Borussia Mönchengladbach Nordtveit hat Lust auf den Pokal

Mönchengladbach · Der Norweger ist seit Januar 2011 Borusse. Zwei Pokalpartien gab es seither im Borussia-Park. In der Saison 2011/12 das Achtelfinale gegen Schalke und das Halbfinale gegen die Bayern. Da verschoss "Howie" einen Elfmeter. Gegen Bremen soll es besser laufen.

 21. März 2012: Das ist die letzte Aktion des Pokalhalbfinals der Borussen gegen den FC Bayern: Havard Nordtveit scheitert im entscheidenden Elfmeterschießen am Münchener Torwart Manuel Neuer - Borussia ist ausgeschieden.

21. März 2012: Das ist die letzte Aktion des Pokalhalbfinals der Borussen gegen den FC Bayern: Havard Nordtveit scheitert im entscheidenden Elfmeterschießen am Münchener Torwart Manuel Neuer - Borussia ist ausgeschieden.

Foto: Imago

Bald hat Havard Nordtveit sein Fünfjähriges. Im Januar 2011 kam er zunächst auf Leihbasis von Arsenal London nach Gladbach, später wurde der Norweger fest verpflichtet. Er hat viel erlebt seither: eine Relegationsrettung, den Aufschwung Borussias vom Fast-Absteiger zum Spitzenteam der Bundesliga, die Rückkehr in den Europapokal, den Aufstieg in die Champions League. Die aktuelle Saison ist sozusagen ein Destillat seiner bisherigen Zeit als Borusse: von Platz 18 auf Rang drei binnen weniger Wochen, zudem ordentliche Auftritte in der Königsklasse. Zuletzt gab es mal wieder Rückschläge: das Europa-Aus und die 0:5-Niederlage in Leverkusen.

"Fünf Gegentore sind zu viel", sagt er Nordtveit. "Wir haken das aber ab", versicherte er. Und wie geht das schneller, als mit dem nächsten Spiel. Das schnelle Umschalten ist gerade nach Niederlagen ein Vorteil der englischen Wochen. "Es ist gut, dass das Spiel schnell kommt", sagt Nordtveit. "Das Spiel" ist für ihn eines, auf das er sich freut. Denn Werder Bremen kommt heute Abend zum Pokalspiel in den Borussia-Park - das ist für Nordtveit trotz eines halben Jahrzehnts Borussia etwas Außergewöhnliches. 134 Bundesliga-Spiele, 20 im Europa-Pokal und zwölf im DFB-Pokal hat der 25-Jährige für Borussia gemacht, doch nur zwei Heimspiele im DFB-Pokal - beide in der Saison 2011/2012, zunächst das Achtelfinale gegen Schalke (3:1) und das Halbfinale gegen die Bayern.

Nordtveits Erinnerung an das letzte Heimspiel im Pokal ist, sagen wir mal, durchwachsen. Vielmehr an Emotion ging nicht: Ein Halbfinale gegen den FC Bayern München, das in einem Elfmeterschießen gipfelte nach torlosen 120 Minuten. "Es ist nicht ganz so krass wie die Champions League, aber so ein Abendspiel mit richtig geiler Stimmung und so viel Spannung - das war klasse", sagt Nordtveit. Dumm ist für ihn nur, dass er ungewollt zu den Hauptdarstellern des Abends gehörte - indes war ihm keine Heldenrolle zugedacht. Denn Nordtveits Elfmeter landete am Bein von Manuel Neuer, es war Gladbachs letzter Schuss, und so war er vorbei, der Traum vom Endspiel in Berlin.

Nordtveits Fehlschuss jedoch war ein Randaspekt an diesem Abend, auch wenn er entscheidend war. Denn auch Dante hatte vergeben, und der gab kurz danach seinen Wechsel zu den Bayern bekannt. Womit sich der Brasilianer jedweden Kredit bei den Gladbach-Fans verspielt hat. Nordtveit indes gehört als fleißiger Arbeiter eher zum Kult-Personal Borussias.

Zumal sich seine Situation nach dem Trainerwechsel für ihn zum Besseren gewendet hat. Bei Lucien Favre war er vor allem Backup auf der Sechs, bei André Schubert wird er variabel eingesetzt: als Rechtsverteidiger mal, dann als Sechser, vor allem aber als Innenverteidiger. Da könnte dann auch die Zukunft sein. Heute Abend wird er indes ganz sicher für die innere Sicherheit zuständig sein, künftig aber weiter variabel bleiben. "Ich sehe Howie da, wo er gebraucht wird. Er hat es auf der Sechs gut gemacht und ist auch als Innenverteidiger ein verlässlicher Spieler", sagt Schubert. Große Willenskraft habe Nordtveit und zudem eine "super Mentalität". Männer mit solchen Eigenschaften sind gerade für den Pokal prädestiniert.

Im Sommer endet Nordtveits Vertrag zwar, doch darf man davon ausgehen, dass er verlängert wird, vielleicht sogar in Kürze. Schubert gab gestern zu, dass er die Ausweitung des Nordtveitschen Arbeitspapiers "sehr begrüßen" würde. "Das macht mein Agent", sagt Nordtveit, wenn er auf das Thema angesprochen wird. Er selbst wolle sich auf Fußball konzentrieren. Zuletzt jedoch hat er auch durchblicken lassen, dass es ihm schon in den Kram passen würde, mit Gladbach mal Titel zu gewinnen. Dafür nur diese eine Rest-Saison einzuplanen, wäre vielleicht etwas vermessen. Nordtveit kann sich demnach wohl noch ein paar Jahre als Borusse vorstellen.

Wenn es einen Titel geben kann für die Gladbacher, dann am ehesten im Pokal. Beim optimalen Verlauf sind es "nur" noch vier Spiele bis zum Triumph, denn das Treffen mit Bremen findet im Achtelfinale statt. "Wir Spieler lieben diesen Wettbewerb, er gibt viel Energie", sagt Nordtveit. Er hat Lust auf den Pokal. Da gibt es kein Grau, nur Schwarz oder Weiß, drin oder draußen - das ist der Thrill. Nordtveit mag Thrill, weniger im Privatleben, auf dem Platz aber definitiv. Jedoch mit Grenzen. Als er die Geschichte von 1984, diesem wilden 5:4 gegen Bremen nach Verlängerung, erzählt bekommt, sagt er: "So spannend wollen wir es eigentlich nicht machen. Aber wie immer es kommt: Wichtig ist nur, dass wir weiterkommen." Nach dem Euro-Aus vor einer Woche soll es im Pokal weitergehen. Sonst hätte Borussia binnen einer Woche verdammt viel verloren.

(RP)
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