Borussia Mönchengladbach Wenn nur die "Birne" nicht wäre...

Mönchengladbach · Borussia hat dreimal in Folge verloren. Heute gegen den Hamburger SV muss ein Sieg her. Das ist auch eine Frage des Kopfes.

Borussia Mönchengladbach: Frust nach historischem Fehlstart
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Borussen-Frust nach historischem Fehlstart

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Es gibt Dinge, die sind im Fußball wahrscheinlicher als andere. Eine Niederlage in Dortmund zum Beispiel. Und, im Falle der Borussen, auch eine in Bremen, denn an der Weser gab es fast drei Jahrzehnte nichts zu holen, bevor in der vergangenen Saison, im Rausch des Höhenflugs, dort mit einem 2:0 der historische Schritt in die Champions League gemacht wurde. Bleibt das 1:2 gegen Mainz im bislang einzigen Heimspiel der Saison. Das war eher unwahrscheinlich, wahrscheinlicher war ein Unentschieden, denn das gab es in allen Vergleichen mit Mainz fast ebenso oft (8) wie Siege (10) und Niederlagen (8). Reduziert man nun den missglückten Saisonstart der Borussen auf das zu Erwartende, bleibt unter dem Strich ein Punkt weniger, als angenommen werden durfte: der, der gegen Mainz nicht geholt wurde.

Doch Fußball ist nun mal auch eine Sache "der Birne", wie Borussias Sportdirektor nach dem 1:2 in Bremen konstatierte. Da liegt das Problem. Denn die Gladbacher haben dreimal hintereinander verloren. Und dann setzen sie ein, die üblichen Mechanismen: Die Leichtigkeit geht verloren, auch der Spaß ("Momentan macht keinen Bock", sagte der nun gesperrte Granit Xhaka), es gibt eine Leere nicht nur auf dem Punktekonto, sondern auch im Kopf: Selbstzweifel nagen am Selbstvertrauen.

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Stranzl und Hahn mischen wieder mit

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"Das Selbstvertrauen kommt nur durch einen Sieg zurück"

"Es ist ja normal, wenn du zwei, drei Negativerlebnisse hattest, dass dann ein bisschen Zittern kommt, wenn man den Ball hat. Das müssen wir wieder wegbekommen, mit viel Selbstvertrauen ins Spiel gehen und wieder den Fußball spielen, den wir von Borussia gewohnt sind", sagte Torhüter Yann Sommer. Das Problem ist: "Das Selbstvertrauen kommt nur durch einen Sieg zurück", gab Ibrahima Traoré bekannt. Sommer sagte derweil an, was zu tun ist: "Wir müssen einfach gut verteidigen. Das kann man immer, ob man Selbstvertrauen hat oder nicht."

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Das ist Martin Stranzl

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Foto: Dieter Wiechmann

Möglich, dass Trainer Lucien Favre sich an die schwierige Phase in der Saison 2012/2013 erinnert. Auch damals, nach dem Verlust von Marco Reus, Dante und Roman Neustädter und der damit verbundenen Neuformatierung des Teams, tat sich Favres Team schwer, in die Saison zu kommen. Dann gab es ein 0:5 in Dortmund, ein 2:4 gegen Istanbul, und, trotz eines Sieges gegen Frankfurt, ein 0:4 in Bremen. Favre holte plötzlich den Routinier Thorben Marx zurück — zur Stabilisierung. Nun kann Martin Stranzl diese Rolle spielen, der wieder da ist nach seiner langen Verletzungspause. Vielleicht verteidigt er sogar an der Seite von Roel Brouwers, dem anderen Erfahrenen in der Defensive. Denn erst einmal geht es um die Erneuerung der Basis: "Wir müssen wieder kompakt stehen, dann ist das Fundament da. Und vorne geht bei uns immer was", sagt Sommer.

Dann muss jedoch effektiver gearbeitet werden als gegen Mainz und in Bremen, als es durchaus brauchbare Gelegenheiten gab, noch auszugleichen. Doch genutzt wurden sie nicht. Auch, weil "die Birne" nicht mitspielte. Oder zu sehr. Denn vor dem Tor kann ein Gedanke einer zu viel sein. "Wenn's denkst, ist's eh zu spät", sagte mal Gerd Müller, der ultimative Experte fürs Toremachen.

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Foto: dpa, puc hpl

Aber zurück zu den Wahrscheinlichkeiten. Am Freitagabend (20.30 Uhr/Live-Ticker) kommt der Hamburger SV. Gegen den gab es in den letzten vier Bundesligaspielen drei Siege und ein Unentschieden. Letzteres indes in der Fremde. Somit ist heute der erste Saisonsieg eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich, statistisch zumindest. Trifft die Wahrscheinlichkeits-Rechnung zu, wäre das auch gut für "die Birne". Zumal jetzt, da die englischen Wochen beginnen. "Klar, das würde es viel einfacher machen, wenn man so viele Spiele hat und dazwischen Erfolgserlebnisse hat", sagt Sommer. Siege fühlen sich wohlig an, und wenn man das Gefühl erst mal wieder in sich hat, dann fallen viele Sachen leichter, werden wieder selbstverständlicher.

"Gewinnen, egal wie"

Darum ist das Spiel gegen die Norddeutschen sportlich und psychologisch sehr wichtig für die Gladbacher. Sie können die Null tilgen und Selbstvertrauen einsammeln für den Champions-League-Start am Dienstag in Sevilla. "Das wäre ideal", sagt Ibrahima Traoré, der gegen Hamburg wohl einen Job auf dem Flügel bekommen wird, da sich Patrick Herrmann beim Testspiel gegen den FC Sion verletzt hat. Aber auch in der "Birne" muss es stimmen. "Du hast letztes Jahr eine super Saison gespielt, immer am oberen Limit, bist Dritter geworden und in die Champions League eingezogen. Und wenn dann ein Spieler den einen oder anderen Meter weniger macht, weil er vielleicht denkt, dass er besser wäre, als er eigentlich ist, macht sich das schon bemerkbar und dann kann man in der Bundesliga auch keine Punkte holen", sagte Ex-Borusse Marx, der seine Karriere beendet hat, bei einem Fan-Talk. Traoré weiß indes, was zu tun ist, um den Negativtrend zu beenden: "Wir müssen ein gutes Spiel machen, fighten und gewinnen, egal wie."

(RP)
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