Borussia Mönchengladbach Wieder nichts zu holen in Freiburg

Freiburg · Seit 2002 hat Borussia Mönchengladbach nicht mehr beim SC Freiburg gewonnen. Auch diesmal ging die schwarze Serie weiter. Trotz Führung setzte es am Ende ein 1:3.

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Freiburg - Mönchengladbach

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Foto: Dirk Päffgen

Fast 30 Grad zeigte das Thermometer am Samstagnachmittag um 15.30 Uhr in Freiburg, zur besten Bundesligazeit also, und unten auf dem Rasen des engen Stadions an der Dreisam, das inzwischen Schwarzwaldstadion heißt, dürfen es noch ein paar Grad mehr gewesen sein. Die Borussen durften immerhin in ihren weißen Heimtrikots antreten, das war dann vielleicht ein bisschen angenehmer. Dass es eine schweißtreibende Angelegenheit sein würde, die düstere Freiburg-Serie zu durchbrechen, war also von vornherein klar.

Tatsächlich forderte der SC Freiburg die Borussen auch sportlich sehr, und am Ende setzte sich die schwarze Serie im Schwarzwald — Gladbach ist dort seit 2002 sieglos — fort. 1:3 verlor die Borussia nach Treffern von Thorgan Hazard (34.), Maximilian Philipp (54./85.) und Nils Petersen (86./Foulelfmeter).

Schubert wechselte in Freiburg sehr behutsam. Im Vergleich zum starken 2:1 gegen Leverkusen gab es nur eine Veränderung: Thorgan Hazard kam für André Hahn ins Team. Auf dem kleinen Spielfeld war dessen etwas horizontalere Spielweise wohl ein Grund für den Tausch. Eng würde es sein, und Borussia, Favorit mithin, würde mehr Spielanteile angeboten bekommen vom Aufsteiger, so war es zu vermuten. Kombinationen würden also gefragt sein — und dafür steht das offensive Trio Raffael, Lars Stindl und Hazard insbesondere. Hinten setzte Schubert auf jene Spieler, die es schon gegen Leverkusen gut gemacht hatten: Stabilität war gefragt gegen den euphorisierten Rückkehrer.

Freiburg setzte tatsächlich auf schnelle Gegenstöße nach Ballgewinn, Borussia hatte die Verantwortung für das Spiel. Sie nahm sie an. Und zwar geduldig. Das Team von Christian Streich zog sich stets weit zurück, wenn die Borussen am Ball waren, mal warteten zwei Viererketten, mal eine Fünferkette vor dem Strafraum der laufstarken Gastgeber. Da war ein Durchkommen schwer. Weswegen das Spiel einigermaßen ereignisarm begann.

Nach 15 Minuten gab es aber den ersten Knalleffekt: Florian Niederlechner hatte offenbar das Ansinnen, dem Wunsch der eigenen Fans ("Schieß ein Tor für uns") nachzukommen. Er schoss von der Strafraumgrenze. Der Ball wurde lang und länger, etwas überraschend offenbar für Yann Sommer im Borussen-Tor, und klatschte dann an den Innenpfosten, indes nicht ins Tor, sondern zurück ins Spiel. Glück für Gladbach. Im Gegenzug sammelte Raffael Punkte für den Fair-play-Preis: Schiedsrichter Harm Osmers erkannte auf Ecke, doch Raffael gab zu, den Ball als Letzter berührt zu haben. Es ging mit Abstoß weiter.

Je länger das Spiel dauerte, desto kesser ging Freiburg die Sache an. Es galt für die Borussen, dem Elan des Gegners Einhalt zu gebieten mit einem kühlen Kopf. Das gelang Andreas Christensen nach 32 Minuten nicht. Er wollte von hinten heraus mit einem Antritt das Spiel ankurbeln, verlor aber den Ball und plötzlich hatte Vincenzo Grifo freie Bahn. Er kam auch an Sommer vorbei, wurde dann aber von Tobias Strobl abgedrängt und gestoppt. Das war Rettung in höchster Not. Und ein Hinweis darauf, dass dieses Spiel vollste Konzentration erforderte, wenn es etwas werden sollte mit dem zweiten Saisonsieg.

Borussia geht nach Weckruf in Führung

Es war tatsächlich ein Weckruf. Borussia spürte, dass hier etwas entglitt und wurde sogleich aktiver. Das hatte Erfolg. Der Angriffsvortrag war zwar keiner aus dem Lehrbuch, Ibio Traoré musste den schon verlorenen Ball erst zurückerobern, um ihn dann seinem Kumpel Hazard aufzulegen. Was der dann tat, war grandios: Er nahm ein paar Schritte Anlauf mit dem Ball am Fuß, schaute kurz hoch und schoss das Spielgerät dann mit links blitzsauber ins lange Eck. 1:0. So reagiert ein Spitzenteam, wenn ein Gegner, mit Verlaub, aufmüpfig wird. Dass ausgerechnet Hazard traf, passt zum "Lauf" von André Schubert: Gegen Leverkusen hatte er den Belgier draußen gelassen, obwohl er dreimal gegen Bern getroffen hatte. Sein Vertreter Hahn traf gegen Bayer — und nun kam Hazard mit einem Tor zurück. Rotation, die passt.

Kurz nach der Führung machte Andreas Christensen seinen Aussetzer von vorher wieder gut, als er bei einem Freiburger Konter den Fuß bekam und klärte. Dann zeigte er, wie sein Antritt vorher gemeint war: Der Däne schnappte ich am eigenen Strafraum den Ball und rannte los, ein Freiburger fingerte nach seinem Trikot, konnte ihn aber nicht aufhalten. Das passiert er rund 25 vor dem Tor der Breisgauer per Foul. Sehr zum Ärger der Borussen ließ Osmers den Freistoß nicht mehr ausführen, sondern pfiff zur Halbzeit.

Nach der Pause machte sich dann Athletik-Trainer Markus Müller mit den vielen prominenten Bankangestellten auf den Weg zum Aufwärmen: Jannik Vestergaard, Julian Korb, Jonas Hofmann, Mo Dahoud, Patrick Herrmann und André Hahn bereiteten sich nun vor der Freiburger Kurve auf einen möglichen Einsatz vor. Derweil waren die spielenden Kollegen darauf aus, den Vorsprung zu verteidigen oder gar auszubauen. Das jedoch entsprach keineswegs dem, was sich der SC Freiburg, der nun auf "seine" Fans spielte, vorgenommen hatte- Der wollte die drohende Niederlage abwenden.

Freiburg setzte seinen Ansatz zunächst mal durch. Maximilian Philipp traf mit einem Fernschuss aus 18 Metern zum 1:1, Sommer hatte keine Chance in der Szene. Da war das Zentrum der Borussen zu offen. Nun heiß es dagegenhalten für die Gladbacher. Doch erst mal waren es die Freiburger, die Alarm machten: Sommer konnte einen Freistoßversuch von Mike Franz soeben abwehren (62.). Von Borussia gab es in der Phase nichts Konstruktives mehr zu sehen. Und in der Defensive gab es Konzentrationsschwächen, zudem ließen die Borussen zu viele Standards in Strafraumnähe zu. In der 65. Minute musste Sommer bei einem Grifo-Freistoß erneut flink zu Boden gehen. Er wehrte den Ball ab.

Dass Schubert gute Alternativen auf der Bank hat, ist bekannt. Wie würde er reagieren? Mit Robustheit. André Hahn und Jannik Vestergaard kamen. Der eine, um wieder für Entlastung zu sorgen, der andere, um hinten für mehr Ordnung zu sorgen. Schubert stellte auf eine Viererkette um, das teilte Ibo Traoré den anderen per Fingerzeig mit. In kleinen Gesprächsrunden erörterten die Borussen flugs nochmal die taktischen Umschichtungen: unter anderen wurde aus Oscar Wendt nun eine Art Angreifer. Patrick Herrmann kam dann auch noch für Elvedi, um noch mehr offensiven Power zu haben. Doch diesmal griffen die Maßnahmen nicht, es blieb bei Freiburger Vorteilen.

Zunächst war es Verstergaard, der nach einem Traroé-Freistoß per Kopf über das Tor zielte. Doch dann drehten die Hausherren noch einmal richtig auf. Nach einem langen Abschlag landete der Ball bei Philipp, der von der Strafraumgrenze verwandelte (86.). Nach einem Foul von Sommer an Grifo sorgte Nils Petersen per Elfmeter für die Entscheidung.

(kk)
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