Borussia Mönchengladbach So viel Schubert steckt schon in Borussia

Mönchengladbach · Der Übergangstrainer André Schubert erweiterte beim 4:2 gegen Augsburg den Favre-Stil um eine gewisse Wildheit im Angriffsspiel.

André Schubert feiert erfolgreiches Debüt auf Borussias Bank
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Schubert feiert erfolgreiches Debüt auf Borussias Bank

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Foto: dpa, fg fdt

Es war eine kurze Nacht für André Schubert. Er habe Videos geschaut zur Vorbereitung auf das Spiel beim VfB Stuttgart, ließ der Interimstrainer von Borussia Mönchengladbach am Donnerstag nach dem Morgentraining kurz wissen. Dass er den Abend nach seinem beachtlichen Einstand in der Bundesliga, dem 4:2 gegen den FC Augsburg, mit ausgiebigem Feiern verbringen würde, war ohnehin nicht zu erwarten. Denn Schubert ist, wie sein Vorgänger Lucien Favre, ein akribischer Mensch. Zudem ist er so konzentriert auf seinen Job, dass er nach dem 4:0 (21. Minute) zwar dachte "cooler Spielstand", nicht aber besonderen Spaß empfand: "Ich habe meinen Job gemacht, ganz konzentriert. Da ist Genießen schwierig."

Seinen Job hat er indes gut gemacht. Nicht weil er und sein Trainerteam "Zauberer" oder "Hexenmeister" sind, sondern weil sie den richtigen Dreh gefunden haben, um das Team wachzurütteln. "Wir haben sachlich, fachlich an den Dingen gearbeitet", berichtete Schubert. Eine Trainingseinheit am Dienstag und noch eine am Mittwochmorgen reichte, um den zuvor so verunsicherten Gladbachern den Kopf freizuschaufeln und ihnen den nötigen Mut einzuimpfen für den ersten Saisonsieg. "Mut", sagte Fabian Johnson, der mit seinem frühen 1:0 für die entscheidende Befreiung sorgte, "war das Wort, das der Trainer sehr oft benutzt hat."

Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg: Einzelkritik
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Gladbach - Augsburg: Einzelkritik

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Was die Borussen dann auf den Platz brachten, war ein Fußball im Favre-Stil mit Schubert-Touch. Doch dieser Schubert-Anteil in Borussia war wohl genau das, was den Unterschied ausmachte. "Ich finde, dass wir viele Elemente aus Lucien Favres Philosophie gezeigt haben. Dennoch glaube ich, dass Augsburg etwas überrascht von unserer Spielweise war", sagte Granit Xhaka, der beim Schubert-Debüt Kapitän war. So war es tatsächlich: Wie bei Favre ging es um kombinationsfreudigen Ballbesitzfußball aus einer geordneten Defensive heraus.

Favre indes setzte beim Spiel nach vorn vor allem auf geduldigen Aufbau und das Warten auf den richtigen Moment. Schuberts Ansatz ist, jeden verlorenen Ball unbedingt und ganz schnell wieder zu erobern. So installierte er eine gewisse Wildheit im Angriffsspiel — mit dem Willen zum schnellen Abschluss. Mit entschlossenem Offensivpressing schüchterte Gladbach Augsburg ein, die Gäste waren in der ersten Halbzeit jedoch auch ein dankbarer Gegner, da sie gegen die hochaktiven Borussen zu passiv waren. Gladbach brauchte fürs Gemüt offenbar mal eine 1:0-Führung, die es bis dahin nicht gab. Die wurde erzwungen. Dann entlud sich, was sich angestaut hatte.

Auch bei Raffael. Am Brasilianer waren die ersten Ligaspiele quasi vorbeigelaufen, nun war er wieder das vitale Zentrum des Offensivspiels. Raffael sprudelte vor Ideen, gab die meisten Torschüsse ab (7) und war an allen vier Toren beteiligt. Auch eine Idee, die Favre schon vor einer Woche in Köln umgesetzt hatte, half Borussia gegen Augsburg: die Doppelsechs mit Granit Xhaka und Mo Dahoud. Beide trafen und waren präsente Antreiber aus der Tiefe. Auf den Flügel setzte Schubert auf die unter Favre bewährten Duos Korb/Herrmann (rechts) und Wendt/Johnson (links) - also auf unter Favre erprobte Mechanismen.

Nun arbeitet Schubert am Plan für Stuttgart. Wie immer der ausfällt: Die Borussen reisen mit einem ganz anderen Gefühl zum VfB, die mentale Blockade, die sie hemmte, ist gelöst. "Wir wollten gegen Augsburg in die richtige Richtung gehen, um uns für die anstehenden schweren Aufgaben Selbstvertrauen zu holen", sagte Lars Stindl. Die Richtung stimmt schon mal.

(RP)
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