Borussia Mönchengladbach Neue Breite spült Borussen auf die Tribüne

Mönchengladbach · Weil Gladbachs Kader mehr Optionen aufweist als in den Vorjahren, werden auch bislang Arrivierte mal keinen Platz im Kader finden.

 Dass Christoph Kramer gegen Bilbao nicht im Kader stand und auf der Tribüne für Fotos mit Fans posierte, lag an seinem Trainingsrückstand. Dass bei den kommenden Pflichtspielen der ein oder andere Borusse allein wegen des großen Angebots im Kader auf der Tribüne wird Platz nehmen müssen, ist dagegen unvermeidbar.

Dass Christoph Kramer gegen Bilbao nicht im Kader stand und auf der Tribüne für Fotos mit Fans posierte, lag an seinem Trainingsrückstand. Dass bei den kommenden Pflichtspielen der ein oder andere Borusse allein wegen des großen Angebots im Kader auf der Tribüne wird Platz nehmen müssen, ist dagegen unvermeidbar.

Foto: Dieter Wiechmann

Es wurde eng auf der Reservebank im Borussia-Park. So eng, dass eine weitere Bank daneben zum Einsatz kam. Nur so konnten sich alle, die dort sitzen sollten, am Samstag beim Spiel gegen Bilbao auch niederlassen. Dabei war nicht etwa der Betreuerstab über Nacht über die Maßen angewachsen. Der Status des Freundschaftsspiels erlaubte es Trainer Lucien Favre vielmehr, gleich zwölf seiner Schützlinge als potenzielle Einwechselspieler zu führen.

Wenn am Wochenende die Saison beginnt, wird diese Zahl den Regeln entsprechend auf sieben reduziert - ein Torhüter und sechs Feldspieler. Alles, wie gehabt. Das heißt aber auch, dass für manchen im Gladbacher Kader ab sofort die andere Seite der Medaille mit der Prägung "Borussias Kader ist qualitativ breiter geworden" zum Vorschein kommt. "Es wird den ein oder anderen treffen, der sich auf der Bank oder Tribüne wiederfindet. Das wird wahrscheinlich auch nicht jedem gefallen, aber die Konkurrenz ist nunmal größer geworden", sagt Tony Jantschke.

Die Rechnung ist einfach: Zu den 23 Spielern aus dem Bilbao-Kader gesellen sich noch Max Kruse und Christoph Kramer. Auch Marlon Ritter ist noch nicht eingerechnet. Macht 26. Das würde bedeuten, dass beim nahenden Pflichtspielauftakt acht Spieler die Gewissheit ereilen wird, sich am Spieltag erst gar nicht umziehen zu müssen. Torhüter Janis Blaswich wird es wohl treffen, Ritter genauso, aber die Annahme, dass in Marvin Schulz und Mahmoud Dahoud zwangsläufig weitere Talente hinten rüber fallen, wäre voreilig. "Die Nachwuchsspieler sind nicht nah dran, sie sind da", stellt Trainer Lucien Favre klar.

Der erweiterte, noch polyvalentere Kader bietet dem Schweizer künftig selbst bei der Zusammensetzung der Reservebank unzählige Möglichkeiten. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass neben einem möglichen Innenverteidiger-Duo Jantschke/Martin Stranzl in Schulz, Alvaro Dominguez und Roel Brouwers drei weitere Verteidiger in einem 18er-Kader stehen. Dominguez ist zudem eine Option für hinten links, weswegen mit ihm, Oscar Wendt und Filip Daems dort ebenfalls ein Überangebot herrscht.

Borussias Neue singen beim Fan-Abend auf der Bühne
39 Bilder

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Für die zwei Positionen im defensiven Mittelfeld kommen zudem gleich fünf Kandidaten (Kramer, Granit Xhaka, Havard Nordtveit, Dahoud und Thorben Marx) infrage - aber unmöglich gemeinsam in einen Kader. Und ganz vorne stünden hinter einem möglichen ersten Offensivquartett Kruse, Raffael, André Hahn und Ibrahima Traoré gleichsam ein Patrick Herrmann, ein Branimir Hrgota, ein Thorgan Hazard und ein Amin Younes Gewehr bei Fuß. "Wir hatten lange Jahre Leute auf der Bank, die jung und hungrig waren, die aber noch nicht 50 bis 100 Bundesligaspiele auf dem Rücken hatten. Da haben wir jetzt schon mehr Variationsmöglichkeiten", sagt Jantschke.

Es wird also zwangsläufig Unzufriedene geben, und es wird die Ruhe in Verein und Umfeld beeinflussen, wie sich diese Unzufriedenen mit ihrem Schicksal des Tribünenplatzes abfinden werden. Alle bei Borussia hoffen, dass sie die Hürde Sarajevo nehmen und sich somit mindestens sechs weitere Pflichtspiele in der Hinrunde bescheren. "Wir haben harte Wochen vor uns, insofern kann sich die Startelf sicherlich mal ändern", sagt Jantschke. Ein weites Kommen im DFB-Pokal wäre genauso zuträglich in dem Sinne, dass viele Pflichtspiele dazu führen, dass Favre in Startelf und 18er-Kader rotiert. Wenn es weniger Partien werden, könnte die Rotation merklich spärlicher ausfallen. Patrick Herrmann hält es dieser Tage ganz nüchtern mit dem Spruch vom Glück und dem Schmied: "Im Endeffekt hat es jeder selbst in der Hand, ob er spielt", sagt er.

Das Los des Tribünenplatzes - in Kürze wird es für manchen Borussen bittere Gewissheit.

(RP)
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