Borussia Mönchengladbach Plan B bleibt offene Baustelle

Mönchengladbach · Lucien Favre fand sie nicht, und unter André Schubert greift sie auch nicht: die Alternative zur jeweils maßgeblichen Spielidee Borussias.

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Foto: dpa/Robert Michael

Die Niederlagen von Ingolstadt und Hannover haben sich als zäher Film aus Ernüchterung über die vormals vorherrschende Euphorie im Borussen-Land gelegt. Max Eberl wählte gar die Kraftausdrucks-Variante von "bescheiden", um in seiner Rede auf der Mitgliederversammlung die zurückliegenden Ergebnisse zu bewerten, und die Anwesenden freute es, dass der Sportdirektor es offenbar genauso sah wie sie selbst. Jenseits allen Ärgers produzierten die beiden Partien indes vor allem eine Erkenntnis: Die Suche nach einem wirkungsvollen Plan B zur jeweils vorherrschenden Spielidee Borussias bleibt ein inzwischen schon jahrelanges Thema.

Für Ingolstadt und Hannover reichte es jeweils aus, den auf kurze Flachpässe fußenden Spielaufbau von André Schuberts Team durch simples Mann-gegen-Mann-Zustellen aller Anspielstationen lahm zu legen. Das gibt auch Fabian Johnson zu: "Es ist natürlich für uns schwierig, weil wir schon versuchen, meistens über das Spielerische zu kommen. Da ist es dann schon sehr anders für uns, über lange Bälle zu operieren und uns die zweiten Bälle zu erkämpfen", sagte der US-Nationalspieler gestern nach dem Training. Schubert selbst hatte noch in Ingolstadt skizziert, wie man die Manndeckung über ein Überspielen der ersten Zone hätte knacken können, allein seinen Spielern hatten Mittel, Überzeugung oder Wille gefehlt, vom Plan A abzurücken.

Das Etablieren eines abrufbaren Offensivplans B ist Schuberts Aufgabe - allein, er ist nicht der erste, der sich ihr bislang erfolglos stellt. Selbst Lucien Favre, dem irgendwann der Ruf anhaftete, für alles einen taktischen Kniff zu finden, biss sich daran die Zähne aus. Der Schweizer entwickelte Borussia zwar über die Jahre weiter, von der Kontermannschaft zum Ballbesitz-Team, aber eine jeweils passende Alternative zum zur Perfektion trainierten Matchplan, den entwickelte auch er nicht. Man denke an das Pokalaus in Bielefeld vor knapp einem Jahr, als Borussia auf schlechtem Rasen gegen tief stehende Arminen wohl noch wochenlang auf Ballbesitz gesetzt hätte, statt es mit langen Bällen zu probieren. Oder die hilflose, Handball-ähnliche Dominanz beim 0:1 auf Schalke zwei Monate zuvor. Zum Thema "fehlender Plan B" sagte damals Christoph Kramer etwas, das Johnsons aktueller Aussage sehr ähnelt. "Du musst halt an deiner Spielphilosophie festhalten, musst sie, so gut es geht, umsetzen."

Das 0:2 gegen Hannover im Notencheck
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Foto: Dirk Päffgen

Es geht aber nicht gut, wenn der Gegner es richtig anstellt - nicht unter Favre, und bisher auch nicht unter Schubert. Klar, der Kader hat keinen Mittelstürmer-Bullen, der Bälle festmachen kann, vielleicht André Hahn. Aber zweite Bälle kann auch eine Mannschaft ohne Kopfballungeheuer ergattern und von dort aus das Spiel schnell machen. Doch auch das machte Borussia zuletzt zweimal nicht. "Wir müssen auf jeden Fall einiges anders machen, um am Sonntag zu gewinnen. Wir haben keine Entschuldigung mehr", sagt Johnson, der im Hinspiel in Sinsheim beim 3:3 zweimal traf.

Der Traum von der zweiten Champions-League-Teilnahme in Folge, er ist jedenfalls in die Ferne gerückt. Geht es nach Johnson, geht es in den vier verbleibenden Spielen wohl nur noch darum, die Europa League zu sichern. "Ich denke, es ist keine gute Sache, von der Champions League zu reden. Wir haben zu viel vergurkt. Wir hatten es selbst in der Hand, aber jetzt sind wir zu weit entfernt, denke ich", sagte er.

Lars Stindl fehlt derzeit beim Training, weil bei seiner schwangeren Frau Komplikationen aufgetreten sind. Wann er wieder einsteigt, ist offen.

(klü)
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