Borussia Mönchengladbach Syrischer Flüchtling trainiert bei U23 mit

Mönchengladbach · Mohmmad Sheakbulo durfte zwei Tage lang beim Regionalliga-Team dabei sein. In seiner Heimat war er U18-Nationalspieler. Er will Profi werden.

Mohmmad Sheakbulo übte zwei Tage bei Borussias U23 mit.

Mohmmad Sheakbulo übte zwei Tage bei Borussias U23 mit.

Foto: D. Wiechmann

Mohmmad Sheakbulo ist schnell unten. Er greift sich den Ball, den Christoph Semmler geschossen hat. Der Torwarttrainer der U23 Borussias reckt den Daumen hoch. Sheakbulo, der sich "William" nennt, rappelt sich hoch und rollt den Ball zurück zum Absender. Die Prozedur wiederholt sich mehrfach.

Der 20-Jährige durfte zwei Tage lang mitmachen beim Torwart-Training der Gladbacher Regionalliga-Mannschaft. "Ich bin sehr dankbar dafür", sagt Sheakbulo. Er ist Syrer. In seiner Heimat spielte er im Nachwuchs des Rekordmeisters Al-Dschaisch. "Das ist das Bayern München von Syrien", erklärt Sheakbulo. Er gehörte auch zum U18-Nationalteam Syriens. Doch das Leben in seinem Land ist nicht mehr lebenswert, darum ist er mit seiner Familie nach Deutschland gegangen. Seit vier Monaten sind die Sheakbulos in Viersen. An Fußball war lange nicht zu denken, seit über 20 Monaten war Mohmmad Sheakbulo ohne Training.

"Das merkt man natürlich. Er muss viel aufholen", sagt Christoph Semmler. Schnell sei der junge Torhüter aber, sagt der Fachmann, das Talent sei da. Wie weit es Sheakbulo tragen wird, ist schwer zu sagen. Er hat jedenfalls einen Traum: "Ich will Profi werden", sagt er. Und ist bereit, alles dafür zu tun. "Ich habe in Syrien jeden Tag trainiert. Und nach jedem Training bin ich noch in den Park gegangen und habe für mich weitergeübt", erzählt er.

Florian Steinke kennt den Ehrgeiz des Syrers. Steinke, der früher selbst Torwart war, unter anderem beim FC Wegberg-Beeck, ist Sportwart des SC Broich-Peel. Der Klub hat die Aktion "Integration durch Fußball" initiiert und dafür Gelder erhalten aus dem Projekt "Vereint(t) für Integration", das der Stadtsportbund und die Stadtsparkasse ins Leben gerufen haben. Insgesamt 13 Vereine werden derzeit auf diesem Wege finanziell unterstützt.

20 Flüchtlinge werden von "Integration durch Fußball" betreut, einer davon ist Sheakbulo. "Wir wollen den Flüchtlingen, die spielen wollen, die ersten Schritte in Richtung Vereinsfußball ermöglichen und helfen, sie an Vereine zu vermitteln", sagt Steinke. "Anfangs hat er bei uns trainiert, doch wir haben nur zweimal pro Woche Training, das war ihm zu wenig", erzählt Steinke über den Weg Sheakbulos. Bei Grün-Weiß Holt, wo viele Flüchtlinge trainieren, übt er seit einigen Wochen in allen vier Senioren-Teams mit.

Nun ergab sich die Chance, bei Borussia reinzuschnuppern. "Fußball ist verbindend und leitet einen großen Beitrag zur Integration. Ein Spieler, der bei uns einsteigt, muss allerdings ein gewisses Niveau haben, wie jetzt Mohmmad", sagt Borussias Nachwuchsdirektor Roland Virkus.

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Natürlich träumte Sheakbulo davon, so zu beeindrucken, dass er gleich dableiben darf. Es gab mal einen Borussen-Torwart, der einfach so zu Training kam und gleich dableiben durfte: Uli Sude. Doch das ist viele Jahre her. Und so leicht werden Träume selten wahr. Das Leben ist komplizierter, es gibt Umwege. Trotzdem: Sheakbulo will seinen Traum leben. Dass es geht, zeigt die Geschichte seines Landsmanns Mo Dahoud. Er ist seit dieser Saison fester Bestandteil des Gladbacher Profiteams. Allerdings wuchs er auch in Deutschland auf und hat eine "typische" Karriere als Jugendspieler hinter sich. "Er hat schon einen guten Namen in Syrien", sagt Sheakbulo. Am Dienstag, dem ersten seiner beiden Trainingstage bei Borussia, traf er Dahoud. "Wir haben uns kurz unterhalten, es ist toll, was er geschafft hat", sagt Sheakbulo. Während Dahoud heute mit Borussia ins Trainingslager in die Türkei reist, ist Sheakbulos Zeit im Borussia-Park gestern zu Ende gegangen. Er weiß, dass er geduldig sein muss.

Die zwei Tage bei Borussia war eine wichtige Erfahrung für Mohmmad Sheakbulo, auch, wenn er sich mehr erhofft hatte. Er weiß jetzt, wo er steht. Und er weiß, was er will: Einen Verein, bei dem er sein Können zeigen kann. Nicht nur im Training. "Ich bin mir sicher, mit seiner Einstellung wird er seinen Weg machen", sagt Florian Steinke.

(RP)
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