Borussias Unterschiedspieler Raffael tut Borussia gut

Mönchengladbach · Beim 3:3 gegen Hoffenheim zeigten die 20 Minuten, in denen der Brasilianer spielte, warum er wichtig für das Team ist.

 Raffael bejubelt einen Treffer im Derby beim 1. FC Köln.

Raffael bejubelt einen Treffer im Derby beim 1. FC Köln.

Foto: dpa, mb gfh

Beim 3:3 gegen Hoffenheim zeigten die 20 Minuten, in denen Raffael spielte, warum der Brasilianer wichtig für Borussia Mönchengladbach ist. Nach seinem letzten Comeback-Versuch ist allerdings Vorsicht geboten.

Wahrscheinlich war es Zufall. Vielleicht aber auch nicht. Raffael, den seinen Kollegen hochachtungsvoll "Maestro" nennen, war zwei Minuten auf dem Platz als Lars Stindl seine Torflaute nach 1506 Pflichtspielminuten beendete. Raffael stand nicht weit weg vom Kapitän, als dieser den Ball von Jonas Hofmann mitnahm und dann mit der Innenseite ins Tor schob. So einfach sah das aus, doch in den Wochen zuvor war es so unendlich schwer gewesen für Stindl.

Raffael hat nichts direkt zu tun gehabt mit dieser Szene, doch er war eben da, in der Nähe, eine Option für den Ballführenden, ein Magnet für die Hoffenheimer Verteidiger. Vielleicht hat Raffaels pure Anwesenheit Stindl den nötigen Freiraum gegeben in der Szene, weil er die Aufmerksamkeit des Gegners auch auf sich zog. Jeder in der Bundesliga kennt Raffaels Qualitäten und jeder Verteidiger weiß, dass man den schmalen Brasilianer nie aus den Augen lassen darf. Wie in der letzten Minute, als er nach Hofmanns Ecke im Strafraum den Ball bekam, quer vor dem Tor her passte zu Matthias Ginter, der dann zum 3:3 einschob. Zuvor hatte er auch Stindl den Ball serviert, der konnte die Chance aber nicht nutzen.

Diesmal bereite die Wade Raffael keine Probleme

Die Frage war nun: Was macht Raffaels Wade? Schließlich war er schon zweimal zurückgekehrt ins Spiel, doch zweimal war es zu früh, die Schmerzen kamen zurück. Nun ist die erste Trainingswoche nach dem Hoffenheim-Spiel fast vorüber und Raffael spürt nichts. "Es geht mir gut", sagt er und sein Blick zeigt, wie erleichtert der 32-Jährige ist. Es scheint, als komme endlich wieder Normalität in sein Berufsleben. "Ich will wieder spielen", sagt er und lächelt. Raffaels Ziel ist es, die Länderspielpause zu nutzen, um am Ostersonntag gegen Mainz wieder bereit zu sein für die Startelf. "Gegen Hoffenheim waren die 20 Minuten das Limit", gesteht er. Die nutzte Trainer Dieter Hecking voll aus.

Raffaels Bilanz zeigte, warum er wichtig für das Team ist: In der Zeit, in der er auf dem Rasen stand, erzielte Borussia zwei Tore, eines davon bereitete er selbst vor. Es war sein zweiter Assist in dieser Saison. Sieben Tore hat er gemacht in 20 Spielen, das sind exakt die Werte, die er in der vergangenen Saison am Ende hatte: 20 Spiele und sieben Tore. Dass er seine Torbilanz bis zum Ende der Spielzeit ausbauen und möglichst zum vierten Mal in seinen fünften Spielzeiten als Borusse eine zweistellige Torzahl produzieren will, ist klar. Raffael ist der effizienteste Borussen-Angreifer. Alle 211 Minuten trifft er im Schnitt. Hazard ist alle 340 Minuten erfolgreich, Stindl alle 485 Minuten. Allerdings verteilte Raffael seine sieben Tore auch auf die Doppelpacks gegen Stuttgart, Berlin und Hamburg, hinzu kommt das Joker-Tor in Köln, das aber die Derby-Niederlage nicht verhindern konnte. Deswegen täuscht die Minuten-Statistik etwas. Raffael hat mehr drauf.

Dennoch: Dass er durch seine bloße Anwesenheit Borussia guttut, das ist keine gewagte These. Und man darf auch sagen, dass er nun, da die letzte Phase dieser zuletzt in der Summe enttäuschend verlaufenen Saison beginnt, der letzte Hoffnungszipfel ist für die Europa-Ambitionen. Denn ein fitter und formidabler Raffael ist ein Unterschied-Spieler und macht Gladbach besser, auch mit fast 33 Jahren. Und er ist ein Spieler, der den anderen den Raum frei macht, sich zu entfalten mit seiner Präsenz. Insbesondere für Stindl, seinen kongenialen Sturmpartner. Die Herren stehen für das Borussen-Tikitaka, das in den vergangenen Monaten, in denen sie kaum zusammen auf dem Platz standen, selten reibungslos klappte.

Neun Tage sind es noch bis zum Spiel bei Mainz 05. Bis dahin will Raffael seine Fitness steigern. Vor allem aber hofft er, dass die Wade wirklich nicht mehr zwickt. Schlagzeilen wie in den Monaten zuvor ("Borussia hat wieder Sorgen um Raffael") soll es für den Rest der Saison nicht mehr geben. Raffael würde es freuen und Borussia helfen.

(kk)
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