Borussia Mönchengladbach Heckings neues Stabilitäts-Duo

Mönchengladbach · Stabilität ist ein großes Wort, und stabil zu stehen ist eine große Aufgabe für ein Fußballteam. Die Analyse der vergangenen Saison hat den Borussen offenbart, dass dies in der Vorsaison zuweilen nicht gelang. Es gab zu viele und zu leichte Gegentore.

Hinten dichtmachen für den Erfolg, das ist eine Erkenntnis, die im Klub nicht neu ist. Schon 1970 war es so, und da wurden Luggi Müller und Klaus-Dieter Sieloff geholt, um hinter der Torfabrik mit Berti Vogts ein solides Bollwerk zu errichten. Borussia wurde gleich Meister.

Nun zu folgern, dass Matthias Ginter, den die Borussen zu Stabilisierungszwecken dem BVB abgekauft haben, einen ähnlichen Effekt haben kann wie damals Müller und Sieloff, wäre doch etwas viel des Guten. Doch reduziert man die 49 Gegentore der vergangenen Saison um ein realistisches Maß, kann man hochrechnen, dass das den einen oder anderen Punkt mehr und vielleicht Europa bedeutet hätte.

Ginter soll dazu beitragen, dass die Defensive am Ende der nächsten Saison keinen Anlass gibt, derlei Berechnungen anzustellen. Dass wenige Gegentreffer hilfreich sind, zeigte die Zeit unter Lucien Favre: 2012 wurde Borussia Vierter mit 24 Gegentoren, 2015 Dritter mit 26. 2014 reichten 43 Gegentreffer immerhin für Platz sechs, ein Jahr zuvor verpasste Borussia Europa als Achter mit 49 Gegentoren.

Unter 45 sollte also mindestens das Ziel sein für die neue Saison, bestenfalls unter 40 Gegentore. Dass Dieter Hecking, der Trainer der Borussen, ein Freund eingespielter Paare im Zentrum ist, zeigte die vergangene Saison: Andreas Christensen und Jannik Vestergaard waren gesetzt, was einer der Gründe dafür war, dass der Acht-Millionen-Wintereinkauf Timothée Kolodziejczak nicht zum Zuge kam. Dieses Schicksal könnte ihm erneut drohen. Dass Ginter und Vestergaard Heckings bevorzugtes Duo im Zentrum sein werden, ist zu vermuten. Sie sind als erste Ordnungshüter eingeloggt. "Von der Position her haben die Innenverteidiger Verantwortung für die Stabilität im Team", sagte Hecking. Beide haben das Potenzial, müssen es aber voll abrufen, um dem Anspruch gerecht zu werden.

Über die folgende Viererketten-Varianten kann man spekulieren: Nico Elvedi oder Tony Jantschke hinten rechts, je nach Gegner und Bedarf, dann Ginter und Vestergaard im Zentrum (als Backups stehen derzeit Leihgabe Reece Oxford und "Kolo" zur Verfügung, doch auch Jantschke und Elvedi könnten nach innen rücken) und links der "ewige" Oscar Wendt oder Fabian Johnson, der Flügel-Alleskönner.

Auch "Kolo" und Nico Schulz, der bei einer RP-ONLINE-Umfrage zu Borussias künftiger Startelf gestern viele Befürworter hatte, könnten Wendt ersetzen. Die Frage ist aber, ob beide noch da sind, wenn die Saison beginnt. Den einen oder anderen Spieler würde Borussia noch abgeben, sagte Max Eberl gestern, beide sind Kandidaten. Und wohl auch Eigengewächs Marvin Schulz, der als Innenverteidiger und Sechser kaum Aussichten haben dürfte, zu spielen. Offen ist derzeit, was mit Mamadou Doucouré ist. Der Franzose ist noch immer in der Reha, er wird langsam herangeführt an die normale Belastung. Doucoure hatte eigentlich gehofft, zum Vorbereitungsstart gleich voll dabei zu sein, doch muss er sich weiter gedulden.

Dass Ginter erst nach dem Trainingslager einsteigt und somit die Hälfte der Vorbereitung verpasst, sieht der 23-Jährige nicht als Problem an: "Ich bin das gewohnt, ich kam in den vergangenen fünf Jahren wegen diverser Turniere auch immer etwas später." Wenn er dann da ist, heißt es: Ganz flott einspielen mit Vestergaard und den anderen. Für die Stabilität.

(kk)
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