Borussia Mönchengladbach Stindl will die alte Liebe schlagen

Mönchengladbach · Am Freitag kehrt der Offensivspieler mit Borussia Mönchengladbach an die alte Wirkungsstätte nach Hannover zurück.

Gladbachs Lars Stindl: Rückkehr zum KSC -  eine Karriere in Bildern
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Die bisherige Karriere von Lars Stindl

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Foto: Dirk Päffgen Paeffgen (dirk)

Wer in der Internet-Suchmaschine Google den Namen Lars Stindl eingibt, sieht den "alten" Stindl. Der trägt das rote Trikot von Hannover 96, und das einzig Schwarz-Weiß-Grüne an diesem Stindl ist die Kapitänsbinde an seinem Arm. Er schaut ein wenig missmutig drein, dieser Stindl, besorgt könnte man auch sagen. Als das Foto entstand, war er zwar noch nicht mit Hannover im Abstiegskampf, doch in der Saison vor dieser Saison stand es sehr schlecht um ihn und sein Team. Und all die Fans von Borussia Mönchengladbach, die damals schon neugierig waren auf den künftigen Gladbacher und deswegen Hannover-Spiele schauten, staunten nicht schlecht, als sie ihn sahen. Denn Stindl war so etwas wie Superman, Batman und James Bond in Personalunion: der große Vorarbeiter im Abstiegskampf, der Retter für Hannover 96. Typ Torschütze, vor allem aber ein mitreißender Anführer.

Heute nun kehrt Stindl zurück nach Hannover. Von dem, wofür er vor einem Jahr erfolgreich gekämpft hat, sind nur noch Trümmer übrig. Hannover baumelt über dem Abgrund, und Stindl kann bei seiner Rückkehr dazu beitragen, dass das winzig kleine bisschen Hoffnung, das noch da ist in Hannover, noch mal weniger wird. Bei ungünstigstem Verlauf des gesamten Spieltages könnten Stindl und die Borussen Hannover sogar in die Zweite Liga schicken. Man stelle sich die boshafte Ironie des Schicksals vor: Ausgerechnet Stindl, dessen Tore die "Roten" vor einem Jahr noch retteten, wird nun quasi zum Scharfrichter von 96. "Ich werde alles versuchen, um zu treffen und meiner Mannschaft damit zu helfen", kündigt Stindl an. Bei Borussias 2:1 im Hinspiel zeigte er, dass er es ernst meint. Zweimal traf er den Pfosten.

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Foto: dpa/Tim Rehbein

Auch der Stindl in Gladbach ist Leistungsträger. Er ist nach Raffael, der heute zurückkehrt nach zwei Spielen Verletzungspause, der zweitbeste Torschütze des Teams. Stindl hat Max Kruse an der Seite des Brasilianers nahezu nahtlos ersetzt. Bis er das tun durfte, vergingen jedoch ein paar Spiele zu Beginn der Saison - da wusste Ex-Trainer Lucien Favre nicht so recht, wohin mit ihm. Erst André Schubert hat sich festgelegt auf den Stürmer Stindl. "Er ist immer da, immer anspielbar, ein sehr guter Passspieler und ein Torgarant", so beschreibt Schubert die Vorzüge des in Speyer Geborenen. Vor allem aber haben sich Raffael und Stindl richtig gefunden, es gibt kaum ein Spiel, in dem ihre Zusammenarbeit nicht fruchtbar ist. Inzwischen bilden sie, wenn alle gesund sind, mit Thorgan Hazard eine spielfreudige Dreifach-Neuneinhalb.

Und doch: Der Stindl in Gladbach ist noch nicht der Stindl, der er in Hannover war. Er ist längst nicht so dominant, längst nicht der, der das gesamte Team mitreißt und antreibt. Zuletzt beim 0:1 in Ingolstadt, als Raffael fehlte und Granit Xhaka früh rausging wegen der Rotgefahr, da hätte es einen gebraucht, der den Rest lenkt und leitet. Doch angesichts der unangenehmen Angewohnheit der Ingolstädter, Männer wie ihn in Manndeckung zu nehmen, fand Stindl viel zu wenig statt, um ein Boss zu sein. Was die Chefrolle angeht, hat er noch Entwicklungspotenzial am Niederrhein.

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Foto: dpa/Robert Michael

Trotzdem wird sich Stindl heute, vielleicht beim Aufwärmen in "seinem" alten Stadion, ein paar Gedanken machen und zu dem Schluss kommen, dass er alles richtig gemacht hat, als er sich entschied, von Hannover nach Gladbach zu wechseln. Er hat in der Champions League gespielt, war sogar Borussias erster Torschütze aller Zeiten in der Liga der Meister, er hat mit seinen Toren und Vorlagen (7/9) dazu beigetragen, dass "für uns bis Platz drei noch alles möglich ist". Stindl hat angekündigt, dass er den "maximalen Erfolg" will. Das wäre Platz drei nebst direktem Einzug in die Champions League. Stindl weiß, dass dazu ein Sieg in Hannover wohl unumgänglich ist. Die möglichen Konsequenzen für 96 werden ihn nicht interessieren. Das würde ihn vom Wesentlichen ablenken. Denn der Stindl in Rot auf dem alten Foto, der im Trikot von Hannover 96, der ist nun mal Vergangenheit.

(RP)
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