Fan-Boykott im Derby Stimmung ja, Gewalt nein

Köln · Die Protestaktion beim Derby hat auch gezeigt, dass der DFB Fans nicht länger in einen großen Topf schmeißen sollte.

Borussen-Block in Köln bleibt leer
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Foto: dpa, mjh

Die Anhängerschaft von Borussia Mönchengladbach hatte trotz Abwesenheit noch eine Grußbotschaft im Kölner Stadion hinterlassen. "Wollt ihr das?", war auf einem Transparent zu lesen. Diese Frage ist mit einem entschiedenen "Jein" zu beantworten. Wenn damit gemeint ist, dass so dauerhaft Frieden in das immer mehr zum Hass-Gipfel hochgekochte Derby kommt - dann Ja! Ja! Ja! Ja!

Kein vernunftbegabter Mensch kann Gefallen darin finden, dass sich Kriminelle auf der großen Fußball-Bühne austoben und so viele Unbeteiligte mit hineinziehen. Dass Wasserwerfer und hunderte von Polizeibeamten, wie in der Vergangenheit oft der Fall, nötig sind, um zwei Fanlager voneinander zu trennen. Man wünscht sich an dieser Stelle auch Zuspruch von denen, die mit großer Vehemenz die Fußballkultur verteidigen. Doch sie schweigen diesbezüglich in der Regel. Rund 1500 Anhänger des Fußballklubs vom Niederrhein blieben der Domstadt fern, weil sie so gegen aus ihrer Sicht ungerechte Auflagen durch den DFB protestieren wollten - unter anderem personalisierte Tickets. Sie versammelten sich stattdessen zu einer friedlichen Demonstration in der Gladbacher Altstadt.

Trotzdem sollte nicht alles in einen großen Topf geschmissen werden. Pyrotechnik ist aus vielen guten Gründen in deutschen Fußballstadien verboten. Wer zündelt, ist allerdings weit davon entfernt, in einer Datei neben Terroristen geführt zu werden. Der DFB hat es fahrlässig versäumt, in einen ernsthaften Dialog mit den Fans zu kommen. Beim DFB wünscht man sich fahnenschwenkende Fans wie aus dem Werbespot. Auf den Rängen stehen aber keine Statisten, auf den Rängen stehen Menschen, die es verdient haben, ernstgenommen zu werden. Das beinhaltet auch, dass man sie nicht pauschal für Dinge bestrafen sollte, die im Umfeld eines Spiels passieren. Das Verursacherprinzip sollte auch hier gelten. Tut es allerdings oft nicht. Die "Fans" werden kollektiv bestraft. So war es ein falsches Signal, Gladbacher in Sippenhaft zu nehmen für Kölner Chaoten, die im Februar in Maleranzügen auf den Platz gerannt waren.

Und dann gibt es noch ein ebenso entschiedenes Nein! Zu einem Derby gehören auch in geordneten Bahnen Emotionen, die Rivalität zwischen zwei Städten, die sich verbal auf die Hörner nehmen. Dem Spiel diese Komponente zu nehmen, das kann niemand wollen.

(gic)
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