeben die 34 - Xhakas Lieblingszahl. "Die 34 hat eine besondere Bedeutung für mich", gesteht er. Es war die erste Nummer, die er als Profi hatte, und er trägt sie unwiederbringlich auf der Haut. "Ich habe sie mir auf den Rücken tätowieren lassen", berichtet Xhaka. Die 34 ist sein Markenzeichen geworden. Auf dem Nummernschild seines Autos ist sie zu finden, in seiner Facebook-Kennung, natürlich auf seinem Trikot bei Borussia - und auf seiner aktuellen Lieblingsjacke. Die ist eine Spezialanfertigung. "Ein Designer hat angefragt und mir dann die Jacke gemacht", erzählt Xhaka.

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Zuletzt hat ihm die 34 wieder mal Glück gebracht. Denn das Treffen mit dem FC Sevilla in der Champions League war das insgesamt 34. Europapokalspiel seiner Karriere. Und es war eines der imposantesten. "Es war eine super Mannschaftsleistung", sagte Xhaka nach dem 4:2-Sieg gegen die Andalusier, zu dem er mit gewohnt viel Engagement beitrug. Ein bisschen hat er auch geübt für den heutigen Tag. Denn trotz des hitzigen Spiels blieb er gegen Sevilla unverwarnt. Das muss auch das Ziel sein für die Partie bei 1899 Hoffenheim.

Im Sinsheimer Stadion spielt Xhaka gegen die gelbe Gefahr. Denn bei der nächsten Verwarnung ist er gesperrt und fehlt dann gegen den FC Bayern am nächsten Samstag. "Das Spiel will ich auf gar keinen Fall verpassen", stellt Xhaka klar. Es schien, als hätte sich das Problem gelöst, als er gegen Ingolstadt die fünfte Gelbe Karte sah. Damit wäre er gegen Hannover gesperrt gewesen. Doch sah er später noch Gelb-Rot. Es blieb somit bei den vier Gelben Karten in der Statistik. "Es ist eine blöde Situation. Ich habe sie natürlich immer im Hinterkopf", sagt er. Im Eifer des Spiels jedoch, da kann einem Emotionsbolzen wie ihm schon etwas unterlaufen, das der Unparteiische (Michael Weiner) dann entsprechend ahndet. Xhaka muss heute also sehr umsichtig arbeiten.

"Ich werde mit unserem Trainer sprechen, was wir tun können", sagt er. Dass er nicht spielt, um definitiv der Gefahr einer Sperre zu entgehen, ist jedoch nicht vorstellbar. Zu wichtig ist der Kapitän für das Spiel der Borussen. Die haben zwar auch ohne ihn Hannover besiegt, doch ohne Not wird André Schubert nicht auf Xhaka verzichten. Er ist der Boss im Mittelfeld, der Taktgeber, der Anführer und Antreiber. Xhaka spielt die wohl beste Saison seines Lebens. Das weckt Begehrlichkeiten. Unter anderem der FC Liverpool mit seinem Trainer Jürgen Klopp soll interessiert und gewillt sein, viel Geld für Xhaka zu bezahlen, um ihn vorzeitig auf seinem bis 2019 (plus ein Jahr Option) datierten Vertrag herauszukaufen. Es soll eine Ausstiegsklausel geben.

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Xhaka bleibt gelassen und schaut auf das Wesentliche: die Gegenwart. "Meine Aufgabe ist es, mich auf Fußball zu konzentrieren. Ich habe noch einen Vertrag bis 2019 und ich bin glücklich hier. Das allein zählt, und alles andere regeln mein Papa und mein Berater. Treueschwüre leiste ich nicht. Dazu kann im Fußball zu schnell etwas passieren", sagt er. Wie schnell es beispielsweise von ganz unten nach sehr weit oben gehen kann, sportlich, hat er in den ersten 13 Spielen der aktuellen Bundesligasaison erlebt: Die ersten fünf Partien gingen verloren, aus den nächsten acht Partien holte Borussia 22 Punkte.

Die Serie wollen Xhaka und seine Kollegen beim Schlusslicht fortsetzen. Ungeachtet seines Gelb-Dilemmas will sich Xhaka nicht zurücknehmen, das ist nicht sein Naturell. "Natürlich kann es passieren, dass man eine Gelbe Karte bekommt, und in diesem Fall wäre das besonders bitter. Dennoch werde ich meine Art zu spielen nicht ändern, denn das würde mich meiner Stärken berauben", sagt er. Gleichwohl hat er eine Idee, zumindest für den Idealfall: "Ich hoffe, dass wir schnell mit zwei bis drei Toren führen, dann kann ich rausgehen", sagt er. Das jedoch ist ein ambitioniertes Ansinnen, und ganz sicher wird sich Hoffenheim zu seinen Gunsten nicht früh abschießen lassen.

Also muss Xhaka tun, was er gegen Sevilla tat: Die richtige Balance finden zwischen Aggressivität und Vorsicht, um sauber zu bleiben im Sinne des Regelwerks. Der Lohn wäre das Topspiel gegen den FC Bayern. Gelingt es ihm nicht, wäre der Titel von Albrecht Dürers Kupferstich wohl für Borussias Nummer 34 Programm: Das Kunstwerk heißt "Melencolia".

(RP)
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