Borussia Mönchengladbach "Werden keine Spieler kaufen, um zu kaufen"

Mönchengladbach · Im zweiten Teil des RP-Interviews spricht Borussias Geschäftsführer über Transferaktivitäten, Wachstumsbereiche und das Financial Fairplay.

 Geschäftsführer Stephan Schippers spricht im RP-Interview über Financial Fairplay.

Geschäftsführer Stephan Schippers spricht im RP-Interview über Financial Fairplay.

Foto: dpa, os jai

Herr Schippers, Lars Stindl hat sich trotz der Option Leverkusen für Borussia entschieden. Bei der Spielersuche ergeben sich durch den Aufschwung mit der Perspektive Champions League also neue Möglichkeiten - gilt das auch für Sponsoren?

Stephan Schippers: "Werden keine Spieler kaufen, um zu kaufen"
Foto: imago sportfotodienst

Schippers Die Entwicklung ist in der Summe attraktiv. Für Spieler, aber natürlich auch für Sponsoren. Und ich glaube nicht, dass das nur mit der möglichen Perspektive Champions League zusammenhängt, sondern mit der generellen Entwicklung in den verschiedenen Bereichen.

Sind die Dimensionen bei den Sponsoren inzwischen andere?

Schippers Ja, und das ist doch positiv. Denn wir wachsen in allen Bereichen. Das merkt man, wenn man sich den Umsatz der letzten Jahre anschaut. Der Verein entwickelt sich, wir sind auf einem guten Weg.

Stindl kommt aufgrund seiner Ausstiegsklausel für drei Millionen Euro. An anderer Stelle war zu hören, dass Borussia in Summe rund 20 Millionen Euro für die neue Saison investieren kann ...

Schippers (schmunzelt) Sie wissen doch, dass wir nicht über konkrete Zahlen sprechen, das haben wir nie getan.

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Es wird über mögliche neue Stürmer diskutiert und über andere Positionen, die vielleicht neu besetzt werden. Was passiert im Sommer noch?

Schippers Man muss die Frage meines Erachtens nach umkehren: Ist es richtig, zu investieren um des Investierens Willen, oder ist es richtig, die Mannschaft zu verstärken und dann die nötigen Mittel zu haben. Ich glaube, der zweite Weg ist der richtige. Die Mannschaftsbildung ist ein Prozess, und der ist im Gange. Darum wäre es jetzt vermessen, auch angesichts der Vertragsverlängerungen von Martin Stranzl, Granit Xhaka und Thorgan Hazard sowie des Kaufs von Lars Stindl zu sagen, wir sind fertig. Aber noch mal: Wir werden nicht kaufen, um zu kaufen, sondern wir wollen das Team besser machen.

Borussia als Klub bemüht sich, die Einnahmen zu steigern. Das tut auch die DFL. Ist die weitere Zersplitterung des Spieltags da eine logische Folge, um mehr Geld zu generieren?

Schippers Man muss sich fragen, wo es hingehen soll. Einerseits geht es darum, als Verein mehr Einnahmen zu generieren, natürlich - und das auch durch die Zentralvermarktung der Fernsehrechte. Daher muss man auch auf die Bedürfnisse aller Partner eingehen. Dabei kann es durchaus sein, dass man über neue Sendeformate nachdenken muss, dies ist dann zu diskutieren - aber immer mit Augenmaß. Eine totale Zersplitterung der Spieltage ist nicht zielführend.

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Der TV-Deal mit dem US-Sender Fox, greift zur neuen Saison. Wird dadurch automatisch ein Trainingslager in den USA, gegen das sich Borussia dieses Mal noch entschieden hat, umso mehr ein Thema?

Schippers Die USA sind auf jeden Fall ein Zielmarkt der DFL. Und es wird auf Sicht auch ein Zielmarkt der Vereine sein. Die international spielenden Vereine müssen sich dann auch überlegen, wohin sie sich bewegen. Aber das muss nicht zwangsläufig ein Trainingslager sein.

Präsident Rolf Königs spricht gern vom asiatischen Markt. Wie wichtig wird auch der in Zukunft für Borussia sein?

Schippers Der asiatische Markt muss für jeden international bekannten Bundesligisten von großem Interesse sein, wenn man - ganz unromantisch - das Konsumentenpotenzial und auch das Fanpotenzial dort sieht. Der deutsche Fußball wird dort regelrecht inhaliert. Aber es ist auch ein schwieriger Markt. Die Bayern reisen im Sommer nach China, das ist schon ein Kraftakt. Es ist eine Entwicklung, und man muss sich Ziele stecken.

Am 20. April ist die Mitgliederversammlung. Es dürfte eine freudige Angelegenheit werden, mit guten sportlichen und auch wirtschaftlichen Zahlen. Wie gut fallen letztere aus?

Schippers Wir haben ein respektables Umsatzplus gemacht und einen entsprechenden Gewinn. Man kann sich schon an der Größenordnung von 2012 orientieren [122 Millionen Euro Umsatz, 15 Millionen Euro Gewinn, Anm. d. Red.]. Das Gute ist, dass durch die Mehrerträge wie die gute Platzierung in der Bundesliga sowie die Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase keine Löcher der Vergangenheit gestopft werden müssen.

Welche Wachstumsbereiche gibt es für Borussia noch?

Schippers Es gibt natürlich noch Wachstumsbereiche, über die wir nachdenken, wie beispielsweise das Merchandising. Es gilt, noch Fan-orientierter sein, zum Beispiel müssen wir unseren Onlineshop für Smartphones gangbar machen. Der geplante Neubau im Borussia-Park wird ein weiterer Schritt sein mit der Erlebniswelt, einem größeren Fanshop, ähnlich attraktiv wie der im neu eröffneten Minto, der ausgeweiteten Medicoreha und dem Hotel. Es wird ein Schritt in die richtige Richtung sein, da bin ich mir sicher.

Borussia ist ein gewachsener Verein. Nun strebt ein Klub wie RB Leipzig in die Bundesliga. Darüber gibt es viele emotionale Debatten. Wie stehen Sie, auch als Mitglied des DFL-Aufsichtsrates, zu diesem Thema?

Schippers Es ist erst mal wichtig festzustellen, dass die Regel "50 plus 1" ein zentrales Element im deutschen Fußball ist. Das heißt, dass ein Investor bis zu 49 Prozent an einem Verein erwerben darf. Wenn er mehr haben will, ist das an bestimmte Spielregeln gebunden. Die hat sich die Liga im Rahmen ihrer Statuten gegeben. Beispielsweise muss man 20 Jahre ein maßgeblicher Förderer des Vereins gewesen sein. Es ist jedoch wichtig, dass diese Statuten nicht nur auf dem Papier gelten, sondern, dass sie auch gelebt werden. Die Überprüfung geschieht im Rahmen der Lizensierung. Auf der anderen Seite muss man sich auch über das Financial Fairplay, das es auf europäischer Ebene gibt, Gedanken machen, ob es nicht vielleicht in unsere nationalen Fußballstatuten transformiert werden muss. Das wäre ein wichtiger Schritt und muss eine der nächsten Aufgaben sein.

Zurück zu RB Leipzig. Muss ein gewachsener Traditionsklub wie Borussia Angst vor diesen Klubs haben

Schippers Nein, solange die 50-plus-1-Regel Bestand hat und auch gelebt wird. Der deutsche Fußball wird sich weiter entwickeln. Wir als Borussia müssen das beobachten und uns Gedanken machen, wie wir damit umgehen, welche strategischen Partnerschaften es geben kann. Wir müssen uns aufstellen für die Zukunft. Aber ohne Angst.

Die Regeln für einen Konzern, der in mehreren Vereinen Beteiligungen anstrebt, sind mittlerweile klar.

Schippers Bei der Mitgliederversammlung der Liga in der vergangenen Woche haben wir diesbezüglich die Statuten noch mal angepasst. Insofern, als es perspektivisch einem Sponsor oder Investor nur noch möglich ist, Anteile an einem Verein von zehn oder mehr Prozent, an zwei weiteren Vereinen unter zehn Prozent und darüber hinaus an keinem weiteren Klub Anteile zu haben. Das ist ein notwendiger Schritt gewesen, um die Integrität des Wettbewerbs zu garantieren und die Regel 50 plus 1 für die Zukunft zu konkretisieren.

In der Gegenwart stehen für Borussia mehrere Jubiläen an: 50 Jahre erster Aufstieg, 40 Jahre erster Uefa-Cup-Sieg und 20 Jahre Pokalsieg. Wie werden diesen Themen aufgearbeitet?

Schippers Zum Augsburg-Spiel haben wir die Aufstiegsmannschaft von 1965 sowie die 1975er Mannschaft, die das erste Mal den Europapokal nach Mönchengladbach geholt hat, eingeladen und werden dieses Thema natürlich entsprechend würdigen.

KARSTEN KELLERMANN UND STEFAN KLÜTTERMANN SPRACHEN MIT STEPHAN SCHIPPERS.

(RP)
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