Borussia Mönchengladbach Neue Daten sehen Stindl als besten Stürmer

Mönchengladbach · Eine neue Form der Spieldatenauswertung stellt die Qualität von Passspiel und Balleroberungen in den Vordergrund.

Gladbachs Lars Stindl: Rückkehr zum KSC -  eine Karriere in Bildern
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Die bisherige Karriere von Lars Stindl

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Foto: Dirk Päffgen Paeffgen (dirk)

Leistungsdiagnostik und Spieldatenanalyse haben immer stärkeren Eingang in die tägliche Arbeit im Profifußball erhalten. Und längst werden Laufleistung, Zweikampfquote oder Ballbesitzverteilung nicht mehr nur unter Sportwissenschaftlern diskutiert, sondern auch an Stammtischen. Doch wo Daten verfügbar sind, tauchen irgendwann auch Fragen nach der Aussagekraft auf. Und so ließ sich feststellen, dass eine Mannschaft, die viel läuft, natürlich auch viel hinterherlaufen kann, und dass mehr Ballbesitz allein noch keinen Sieg garantiert. Zweifel führen dann manchmal zu neuen Methoden.

Wie bei den beiden Bundesligaprofis Stefan Reinartz (zuletzt Eintracht Frankfurt) und Jens Hegeler (Hertha BSC). Sie kamen 2014 auf die Idee, doch mal Fußballspiele danach auszuwerten, wie viele Gegner Spieler und Teams durch Offensivaktionen überspielen, also damit die Zahl der Gegenspieler zwischen Ball und Tor reduzieren, was wiederum die Erfolgsaussichten des eigenen Angriffs ja vergrößern sollte. 2015 begann die Entwicklung eines entsprechenden Analysetools und der Aufbau einer dazu passenden Datenbank. Der Fokus liegt dabei auf drei Fragestellungen:

Packing = Wie viele gegnerische Spieler nimmt ein Spieler durch eine Offensivaktion (Pass, Dribbling) aus dem Spiel? Verteidiger zu überspielen ist dabei natürlich effektiver und schwieriger, als den vordersten Stürmer.

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Anspielstation = Welche Spieler laufen sich am besten in Räume frei, in denen sie angespielt und Gegner so überspielt werden können?

Gegner erobern = Wie viele Gegenspieler nimmt ein Spieler aus dem Spiel, weil sie bei einer Balleroberung nicht zwischen Ball und Tor stehen? Auch das Gegenstück, der Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, kann hier als negativer Wert betrachtet werden.

Knapp 35 Mitarbeiter umfasst Reinartz' und Hegelers Startup-Unternehmen "Impect" heute, in punkto Bundesliga stehen die Spielzeiten 2014/15 und 2015/16 als Datenarchiv zur Verfügung. Und auf Basis dieser Daten lassen sich erste Aussagen formulieren. Eine davon betrifft Borussias Lars Stindl. Denn die Analyse seiner Werte mit der gewählten Methode ergibt gleich drei Bestwerte unter den Stürmern der Bundesliga:

Bester Passgeber Stindl kommt im Schnitt pro Bundesligaspiel auf 6,4 überspielte Verteidiger, also überspielte Glieder der letzten gegnerischen Linie.

Beste Anspielstation Als Passempfänger war er ebenfalls sehr produktiv und stand im Schnitt pro Ligaspiel als Empfänger für Pässe zur Verfügung, mit denen Borussia 75 Gegner überspielte.

Bester Balleroberer Mit gewonnen Zweikämpfen und abgeluchsten Bällen nahm Stindl im Schnitt pro Bundesligaspiel 29 Gegner aus dem Spiel, weil diese im Moment der Balleroberung eben nicht mehr zwischen Ball und gegnerischem Tor standen. Hier kommt vor allem Borussias offensives Pressing unter André Schubert zum Tragen.

Orientiert man sich nur an diesen Bestwerten, müsste Stindl wohl zwingend zum EM-Kader zählen. In Kürze dürfte sich der Bekanntheitsgrad der "Gegner überspielen"-Methodik übrigens deutlich erhöhen, denn die ARD lässt während der EM von Impect entsprechende Live-Analysen erstellen.

(klü)
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