Borussia Mönchengladbach Max Eberl muss die Vertrauensfrage stellen

Mönchengladbach · Im September gab Max Eberl Trainer André Schubert durch dessen Vertragsverlängerung einen Vertrauensvorschuss. Nun muss er die Frage stellen: Ist Schubert noch der Richtige?

 Max Eberl und André Schubert im August dieses Jahres. Die Situation der Borussia hat sich seitdem massiv verschärft.

Max Eberl und André Schubert im August dieses Jahres. Die Situation der Borussia hat sich seitdem massiv verschärft.

Foto: Dirk Päffgen

Am Sonntag hatten die Borussen Weihnachtsfeier. Es ist zu vermuten, dass die Profis neben dem "Ho-Ho-Ho!" des Weihnachtsmanns auch etliche mahnende Wort zu hören bekamen. Denn recht erquicklich ist die Situation nicht. Manager Max Eberl hat längst eine Revision angekündigt, und zwar eine, bei der er rigoros in alle Ecken schauen will, um Antworten zu finden auf die entscheidenden Fragen: Warum gibt es im Team keinen echten Leader? Warum gibt es immer wieder verletzungsbedingte Ausfälle? Warum ist die Auswärtsbilanz so dürftig? Warum bricht Borussia so häufig ein? Ist das Team gehemmt oder fehlt es an gewissen Qualitäten? Welche Impulse braucht es, um den Trend grundsätzlich zu ändern? Welche neuen Spielertypen könnten helfen? Und vor allem: Ist André Schubert noch der richtige Trainer?

Eberl hat Schubert einen Vertrauensvorschuss gegeben, als er nach dem starken Start Ende September dessen Vertrag verlängerte. Die Bilanz seither: Ein Sieg aus den letzten zehn Bundesligaspielen, sechs Punkte — 0,6 Punkte im Schnitt, das ist die Bilanz eines Absteigers. 42 Punkte hat Schubert 2016 zusammengetragen, höchstens 45 können es werden. 42 bis 45 Punkte, das war in den vergangenen Jahren ein Rang zwischen 8 und 10, Mittelmaß also. Borussia ist im Pokal weiter und überwintert in Europa. Doch die Liga ist das Hauptgeschäft, das betonen die Borussen stets. Dort hakt es und das wird auch der wesentliche Bewertungsfaktor sein. Bis zum Hoffenheim-Spiel stimmte noch der Inhalt der Spiele, da fehlte nur der Ertrag. Seither jedoch ging nahezu alles verloren. Selbst der erkämpfte Sieg gegen Mainz gab keine Sicherheit. Das bedeutet: höchste Alarmstufe. Derzeit fehlt eine klare Struktur, eine Rückzugsmöglichkeit, die Sicherheit gibt. Darum fällt dem Team das Krisenmanagement schwer. Eberl wird die Vertrauensfrage stellen mit Blick auf seine Verantwortung für den Klub: Kann Schubert die Richtung ändern? Bisher nicht. Derzeit gibt es daher nur wenig Argumente, die Anlass für ein klares "Ja" ergeben. Bleibt Schubert, muss er sich quasi neu erfinden.

Doch ist nicht nur er auf dem Prüfstand, sondern auch das Team. Dass es ein Chef-Vakuum gibt, wurde nun erkannt, denn erst wenn es nicht läuft, wird so etwas offenbar. Ein Chef-Typ soll im Winter kommen, das hat Eberl angekündigt. Gleichwohl wird er auch darauf schauen, welche der vorhandenen Spieler in der Rückrunde wirklich helfen können und wer der Kern des Teams der Zukunft sein kann. Möglich, dass im Sommer eine Neuorientierung ansteht. Die Wintertransfers können Teil 1 davon sein, sie müssen kurz- und langfristig wirken.

Selbstanalyse kann schmerzhaft sein. Aber auch heilsam. Es geht nicht nur um die Rückrunde, sondern um den Weg für Borussias Zukunft.

(kk)
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