Mönchengladbach "Wilde Horde"-Prozess: Zeugen schildern Panik und Todesangst
Mönchengladbach · Am zweiten Prozesstag gegen drei ehemalige Mitglieder der Kölner Ultra-Gruppierung "Wilde Horde" wurden gestern vier Zeugen vernommen: die beiden Fahrer des auf den Rastplatz Siegburg abgedrängten Busses sowie zwei Insassen.
Doch vor der Befragung wurde nach Hinweis der Verteidigung eine Publikation der Kölner "Bild-Zeitung" thematisiert, die die drei angeklagten Männer unverpixelt zeigten. Dies gleiche einer "sozialen Exekution" und sei, unabhängig von der Schwere der Tat, bei der Urteilsfindung in Betracht zu ziehen.
Als erster Zeuge wurde der 54-jährige Fahrer, der während des Einwirkens der rund 20 Kölner am Steuer des mit Borussen-Fans gefüllten Busses saß, befragt. Anders als die drei Angeklagten, die sich nach eigenen Aussagen an den Gebrauch von Waffen nicht erinnern konnten, schilderte er, wie ein Kölner die Frontscheibe mit einem Stein bewarf und beschädigte. Erst als ein vor dem Bus befindlicher Kleinbus eine Lücke öffnete, gelang es dem Fahrer, sich aus der Einkesselung zu befreien und die Raststätte zu verlassen: "Ich habe versucht, irgendwie da raus zu kommen." Nach den Geschehnissen suchte er mehrmals einen Psychologen auf, um "das alles zu verarbeiten".
Der zweite Busfahrer, ein 37-jähriger Leverkusener, identifizierte einen der drei Angeklagten, der sich vor der Frontscheibe positioniert und die Insassen mit den Worten "Kommt raus, ihr Dreckssäcke, jetzt gibt's was auf die Fresse!" zum Aussteigen angehalten habe. Auch dieser Fahrer erinnerte sich an einen Kalksandstein, der durch eine Öffnung in der Mitte mit einer Kette befestigt und zweimal gegen die Frontscheibe geworfen worden sein soll. Neben der Beschädigung der Front-und Fahrerscheibe sorgten Lackschäden und ein zerstörtes Rücklicht für einen geschätzten Schaden von etwa 20.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft lobte beide Fahrer, während der "Extremsituation", richtig agiert und den Bus sicher aus der Gefahrenzone gebracht zu haben.
Die weiteren Zeugen, zwei Männer im Alter von 45 und 59 Jahren, gaben teils mit Tränen in den Augen Auskunft über ihre Gefühlszustände während der Tat: Man habe "Todesangst" und "Panik" gehabt, so die beiden Männer. Alle drei Angeklagten entschuldigten sich bei den Zeugen. Man habe nur Stress mit Leuten gesucht, die dasselbe wollten. Die Urteilsverkündung ist für den 30. September angekündigt.