Borussia Mönchengladbach Thorgan Hazard bekommt die Nummer 10

Fußball · Borussias Belgier spielt in der neuen Saison mit seiner Wunsch-Nummer auf dem Rücken - wie sein Bruder Eden bei Chelsea.

 Thorgan Hazard mit der Nummer 10 - das gab es schon bei Zulte Waregem. Künftig wird der Belgier auch bei Borussia diese Rückennummer tragen.

Thorgan Hazard mit der Nummer 10 - das gab es schon bei Zulte Waregem. Künftig wird der Belgier auch bei Borussia diese Rückennummer tragen.

Foto: Imago

Wer im Fußball "Nummer 10" sagt, der sagt auch Pelé. Und Maradona. Und Platini. Und Zidane. Spieler wie der Brasilianer, der Argentinier und die beiden Franzosen haben die 10 zu einem Markenzeichen gemacht, zum Mythos. Wer die 10 hat, ist der inspirierende Geist einer Mannschaft, ein Künstler, ein Macher, der Zampano. In Gladbach hatte früher Günter Netzer die 10. Er war der Spiritus Rector der Fohlenelf. Später war Stefan Effenberg ein großer Anführer mit der 10 auf dem Rücken. "Von der Vergangenheit her hat die 10 einen hohen Stellenwert, auch hier bei uns in Gladbach", weiß Borussias Sportdirektor Max Eberl.

Heute hat die 10 etwas von ihrem Zauber verloren, weil sich der Fußball verändert hat. Es gibt nicht mehr den einen großen Regisseur, "inzwischen geht von allen Positionen Kreativität aus", sagt Eberl. Und die Kreativen müssen mitarbeiten, wenn es darum geht, den Gegner am Angreifen zu hindern. Einen, der nur als Ideenschmiede unterwegs ist, kann sich kein Team im modernen Fußball leisten.

Zudem ist der echte "Zehner" eine durchaus aussterbende Art - denn in einigen modernen Spielsystemen gibt es ihn schlichtweg nicht mehr. Auch nicht in Borussias 4-4-2-System. Das Spiel wird aus der Tiefe heraus entwickelt, die Taktgeber stehen weiter hinten wie in Gladbach Granit Xhaka. Die Kreativen in der Offensive sind mehr spielende Stürmer als Spielmacher. So war es auch bei Max Kruse. Der trug in den letzten beiden Spielzeiten die 10 bei Borussia, er war 2013 Nachfolger von Igor de Camargo. Künftig spielt Kruse für Wolfsburg. Die 10 in Gladbach bekommt nun Thorgan Hazard. Zunächst wurde Raffael, der seit seinem Wechsel nach Gladbach die 11 hat, gefragt, doch "er fühlt sich mit seiner Rückennummer sehr wohl", fand Eberl heraus.

So kommt der junge Belgier Hazard zu seiner Wunschnummer. "Als wir seinen endgültigen Wechsel vom FC Chelsea zu uns besprochen haben, hat er bei den Vertragsgesprächen gefragt, ob er die 10 haben könne, wenn sie frei wird", berichtet Eberl. Nun war sie frei, und Hazards Begehren wurde erfüllt. Lars Stindl, der bei seinem Ex-Verein Hannover die 10 hatte, wäre auch ein denkbarer Kandidat gewesen, doch der Neuling bekommt die 13. Die war seit dem Abgang von Roman Neustädter 2012 vakant.

Thorgan Hazard eifert seinem Bruder Eden nach, der seit seiner Vertragsverlängerung beim FC Chelsea vor einem Jahr die 10 hat. "Ich freue mich sehr darüber, künftig die 10 für Chelsea zu tragen. Es ist meine Lieblingsnummer, die ich auch im Nationalteam schon oft getragen habe. Außerdem hatten bereits einige Helden aus meiner Kindheit wie Zinedine Zidane diese Nummer. Ich hoffe, sie bringt mir viel Glück in der Zukunft", sagte Hazard, der Ältere damals. Worte, denen sich Borussias Hazard anschließen dürfte. "Die Rückennummer bedeutet ihm etwas", sagt Eberl.

Hazard will sie mit Leben füllen, und er hat das Zeug dazu. Der 22-Jährige ist ein feiner Kicker, er ist kreativ und ein gefährlicher Standardschütze. "Er hat im ersten Jahr fast 30 Spiele gemacht, das ist für das erste Jahr hervorragend. Er ist für uns ein gewinnbringender Typ und hat große Ziele mit Borussia", sagt Eberl. Schon in Waregem, wohin ihn Chelsea vor seinem Wechsel nach Gladbach ausgeliehen hatte, trug Thorgan Hazard die 10. Dort brachte sie ihm Glück, er wurde bester Torschütze der belgischen Liga. In Waregem gab ihm Trainer Francky Dury alle kreativen Freiheiten - als 10 der klassischen Prägung. In Lucien Favres 4-4-2 mit einer hängenden Spitze ist der "Zehner" eine Neuneinhalb: ein spielender Stürmer. "Neuneinhalb" ist aber nicht nur ein sperriges Wort, die Zahl gibt es als Rückennummer auch ganz einfach nicht.

Raffael ist Lucien Favres Prototyp für diesen Job. Thorgan Hazard ist so etwas wie Raffaels Kronprinz. Die 10 ist für ihn Ansporn und Verantwortung zugleich, schon ihrer Geschichte wegen. Hazard will sie in Gladbach zu seinem Markenzeichen machen.

(RP)
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