Borussia Mönchengladbach Schulz: "Ich will bei Borussia meinen Weg gehen"

Mönchengladbach · Gladbachs Defensivtalent Marvin Schulz spricht im Interview über erfüllte Erwartungen, klare Ansagen von Martin Stranzl und seine Perspektive in Mönchengladbach.

Borussias Defensivtalent Marvin Schulz.

Borussias Defensivtalent Marvin Schulz.

Foto: Dieter Wiechmann

Herr Schulz, können wir uns darauf einigen, dass es für Sie eine seltsame Saison ist?

Schulz Was heißt seltsam? Ich bin überglücklich, dass ich am Anfang meine Spiele machen und Erfahrung sammeln durfte. Sind wir doch mal ganz ehrlich: Wer hätte vor dieser Saison gedacht, dass ich die ersten vier Pflichtspiele über 90 Minuten dabei bin? Und dann sind noch Champions-League-Einsätze dazu gekommen. Das ist schon was.

Das heißt, die Saison hat Ihre Erwartungen übertroffen?

Schulz Ich habe vor der Saison gehofft, dass ich ein bisschen Spielzeit bekomme. Dass es aber dann so losgeht, das habe ich nicht zu hoffen gewagt. Es war eine schöne Überraschung, die mich sehr gefreut hat, auch wenn es nicht leicht war, weil wir alle Spiele verloren haben. Ich war da auch ein bisschen in einem Loch, aber es ist auch eine Erfahrung, sich wieder herauszukämpfen. Gerade die negativen Erfahrungen, die ich auch gemacht habe in den ersten Spielen gegen tolle Spieler wie Reus oder Aubameyang und auch später Sterling von Man City, zeigen, wo man steht.

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Foto: Dieter Wiechmann

Sie waren in diesen Spielen Innenverteidiger. Aber Sie können auch vor der Abwehr spielen.

Schulz Es ist gut, flexibel zu sein. Das erwarten die Vereine und Trainer heute auch von einem Spieler. Denn wenn ein paar Spieler ausfallen, kann man an verschiedenen Stellen einspringen. Ich fühle mich als Innenverteidiger und als Sechser gleich wohl.

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Theoretisch können Sie auch vorn spielen, Sie waren früher in der Jugend Stürmer. Wer hat Sie umgeschult?

Schulz Der erste Trainer, der mich auf die Sechs gestellt hat, war unser damaliger Trainer in der B-Jugend, Thomas Flath. Wir waren bei einem Turnier in Moskau. Später in der U19 habe ich dann nur noch vor der Abwehr gespielt.

Kann man sagen, Sie sind ein kämpfender Sechser und ein spielender Innenverteidiger?

Schulz So würde ich das auch beschreiben.

Ist es ein Vorteil für einen Defensivmann, früher Stürmer gewesen zu sein?

Schulz Ich denke schon. Man weiß, wie sich ein Stürmer bewegt, welche Wege er geht und wie er denkt. Manche Situationen kann man daher vielleicht besser einschätzen.

Wie würden Sie Ihre aktuelle Lage einschätzen? Zunächst waren Sie Stammspieler, nach dem Trainerwechsel gab es nur noch Kurzeinsätze - allerdings auch in der Champions League. Zuletzt haben Sie zweimal in der Regionalliga-Mannschaft mitgespielt. Das ist eine große Bandbreite.

Schulz Gerade die Einsätze in der Champions League war ein riesengroße Erfahrung für mich. Es ist etwas Besonderes, als junger Spieler in solchen Partien dabei zu sein. Darum ist die Saison, auch wenn ich momentan nicht oft spielen darf, für mich sehr positiv. Ich weiß, dass ich noch einige Sachen verbessern muss. Meine Zweikampfstärke und meinen schwächeren Fuß zum Beispiel. Daran werde ich jetzt arbeiten und natürlich hoffen, noch meine Spielzeiten zu bekommen. Im Moment ist es für mich wichtig, auch in der U23 meine Einsätze zu haben, um im Spielrhythmus zu bleiben. Ich nehme jedes Spiel mit, auch die Testspiele wie bald gegen Bielefeld, um mich zu zeigen.

Soeben hat Martin Stranzl, der Senior des Teams, angekündigt, im Sommer aufzuhören. Wie wichtig ist ein Spieler wie Stranzl mit seiner Routine für das Team?

Schulz Sehr wichtig. Martin hat mich seit meinem ersten Tag, an dem ich zu den Profis kam, immer geführt, er hat mich zur Seite genommen und mir Tipps gegeben, wie ich mich verbessern kann.

Gab es auch mal einen "Anschiss" auf dem Platz?

Schulz (lacht) Klar gab es auch mal einen Anschiss. Aber ich weiß, wie Martin es meint, und, dass er es gut mit mir meint. Darum muss man auch damit klar kommen.

Wie ist Ihre persönliche Karriereplanung für die nähere Zukunft? Es soll ja bald der nächste Schritt kommen. Sie haben einen Vertrag bis 2018 - er soll also sicherlich bei Borussia passieren. Oder ist auch eine Ausleihe denkbar?

Schulz Ich will erst mal weiter im Kader bleiben und versuchen zu spielen. Was dann im Sommer passiert, wird sich in der Vorbereitung zeigen. Ich bin jetzt zwölf Jahre hier und will gern bei Borussia meinen Weg gehen.

Auf Ihren Positionen knubbelt es sich. Um einige Ihrer Konkurrenten gibt es aber auch Wechsel-Gerüchte. Beobachten Sie das, denn es könnte für Sie von Interesse sein, was Ihre Planungen angeht.

Schulz Ich schaue da nicht wirklich drauf. Für die Jungs freut es mich, wenn sie so im Fokus sind - aber genauso würde ich mich freuen, wenn alle hierbleiben würden, denn es sind tolle Spieler für Borussia.

Spekulieren wir: Lucien Favres Plan war, Sie und Mo Dahoud als die Doppelsechs der Zukunft aufzubauen.

Schulz Man kann viel spekulieren. Aber Lucien Favre ist nicht mehr Trainer von Borussia, und von daher mache ich mir über solche Sachen auch keine Gedanken. Ich will André Schubert zeigen, was ich kann. Wir haben schon ein paar Gespräche geführt, er hat mir gesagt, was ich verbessern muss. Das versuche ich im Training umzusetzen.

Fällt es schwerer, geduldig zu sein, wenn man schon mitten drin war im Team und sogar Champions League gespielt hat?

Schulz Es ist sicherlich anders. Klar ist doch, dass ich am liebsten immer spielen will, das ist bei jedem Spieler so. Und wenn man in so tollen Spielen dabei war, will man es wieder haben. Für mich ist das aber ein Anreiz, kein Druck.

Wie beurteilen Sie Ihre Entwicklung seit dem Aufstieg zu den Profis?

Schulz Ich habe bei Lucien Favre viel gelernt, ihm habe ich viel zu verdanken. Auch André Schubert hilft mir. Er hat noch ein paar Sachen entdeckt, an denen ich jetzt arbeite. Wir spielen jetzt ja auch ein bisschen anders, auch mal mit einer Dreierkette. So lerne ich noch ein paar Sachen dazu. Das kann nicht schaden, im Gegenteil.

KARSTEN KELLERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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