Borussia Mönchengladbach Nordtveit: Mit drei Skandinaviern geht nichts schief

Stuttgart · Es sind Spiele wie dieses 3:1 in Stuttgart, die Verantwortliche und Fans um Jahre altern lassen können. Eine dünne 2:1-Führung, Chancen zum entscheidenden dritten Tor liegengelassen und ein Gegner, der mit Macht auf den Ausgleich drängt - solch ein Bibbern gilt nicht gerade als vergnügungssteuerpflichtig. Havard Nordtveit sieht das anders. Ganz anders.

Skandinavische Wertarbeit: Andreas Christensen (l.) und Havard Nordtveit.

Skandinavische Wertarbeit: Andreas Christensen (l.) und Havard Nordtveit.

Foto: Dieter Wiechmann

"Ich liebe solche Spiele", sagte Borussias Norweger vor dem Einsteigen in den Mannschaftsbus vor der Stuttgarter Arena. "Es war alles drin, und ich finde, solche Spiele zu gewinnen, ist noch einmal ein besseres Gefühl, als ein Spiel 3:0 oder 4:0 zu gewinnen." Nordtveit selbst konnte sich über Langeweile in den 90 Minuten im Ländle nicht beschweren.

Zwei Stunden vor dem Anpfiff hatte er erfahren, dass er für den nicht hundertprozentig fitten Alvaro Dominguez als linker Innenverteidiger beginnen sollte. Er begann auch ordentlich, verursachte aber im Übermut den VfB-Elfmeter, um in Halbzeit zwei zum Gladbacher Fels in der Stuttgarter Offensivbrandung zu avancieren. Mehrfach rettete, blockte, grätschte der 25-Jährige entscheidend. Und wenn auch er mal zu spät kam, verhinderte Yann Sommer im Tor den Ausgleich. "Wir haben es in der zweiten Halbzeit mit Yann zusammen gut gemacht, und am Ende machen wir es Stuttgart mit dem dritten Tor eben kaputt", sagte Nordtveit.

Wahrscheinlich genoss er die 90 Minuten aber in all ihrer Intensität auch deswegen besonders, weil diese ihm in den vergangenen zwei Jahren oft genug verwehrt geblieben war. An Christoph Kramer war er im Mittelfeld nicht vorbei gekommen, und die Variante mit ihm als Innenverteidiger - wie in Norwegens Nationalelf - war zwar immer mal wieder ein Thema, aber meist ein theoretisches. Doch "Howie" mutierte nicht zum Stinkstiefel, er wartete seinem Naturell entsprechend auf seine Chance. Wie jetzt am Samstag. "Vor ein paar Wochen hätten wir so ein Spiel wahrscheinlich noch verloren. Jetzt haben wir eben auch wieder dieses Bisschen Glück, das wir brauchen", sagte er.

Dass man den Sieg noch aus der Hand geben würde, daran hatte Nordveit eh keinen Zweifel, und die Erklärung dafür lieferte er mit einem schelmischen Lächeln: "Drei Skandinavier in der Viererkette hinten - da kann nichts schief gehen." Der Schwede Oscar Wendt bereitete dann ja auch Herrmanns 2:0 vor, der Däne Andreas Christensen lieferte einmal mehr eine ruhige, sichere Partie ab. Wobei Letztgenannter lachen musste, als er auf Nordtveits Vorliebe für knappe Siege angesprochen wurde. "Ich sehe es, sagen wir mal so, ähnlich. Wenn ich mir nicht gerade den Kopf anhaue, liebe ich auch solche Spiele", sagte Christensen, noch ein bisschen geplagt von Kopfschmerzen nach dem Zusammenstoß mit Timo Werner.

Ansonsten ging er konform mit seinem norwegischen Nebenmann. "Siege sind immer gut, aber wenn du bis zum Schluss um den Sieg kämpfen musst, gibt dir das vielleicht noch einen Tick mehr. Und es macht noch ein bisschen mehr Spaß."

(klü)
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