Hoffenheim gegen Gladbach Die wollen nur spielen

Mönchengladbach · Dieter Hecking und Julian Nagelsmann können sich wenig vormachen: Borussia Mönchengladbach und den heutigen Gegner, die TSG Hoffenheim, verbindet in dieser Saison einiges – im Guten wie im Schlechten.

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Borussias Scorerliste 2021/22

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Dieter Hecking und Julian Nagelsmann können sich wenig vormachen: Borussia Mönchengladbach und den heutigen Gegner, die TSG Hoffenheim, verbindet in dieser Saison einiges — im Guten wie im Schlechten.

Es sei nicht selbstverständlich, dass der Klub unter den ersten vier stehe. Oft habe das zweite Tor gefehlt, weswegen der eine oder andere Punkt liegengeblieben sei. Man müsse Geduld haben mit den Talenten im Team. Das sind Sätze, die jene, die das Wohl und Weh bei Borussia Mönchengladbach verfolgen, sehr gut kennen. Gesagt hat sie aber Julian Nagelsmann, der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim. Dort spielen die Gladbacher heute. Und ein wenig ist es für beide Klubs, als ob sie in den Spiegel schauen. Nicht was die Tradition angeht, da sind die Niederrheiner den Kraichgauern weit voraus. Aber die DNA beider Vereine ist vergleichbar. Beide setzen auf den spielerischen Ansatz, beide stürmen lieber, als dass sie verteidigen, und beide setzen auf viele junge Spieler.

Die Borussen sind dabei, sich richtig zu finden, um zielstrebiger den Wunsch nach der Europa-Rückkehr zu verfolgen. Sie versuchen also, Konstanz in die Saison reinzukriegen. Die Hoffenheimer sind derweil quasi dort angelangt, wo Gladbach 2012 war: Sie haben die Champions-League-Playoffs verloren und spielen nun erstmals in der Europa League - und das, nachdem sie wichtige Achsenspieler verloren haben, Niklas Süle und Sebastian Rudy. Einst bei Borussia wehklagte der damalige Trainer Lucien Favre ob der Verluste von Dante, Roman Neustädter und Marco Reus.

Nagelsmann bekommt den Fluch der guten Tat zu spüren

Was die Hoffenheimer nun lernen: Erfolg lässt die Erwartungshaltung steigen, was dem jungen Herrn Nagelsmann nicht richtig zusagt, weswegen der gestern arg ironisch wurde. "Ja, wir wollen Meister werden, da müssen wir uns sputen", sagte er. Vierter ist sein Team ungeachtet der Dreifachbelastung, doch so leicht und locker wie in der Vorsaison geht es nach dem guten Start nicht mehr zu bei der TSG. Das 0:1 in Bremen war nicht nur das frühe Ende jedweder Pokalhoffnungen, sondern auch das erste Spiel ohne eigenen Treffer. Gladbach kommt mit dem schönen Erlebnis eines 1:0-Pokalerfolges in Düsseldorf. In einer Saison wie dieser, die umhersaust wie ein Achterbahnwagen, aus dem Pokalspieltag etwas abzuleiten für das heutige Treffen der Brüder im Geiste, das wäre vermessen. Und irgendwie scheint alles möglich in diesem Spiel zweier Teams, die nach vorn toll besetzt und hinten nicht immer sattelfest sind. Auf beiden Seiten gibt es reichlich Ex-Spieler des jeweils anderen Klubs, somit also auch Stoff für "Ausgerechnet"-Geschichten. Auch der rege Austausch von Spielern spricht für vergleichbare sportliche Strukturen.

Nebenbei ist das Spiel heute auch der Vergleich von zwei der momentan angesagtesten deutschen Stürmer: Hoffenheims Sandro Wagner, der wieder fit ist, und Gladbachs Lars Stindl. Der Brachiale und der Filigrane, die im DFB-Team schon öfter ein funktionstüchtiges Duo gebildet haben, wollen heute den Siegeswillen ihres jeweiliges Teams mit Toren unterstützen. Allein dieser Wettstreit könnte der Ursprung eines erneuten Spektakels sein. Ein solches gab es in der vergangenen Saison, das 5:3 der TSG, bei dem es wild hin und her wogte und das durchaus zugunsten der Borussen hätte ausgehen können. "Das war Fußball", sagt Borussias Trainer Dieter Hecking und könnte sich eine Wiederholung der Action-Geschichte vorstellen, "aber mit einem 5:3 für uns".

(kk)
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