Borussia Mönchengladbach "Roooooooel" - es klingt heute nach Abschied und Wandel

Mönchengladbach · Heute werden es die Fans zum letzten Mal im Borussia-Park zelebrieren: "Roooooooel". Mit sieben "o", ganz so, wie es auf dem T-Shirt geschrieben steht, dass das Fanprojekt dem Borussen Brouwers, Roel mit Vornamen, gewidmet hat. Das hat kein anderer Borusse geschafft. Bisher stand dieses "Roooooooel" immer für Geborgenheit.

 Kult um Brouwers: Der Mann hat ein eigenes T-Shirt bekommen.

Kult um Brouwers: Der Mann hat ein eigenes T-Shirt bekommen.

Foto: KK

Wenn Roel aufs Feld kam, wussten die Fans: Wir können uns auf ihn verlassen. Er ist kein Filigraner, kein Künstler, kein Zampano, keiner, der mit seinem Spiel die Welt bewegen kann. Aber einer, auf den Verlass ist. In den kleinen Dingen. Und die sind in der Summe manchmal wichtiger als die großen. Einer im Team. Einer im Klub. Ein Borusse.

"Roooooooel" - so klingt heute der Abschied. Wenn es die Fans rufen, wird Brouwers wahrscheinlich ein paar Tränen verdrücken. Er hat es sich so gewünscht für den Fall, dass Schluss ist mit ihm und Borussia. Er wird gehen. Wie Martin Stranzl, Havard Nordtveit und Branimir Hrgota. Es wird eine wahre Abschiedsorgie werden heute am späten Nachmittag. Und das "Roooooooel" ist der Soundteppich dazu. Auch der Name Lucien Favre ist zu nennen. Denn auch er ist nicht mehr da, und vielleicht wird er bald auch endgültig weg sein, wenn sein noch bestehender Vertrag aufgelöst wird. Auch an den Ex-Trainer, der so vieles möglich machte, der so viel hinterlassen hat, wird gedacht werden heute Nachmittag.

Vor allem aber an die, die in die Kurve winken werden. Vier Borussen gehen, die für drei Generationen stehen: Brouwers, der 2007 zum damaligen Zweitligisten Borussia kam, gehört noch zur Generation zweiter Wiederaufstieg. Stranzl und Nordtveit, die 2011 Gladbacher wurden, sind die Generation Relegation. Und Hrgota, seit 2012 am Niederrhein, zählt zur Generation Wieder-Europapokal. Hinzu kommt noch Martin Hinteregger, der nicht fest verpflichtet und damit ebenfalls verabschiedet wird.

"Roooooooel" - das ist mithin heute auch der Soundtrack für den Wandel bei Borussia. Genau genommen gibt es die Borussia, die am Anfang der Saison da war, nicht mehr. Ein neuer Trainer (Schubert statt Favre), ein neuer fußballerischer Ansatz (Umschalt-Powerpressing statt Ballbesitz-Tiki Taka), viele neue Protagonisten (Xhaka als Kapitän, Christensen, Elvedi, Dahoud etc). Es war ein Wandel im vollen Galopp.

Die Zukunft hat unverhofft und ebenso schleichend wie radikal begonnen, der Abgang von Favre war eine Initialzündung. Es ist die wohl größte Leistung der Borussen in dieser Saison, dass TROTZ all der Neuerungen inklusive des Verlusts alter Achsen und der Veränderung der Automatismen die Wende geschafft wurde und nach dem anfänglichen Absturz nun doch wieder international gespielt wird. Das zeigt auch, wie viel Qualität im Team ist und wie standhaft das Gebäude ist, das die Borussen in den vergangenen Jahren aufgebaut haben. Dazu haben insbesondere Brouwers, Stranzl und Nordtveit, die kamen, als die Zeiten viel schlechter waren im Borussen-Universum, beigetragen. Als Kämpfer. Als Typen. Als Borussen. Das werden sie bleiben.

Brouwers und Stranzl werden sogar schon als Zugänge der Weisweiler Elf, dem Traditionsteam Borussias, das in diesem Jahr 25 Jahre alt wird, gehandelt. Kommt es so, wird es künftig da heißen: "Roooooooel!"

Was gut ist, verhallt niemals so ganz.

(RP)
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