Borussia Mönchengladbach Patrick Herrmann ist endlich reif für die Insel

Mönchengladbach · Borussias Flügelspieler verpasste die Spiele in Manchester wegen Verletzungen. In Glasgow erfüllt sich eine Sehnsucht des 25-Jährigen.

 Voller Körpereinsatz: Patrick Herrmann (Bildmitte) im Luftduell mit Hamburgs Douglas Santos. Auch am Mittwoch im Celtic Park dürften den Gladbachern gegen Glasgow rassige Zweikämpfe bevorstehen.

Voller Körpereinsatz: Patrick Herrmann (Bildmitte) im Luftduell mit Hamburgs Douglas Santos. Auch am Mittwoch im Celtic Park dürften den Gladbachern gegen Glasgow rassige Zweikämpfe bevorstehen.

Foto: Dieter Wiechmann

Der Celtic Park in Glasgow ist ein Fußballtempel. Ein Pool aus Emotionen, der Ort, an dem "You`ll never walk alone", die großartigste Fan-Hymne, ihren eigentlichen Ursprung hat. Kurz: Der Celtic Park ist Fußball pur. Und damit der beste Platz, um Fußballatmosphäre auf der Insel in Reinkultur zu erleben. "Ich freue mich darauf", sagt Borussias Flügelspieler Patrick Herrmann. Damit hat er wohl radikal untertrieben. Denn das Spiel wird für ihn die Erfüllung einer Sehnsucht sein. "Endlich bin ich auf der Insel mal dabei", sagt der 25-Jährige.

"England ist das Ursprungsland des Fußballs", sagt Herrmann, "ich will es erleben, seit ich klein bin." Er schaute neben der Bundesliga immer auch die Premiere League. In der Europa League machte das Los nicht mit. Aber in der Champions League. Herrmann trug selbst mit seiner besten Saison dazu bei, dass es klappte: 2014/2015 schoss er elf Tore, so viele wie nie, Borussia schaffte Platz drei und damit erstmals die direkte Qualifikation für die europäische Meisterliga.

Als Gladbach dann bei seiner Champions-League-Premiere Manchester City zugelost bekam, sah Herrmann seinen persönlichen Traum in Erfüllung gehen: "Strike! Ab auf die Insel." Das Hinspiel gegen City im Borussia-Park erlebte er als aktiv Beteiligter mit, doch dann riss das Kreuzband im Knie, er fiel monatelang aus. Und verpasste das Rückspiel bei City im Dezember.

Nun stand wieder Manchester auf dem Reiseplan, dieses Mal war es das Auftaktspiel der Saison in der Meisterliga. "Klasse", jubelte Herrmann nach der Auslosung. Doch wieder wurde nichts daraus. Dieses Mal zog er sich einen Muskelfaserriss zu. "Das war brutal. Da spielen wir zweimal in Manchester, und ich fehle zweimal wegen verschiedener Verletzungen. Ich war wirklich traurig", gesteht er. Es gab zwar in den vergangenen Jahren Testspiele auf der Insel, doch das ist anders, da fehlt das echte Gefühl.

Heute startet Borussias nächste Europa-Mission in Britannien. Und Herrmann ist gesund. Also endlich reif für die Insel. Gestern am freien Tag packte er sich quasi in Watte, damit nichts mehr dazwischenkommt. "Ich bleibe am besten zu Hause und bewege mich kaum", sagte er und lachte. Er wollte dem Schicksal keine Chance geben, ihm wieder den Traum vom Spiel auf der Insel zu vermiesen.

Ob er von Beginn an aktiv mitwirken darf, steht auf dem noch geheimen Ideenzettel von Trainer André Schubert. Der Trainer hat die Rotation eingeführt und bastelt seine Teams von Spiel zu Spiel um. Beim 0:0 gegen den Hamburger SV am Samstag war Herrmann Startelf-Teilnehmer, zum zweiten Mal seit über einem Jahr in der Liga. "Ich habe sicher nicht mein bestes Spiel gemacht. Er war schwer, reinzukommen", sagt Herrmann selbstkritisch.

Er spielte auf der rechten Seite, sollte mit seiner Schnelligkeit die tief stehenden Hamburger bespielen. Doch er kam nur selten durch, verhaspelte sich oft. Die fehlende Spielpraxis machte sich arg bemerkbar. "Es braucht Zeit, wenn man so lange nicht richtig gespielt hat", weiß Herrmann. Ibo Traoré kam nach der Pause für ihn, er war fortan ein Aktivposten, schlug die meisten Flanken seines Teams (7), sorgte für viel Unruhe und holte mit einem Sololauf den zweiten Elfmeter heraus.

Der Konkurrenzkampf gerade auf dem Flügel ist groß, seit Schubert das System mit der defensiven Wechselkette und dem Offensiv-Dreieck spielen lässt. "Da ist auf den Flügeln im Vergleich zum 4-4-2 ein Job weggefallen", sagt Herrmann. Allerdings nimmt er die neue Situation an: "Ich kann auch gut nach hinten arbeiten", sagt er. Ob Schubert seine Schnelligkeit in Glasgow als probates Mittel ansieht, um den robusten Gegner zu attackieren, wird sich zeigen. Letztlich hängt der Matchplan auch davon ab, ob Raffael und/oder Thorgan Hazard wieder mittun können. Ob es so ist, wird sich heute entscheiden.

Auch wenn er zunächst nur draußen sitzt, wird Herrmann die Atmosphäre am Mittwoch genießen. Doch es ist nicht nur eine Lustreise. "Wir müssen bei Celtic punkten", weiß Herrmann. Glasgows 3:3 gegen Manchester City "erhöht den Druck auf uns", sagt er. Mit den Schotten wird sich Borussia, so alles normal läuft, um Rang drei und damit den Fortgang in der Europa League rangeln. Das Ziel ist, international zu überwintern. Gelingt das, wären weitere Insel-Trips möglich. Aber das ist Zukunftsmusik. "Erst mal freuen wir uns alle auf Glasgow und wollen dort etwas holen", sagt Herrmann.

(kk)
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