Borussia Mönchengladbach Mit breiter Brust in Turin

Mönchengladbach · Borussia ist neu in der Champions League. Doch sie hat eine lange Geschichte im Europapokal und ist daher eine Fundgrube für die vergleichende Fußballwissenschaft. So ist es auch am Mittwoch (20.45 Uhr/Live-Ticker), wenn sich die Borussen auf der ganz großen Bühne mit Juventus Turin messen.

Borussia Mönchengladbach: Bilder vom Abschlusstraining in Turin
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Borussias Abschlusstraining in Turin

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Borussia ist neu in der Champions League. Doch sie hat eine lange Geschichte im Europapokal und ist daher eine Fundgrube für die vergleichende Fußballwissenschaft. So ist es auch am Mittwoch (20.45 Uhr/Live-Ticker), wenn sich die Borussen auf der ganz großen Bühne mit Juventus Turin messen.

Fast auf den Tag genau vor 40 Jahren gab es dieses Treffen schon einmal auf gleicher Ebene, damals im Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister. 2:0 siegte Borussia an jenem 22. Oktober im Hinspiel, das war die Grundlage für den Einzug in die nächste Runde, denn in Turin gab es im Rückspiel ein 2:2, das sich die Gladbacher nach einem 0:2-Rückstand noch erkämpften.

Die Tatsache, dass sich die Gladbacher durchsetzten gegen "Juve", war in jenen Tagen keine Sensation. Sie waren wenige Monate zuvor zum dritten Mal Deutscher Meister geworden und hatten zum ersten Mal den Uefa-Cup gewonnen — 1975 war Borussias größtes Jahr. Vier Dekaden später sind die Größenverhältnisse gänzlich andere. Juventus, wenngleich etwas wacklig in der Serie A, ist klarer Favorit gegen das deutsche Team, schließlich war die "alte Dame" in der Vorsaison Finalist in Europas Meisterliga. Juventus ist eine Name mit großem Klang, und das Team um den deutschen Weltmeister Sami Khedira steht für vieles, was typisch ist für italienischen Fußball: präzise Defensiv-Organisation, viel Disziplin in der Zentrale und gnadenlose Effektivität vorn. Dennoch versichert Borussias Torhüter Yann Sommer: "Wir fahren nach Turin, um zu gewinnen. Wir wollen zeigen, dass wir nun auch gegen die Großen mithalten können." Respekt ja, Angst nein - so hätte es Ex-Trainer Lucien Favre gesagt. Bei seinem Nachfolger André Schubert kommt noch "furchtlos und mutig" dazu, was das Gladbacher Gebilde noch unberechenbarer macht.

Dass die Borussen zu besonderen Leistungen fähig sind, haben sie in den vergangenen Wochen gezeigt - unter anderem gegen einen Champions-League-Teilnehmer. Vor der Länderspielpause wurde der VfL Wolfsburg 2:0 besiegt, der wie die Gladbacher in dieser Saison in der kontinentalen Top-Liga unterwegs ist. Und nun gab es das verblüffend schöne 5:1 in Frankfurt, das Tony Jantschke "sensationell" fand. Am Main übten die Gladbacher etwas, was gegen Defensivspezialisten wie die aus Turin nötig sein wird: das Kreieren von Torgelegenheiten. In Frankfurt brachten 16 Torschüsse immerhin fünf Treffer, gut jeder dritte also war erfolgreich. In Turin indes sollte die Quote noch besser werden, denn so viele Gelegenheiten wie bei den Hessen wird es gegen "Juve" wohl nicht geben.

Der Sieg in Frankfurt war schon der zweite am Stück in der Fremde nach dem 3:1 beim VfB Stuttgart. Auswärts gab es also 8:2 Tore unter Schubert. Das ist ein Trend, den auch die Tiefenanalytiker von Juventus zur Kenntnis genommen haben dürften, als sie sich mit Borussia und deren seltsamen Ligaserien dieser Saison (erst fünf Niederlagen, dann vier Siege) beschäftigt haben. Die Borussen wissen, wie es geht in fremden Stadien - und, dies ist ein geografischer Randaspekt, vor allem im Süden, denn dort liegen Stuttgart und Frankfurt aus Gladbacher Sicht ebenso wie Turin.

Freunde der Statistik werden aus dem Faktum, dass Gladbach im Europapokal noch nie gegen ein Turiner Team verloren hat, süßen Honig saugen. Das Fortkommen gegen "Juve" 1975 wurde erwähnt, eine Landesmeister-Saison später gab es gegen den AC Turin ebenfalls einen Sieg und ein Remis, nur, dass es dieses Mal zunächst ein 2:1 im Turiner Olympiastadion gab und danach ein 0:0 in Düsseldorf. Was die Spiele in Turin angeht, lässt sich festhalten, dass Gladbach dort immer zwei Tore erzielte und noch unbesiegt ist. Das ist eine Bilanz, die es zu verteidigen gilt. Jantschke sagt: "Fakt ist, dass wir derzeit keine so schmale Brust haben." Das Gegenteil von schmal ist breit - und ein gesundes Selbstvertrauen ist nie schädlich, wenn man Großes vorhat.

(RP)
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