Heimeroths Tagebuch Torhüter kämpfen als Team gemeinsam statt gegeneinander

Mönchengladbach · Unser Kolumnist Christofer Heimeroth erklärt, wo ein Trainingslager jenseits von Kondition bolzen und Freundschaftsspielen wichtig für die Borussen ist.

Christofer Heimeroth schreibt ein Tagebuch aus dem Trainingslager.

Christofer Heimeroth schreibt ein Tagebuch aus dem Trainingslager.

Foto: Dieter Wiechmann

Hallo aus Düsseldorf. Heute muss ich meine Kolumne kurzerhand von "Tegernsee-Tagebuch" in "Düsseldorf-Tagebuch" umbenennen. Grund dafür ist die Geburt unseres Kindes, bei der ich gerne dabei sein wollte. Dennoch habe ich mir für die heutige Kolummne Gedanken über die Zunft der Torwarte gemacht.

In einem schlauen Buch über die Torhüter ist Folgendes zu lesen: "Der Torhüter teilt das Schicksal mit der Hausfrau. Macht er alles richtig, lobt ihn niemand, macht er einen einzigen erkennbaren Fehler, bekommt er großen Ärger."

Diese Weisheit zeigt, dass die Position des Torhüters eine besondere ist und er innerhalb der Fußballmannschaft eine spezielle Stellung einnimmt. Auch der Konkurrenzkampf unter Torhütern unterscheidet sich von dem der Feldspieler. Auf diese beiden Punkte möchte ich heute eingehen und versuchen zu erklären, warum in unserem Torwartteam, trotz aller Schwierigkeiten, eine durchweg positive Stimmung herrscht.

Der oben zitierte Satz aus dem Buch des Autors Patrick Muders ist vielleicht etwas überspitzt, doch er charakterisiert das Spiel des Torwarts schon sehr treffend. Natürlich gibt es Applaus für eine besonders spektakuläre Glanzparade, ein Spiel, in dem der Torhüter alle Situationen solide und sicher löst, findet hingegen wenig öffentlichen Anklang. Dabei stellt genau das die große Herausforderung an sein Spiel dar. Seine Konzentration über 90 Minuten konstant hoch zu halten, im entscheidenden Moment blitzschnell zu reagieren und immer die richtige Entscheidung zu treffen -das macht einen großen Torwart aus. Denn: Jeder Fehler des Torhüters wird meist mit einem Gegentor bestraft. Dies erzeugt einen ständigen Druck, dem beim Fußball nur der Torwart ausgesetzt ist.

Um bestmöglich damit umgehen zu können, und weil sich die Anforderungen an uns deutlich von denen der Feldspieler unterscheiden, haben wir einen eigenen Trainer. Uwe Kamps trainiert und begleitet uns Torhüter im Training sowie im Spiel. Zu Beginn einer jeden Trainingseinheit wärmt er uns Torhüterspezifisch auf, damit wir bei Bedarf zur Mannschaft dazu stoßen können. Gerade in der Vorbereitung gibt es jedoch oftmals Trainingseinheiten, in denen wir ausschließlich mit Uwe arbeiten. Am Tegernsee kann man uns dabei zusehen, wie wir in den Bereichen Ausdauer, Kraft, Koordination und Technik trainieren. Dazu hat Uwe jede Menge Übungen und Trainingsgeräte parat, mit denen er unsere Gruppe zum Schwitzen bringt.

In dieser Saison stehen mit Yann Sommer, Tobias Sippel, Moritz Nicolas und mir vier Torhüter im Kader. Da es die Position Torwart nur einmal in jeder Fußballmannschaft gibt und man selbigen in aller Regel nur verletzungsbedingt auswechselt, herrscht normalerweise eine extreme Konkurrenz unter den Keepern. Da kann es durchaus vorkommen, dass nicht nur mit fairen Mitteln um den Platz im Tor gekämpft wird und die Kontrahenten sich auch außerhalb des Platzes keines Blickes würdigen. Ganz anders sieht das Bild unserer Torhütergruppe aus. Ohne den sportlichen Ehrgeiz zu verlieren, unterstützen, fordern und respektieren wir uns gegenseitig. So entsteht eine angenehme und leistungsfördernde Trainingsatmosphäre.

Egal ob Yann als klare Nummer Eins, Moritz als junger Nachwuchstorwart oder Tobi und ich dazwischen als Nummer zwei und drei - jeder von uns hat das Gefühl, wichtig für die Mannschaft zu sein und arbeitet täglich daran seine Leistungsgrenze nach oben zu verschieben. Somit kämpfen wir als Team gemeinsam statt gegeneinander. Und das wiederum ist der Grundstein jeden Erfolges.

Borussias Torwart Christofer Heimeroth schreibt exklusiv für unsere Redaktion.

(RP)
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