Borussia Mönchengladbach Mr. Standard mal zwei

Mönchengladbach · Neuling Vincenzo Grifo bereitet bei seinem Debüt per Eckball das 1:0-Siegtor von Nico Elvedi vor. Er gilt als Experte für Standards - wie Borussias Co-Trainer Dirk Bremser. Die beiden könnten Brüder im Geiste sein.

 Einstand mit Assist und Lattentreffer: Die Schusshaltung Vincenzo Grifos erinnert an Juan Arango, die mitkickende Zunge war einst ein Merkmal von Ewald Lienen.

Einstand mit Assist und Lattentreffer: Die Schusshaltung Vincenzo Grifos erinnert an Juan Arango, die mitkickende Zunge war einst ein Merkmal von Ewald Lienen.

Foto: Dirk Päffgen

Das große Expertengespräch steht noch aus. "Nein, wir haben uns noch nicht unterhalten, aber das werden wir in den nächsten Tagen noch tun", sagte Vincenzo Grifo nach seinem Debüt als Borusse. Der Gesprächspartner in spe war da schon in den Mannschaftsbus geklettert - mit einem zufriedenen Lächeln. Co-Trainer Dirk Bremser grüßte auf dem Weg durch die Mixed Zone des Stadion am Zoo in Wuppertal kurz in die Runde und gab dann bekannt, dass "es doch passte, Vince war unser Dosenöffner". Er meinte damit das einzige Tor des Spiels, das ganz nach seinem Gusto gefallen war: "Es war ein super Eckball genau auf meinen Kopf", schwärmte Nico Elvedi, der danach sein erstes Tor als Borusse überhaupt erzielte und damit den 1:0-Sieg im ersten Testspiel der Vorbereitung beim Wuppertaler SV möglich machte.

Dass Bremser den Ruf hat, ein Experte darin zu sein, Fußballmannschaften in der Disziplin Standards zu schulen, ist auch bis zu Grifo vorgedrungen. "Natürlich kennt man ihn in der Bundesliga", sagte er - und wurde dann gleich fachlich: "Standards sind sehr wichtig geworden, jedes dritte Tor fällt durch einen Standard, ob Eckball, Elfmeter oder Freistoß. Es ist einfach wichtig da parat und wach zu sein", sagte Grifo. Und schloss seine Expertise mit den Worten: "Standards können ein Dosenöffner sein." Da scheinen zwei Männer Brüder im Geiste zu sein. Bremser und Grifo - Borussia hat jetzt Mr. Standard mal zwei.

Dass sich Bremser sicherlich freut, einen der besten Standard-Schützen der Liga im Team zu haben, ist anzunehmen. Beide dürften schier ins Schwärmen geraten, wenn sie über ihr gemeinsames Steckenpferd plaudern. Da es in Wuppertal schon ohne tiefergehende Übungseinheiten geklappt hat, könnte sich da etwas anbahnen, das sehr hilfreich sein kann. "Wenn die Eckbälle so geschlagen werden, kann man sie ja nur reinmachen", sagte Torschütze Elvedi.

Elvedi zeigte mithin, dass er in der neuen Saison den nächsten Schritt machen will. Er hatte im Interview mit unserer Redaktion angekündigt, torgefährlicher werden zu wollen und gleich bei der ersten Gelegenheit traf er dann auch. "Woher diese Sprungkraft?", wunderte sich Elvedis Kollege Marvin Schulz bei Instagram und postete dazu das Foto der entscheidenden Szene aus Wuppertal. In der vergangenen Saison war es vor allem Jannik Verstergaard, der bei Standards Zielspieler war, nun bietet sich Elvedi als Alternative an. Es ist kein Nachteil, Alternativen zu haben.

"Vince" Grifo war in Wuppertal nach Raffaels Auswechslung die erste Alternative für die Standards. Was er zeigte gibt Anlass zu der Annahme, dass in der neuen Saison wieder etwas dazu kommen könnte im Repertoire der Borussen-Fans, das in den vergangenen Jahren nahezu weggefallen war: Das Raunen, wenn es Freistöße gibt rund um den Strafraum der Gegner. Grifo plus Bremser, da kann das wohlige Gefühl entstehen: Da kann jederzeit etwas passieren. Das Spiel in Wuppertal, bei dem es mit den Automatismen noch klemmte, darf zunächst mal als Beleg für die These herhalten. Ecke. Kopfball, Tor - klassisch, praktisch, gut.

Gut ist auch, wenn ein neuer Spieler gleich die Qualitäten, die man sich von ihm erhofft, einbringt wie jetzt Grifo. "Das sollte ihm Selbstvertrauen für die Vorbereitung geben", sagte Trainer Dieter Hecking. Fast hätte Grifo auch sein erstes Borussia-Tor per Standard erzielt, doch sein Freistoß landete an der Querlatte. Doch auch wenn der Ball nicht im Ziel ankam - es war ein richtig feines Schüsschen mit Juan-Arango-Touch, das "Vince" in der Szene aufführte. "Schade, das wäre ein Erfolgserlebnis mehr für Vince gewesen", sagte Hecking. Aber auch ohne Treffer war Grifo mit seinem ersten Spiel als Borusse zufrieden. "Es hat Spaß gemacht", sagte er.

(kk)
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