Borussia Mönchengladbach Patrick Herrmanns Ausfall tut Borussia weh

Mönchengladbach · Der Flügelflitzer war Mitte des Jahres der Vorzeige-Borusse. Nun ist das hintere Kreuzband im linken Knie gerissen. Das zeigt auch, dass in dieser Saison nichts selbstverständlich ist - nicht die fußballerischen Automatismen, nicht der Erfolg und auch nicht die Gesundheit wichtiger Spieler.

Patrick Herrmann: Das stolze Eigengewächs von Borussia Mönchengladbach
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Das ist Patrick Herrmann

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Foto: Dirk Päffgen

Mitte des Jahres war Patrick Herrmann das Vorzeige-Fohlen. Er hatte so viele Liga-Tore geschossen wie nie zuvor, elf, und damit wesentlich dazu beigetragen, dass Borussia zum ersten Mal die Qualifikation für die Champions League geschafft hat. Dass er dann von Bundestrainer Joachim Löw eine Einladung zur Nationalmannschaft bekam und zweimal spielen durfte für Deutschland, rundete die Glitzer-Geschichte ab.

Jetzt sieht die Welt anders aus, düsterer. Der Himmelstürmer wurde brutal auf den Boden zurückgeholt: Das hintere Kreuzband im linken Knie ist gerissen. Herrmann wird lange fehlen. Vielleicht für den Rest der Hinrunde. Sein Traum vom Champions-League-Spiel in England - am 8. Dezember ist das Rückspiel in Manchester - wird wohl platzen. Nur ein Spiel wird es dann für Herrmann gewesen sein auf der großen Europa-Bühne, auf die er sich so gefreut hatte: das 1:2 gegen Manchester, bei dem ihn die "Gänsehautatmosphäre" entzückte.

Beim Testspiel gegen Sion Anfang September hatte er sich am Knie verletzt, da wurde der Kreuzbandriss aber noch nicht erkannt. "Es ist davon auszugehen, dass sich bei der ersten Untersuchung Flüssigkeit im Knie gesammelt hat, die dafür gesorgt hat, dass man den Riss des hinteren Kreuzbandes nicht sehen konnte. Das Knie war klinisch stabil, deshalb ist er auch ins Mannschaftstraining zurückgekehrt und hat mehrere Spiele absolvieren können", sagte Teamarzt Stefan Hertl gestern. Herrmanns Knie wird nicht operiert. Er absolviert eine Reha-Maßnahme, dann wird entschieden, wie es weitergeht. Eine Prognose, wann er wieder spielen kann, ist aktuell nicht möglich.

Der Fall des Flügelflitzers zeigt, wie fragil Glück im Fußball ist - und ergänzt das, was Borussia in dieser Spielzeit schon widerfahren ist. Gerade erst hatten alle Borussen noch den Film vom Sturm in die Meisterliga im Kino bestaunt, da fand sich der Dritte der Vorsaison plötzlich auf Rang 18 wieder - ohne Punkt und, nach dem Derby, auch ohne Erfolgstrainer Lucien Favre. Zudem plagte Alvaro Dominguez der Rücken und Abwehrchef Martin Stranzl verletzte sich, gerade genesen, schwer (Bruch der Augenhöhle). Herrmann ist der nächste Protagonist des Höhenflugs der vergangenen Jahre, der nun fehlt. Das Verletzungspech, das Gladbach in den Vorjahren verschonte, schlägt zu.

Den Borussen, die sich gerade im Aufwind befanden nach den miesen ersten Saisonwochen, tut Herrmanns Ausfall weh. Sportlich, weil seinem Trainer André Schubert eine flotte Offensivoption verloren geht - und ein Spieler, der taktisch bestens passt für das offensive Pressing, das Schubert spielen lässt. Zudem ist Herrmann ein Liebling der Fans, ein Anchorman, und solche kann man immer gut gerbrauchen.

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Borussia sollte seine schwere Verletzung, die mitten hineinplatzt in die allgemeine Aufbruchsstimmung, eine Warnung sein. Mit zuletzt drei Siegen ist sie zwar aus dem Gröbsten heraus, "die Tendenz ist die richtige", sagt Sportdirektor Max Eberl. Doch er warnt: "Wir können uns jetzt nicht zurücklehnen. Unser Ziel war die Einstelligkeit und da wollen wir auch wieder hin. Bis dahin ist es noch ein komplizierter Weg." Und selbstverständlich ist in dieser Saison nichts von dem, was in der vergangenen Spielzeit selbstverständlich war. Nicht die fußballerischen Automatismen, nicht der Erfolg. Und auch nicht die Gesundheit wichtiger Spieler.

(RP)
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