Borussia Mönchengladbach Traoré verkörpert die richtige Botschaft

Mönchengladbach · Der in Paris aufgewachsene Offensivspieler setzt beim Mönchengladbacher 2:1-Sieg gegen Hannover 96 Akzente. Er wollte seiner Familie, die er aus Frankreich zu sich geholt hatte, Freude bereiten. Das gelang ihm.

Ibrahima Traoré trifft per Außenrist gegen Hannover
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Traoré trifft per Außenrist gegen Hannover

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Ibrahima Traoré warf sich in Pose. Das ist immer so, wenn der kleine Flügelstürmer in Diensten von Borussia Mönchengladbach ein Tor erzielt. Das tat er beim 2:1-Sieg gegen Hannover 96. Sekunden nachdem er den Ball, brillant aufgelegt vom jungen Kollege Mo Dahoud, mit dem linken Außenrist zur 1:0-Führung ins Netz gestupst hatte, verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute mit entschlossen-arroganter Mine gen Himmel. Traoré hat diese Geste in den Straßen von Paris gelernt. Dort ist er aufgewachsen. "Es ist eine Attitüde von Jungs in Frankreich, die in eine schwierige Gegend kommen", hat er mal erklärt.

Die Geste zeigt Stärke und Entschlossenheit, sie sagt: Ich bin einer, der sich nicht unterkriegen lässt. An diesem Tag, als die Bundesliga dem Terror, der die Welt erschüttert hat, trotzte, weil sie spielte, war genau das die Botschaft — und Traoré verkörperte sie. Mit seiner Geste. Mit seinem Spiel. Gladbach und Hannover boten ein Spektakel, und insbesondere Traoré trat den Beweis an, dass der Fußball losgelöst von der Restwelt funktioniert und die Menschen trotz der ehrlich empfundenen Betroffenheit in seinen Bann ziehen kann. "Es sind furchtbare Dinge, die passiert sind. Trotzdem dürfen wir uns von den schlimmen Menschen, die so etwas tun, nicht zur sehr beeindrucken lassen, sondern müssen unser Leben leben und uns den Spaß nicht nehmen lassen. Ibo ist oft genug in seinen Gedanken bei den Opfern, aber er hat trotzdem gezeigt, dass man auch Fußball spielen kann und sich freuen kann", sagte Trainer André Schubert.

Traoré hatte sich ausdrücklich vorgenommen, gegen Hannover Spaß zu haben und anderen Freude zu machen. Vor allem seiner Familie, die er aus Paris nach Mönchengladbach geholt hat, weil er sich um ihre Sicherheit gesorgt hat. "Sie können hier ein wenig abschalten und auch an etwas anderes denken, als nur an die ganzen Sachen aus den Nachrichten", sagte Traoré. Er hat es geschafft. Zusammen mit Mo Dahoud sorgte er für die schönsten Momente eines Spiels voller Tormöglichkeiten. Dahoud, Kind syrischer Flüchtlinge, initiierte mit großer Gewandtheit das Spiel. Sein Zuspiel auf Traoré war aus der Kategorie "Besser geht es nicht". "Das war ein Superpass von meinem kleinen Bruder", sagte der Torschütze.

Dahoud sorgte für die Ästhetik, Traoré war für die Action zuständig. Mit seinen verblüffenden Dribblings, mit seinen gewitzten Pässen, mit seiner Ausgelassenheit. Es gab kaum eine gefährliche Szene, die Borussia in der Offensive hatte, an der er nicht beteiligt war. Er traf auch noch ein zweites Mal ins Tor des Gegners, doch sein Treffer aus der Distanz wurde nicht anerkannt, weil ein Kollege im Abseits stand.

Traoré ist einer der großen Gewinner des Trainerwechsels in Gladbach. Bei Lucien Favre war er eher ein Joker, der kam, um noch etwas zu verändern — schließlich ist er, sagte Sportdirektor Max Eberl, einer jener Spieler, die den Unterschied machen können. "Aber solche Spieler brauchen auch Zeit", so der Manager.

Traoré musste erst ankommen im Gladbacher Spiel — und die Art, wie Schubert es interpretiert, die liegt ihm. "Ich muss nicht mehr nur an der Linie entlang dribbeln, ich kann auch öfter nach innen ziehen und mich so mehr ins Spiel einbringen im Zentrum. Die Änderung hat mir gut getan", sagte er. Gegen Hannover machte er eines seiner besten Spiele als Borusse.

Traoré war entsprechend zufrieden "Fußball ist eine tolle Sache und er lenkt ab. Wir hatten alle viel Spaß, glaube ich: meine Familie, die Fans, die Mannschaft und ich. Wenn es dann noch erfolgreich ist, ist es umso schöner", sagte er. Dass es am Ende so war und Schubert sein Cheftrainer-Debüt mit einem Sieg beendete, lag auch an Raffael, der nach Hannovers Ausgleich 2:1 kurz vor Schluss erzielte.

Am Mittwoch, wenn die Gladbacher in der Champions League gegen den FC Sevilla siegen wollen, um sich die Chance auf Platz drei und ein internationales Überwintern erhalten wollen, wird erneut versuchen, den Menschen im Borussia-Park den größtmöglichen Spaß zu bereiten. "Wir werden alles dafür tun", versicherte er. Ob mit großer Geste oder kleinen, hübschen Ballkünstlereien.

(RP)
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