Borussia Mönchengladbach Stranzls Comeback und die Signalwirkung

Hannover · Der Routinier kehrt in die Startelf zurück, das sagt auch etwas über die Perspektive von Landsmann Hinteregger aus.

Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik zum Spiel bei Hannover 96
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Hannover - Gladbach: Einzelkritik

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Foto: Dirk Päffgen

Als gut eine Stunde vor Anpfiff Borussias Aufstellung bekannt wurde, war es sein Name, der als große Überraschung eben dort zu finden war: Martin Stranzl. Der Routinier kehrte in Hannover in die Startelf zurück. Weil Granit Xhaka gelbgesperrt fehlte, war ein Platz freigeworden. Und weil Granit Xhaka fehlte, war es auch unstrittig, dass Stranzl das Team als Kapitän in die Mission "Erster Auswärtssieg seit Ende Oktober" führen würde. Allein, diese Mission geriet beim 0:2 beim Tabellenletzten nach einer erneut schwachen Leistung einmal mehr zum bitteren Rohrkrepierer.

"Wir haben Martin gefragt, und wenn er sagt, dass es geht, dann vertrauen wir ihm da voll und ganz", sagte Trainer André Schubert vor dem Anpfiff bei "Sky" zu den Beweggründen, den 35-jährigen Österreicher erstmals in seiner Amtszeit von Beginn an auflaufen zu lassen. Stranzl sammelte damit erstmals seit seiner Einwechslung am 5. Februar gegen Bremen wieder Bundesligaminuten. Zuletzt in der Startelf gestanden hatte er am 11. September 2015 gegen Hamburg, das Spiel, in dem er sich seine schwere Gesichtsverletzung zugezogen hatte. Zuletzt über 90 Minuten war Stranzl am 22. März 2015 gegangen, beim 2:0 in München.

Aber die Geschichte seines Comebacks wäre wohl so nicht erzählt worden, hätte es zuvor nicht die Geschichte der erneuten Verletzung Tony Jantschkes gegeben. Jantschke hatte sich beim Training einen Muskelfaserriss in der Leiste zugezogen. Nachdem er sich erst zuletzt gegen Berlin von einem Kreuzbandriss zurückgemeldet hatte, ist seine Saison nun endgültig gelaufen.

Und die Geschichte von Stranzls Comeback erzählt eben auch die Geschichte des Martin Hinteregger, Stranzls österreichischem Landsmann. Der wäre durchaus auch infrage gekommen als Option für eine Startelf-Nominierung, aber dass Schubert ihn einmal mehr außen vor ließ, spricht doch vor allem in der Außenwirkung eine deutliche Sprache.

Denn selbst wenn man bei Borussia nachvollziehbar anführen könnte, es gehe in einem Saisonendspurt nicht um Einzelschicksale, so darf doch immer stärker bezweifelt werden, dass der 23-jährige Blondschopf eine sieben Millionen Euro teure Ablöse-Zukunft in Gladbach über das Leih-Ende am 30. Juni hinaus haben wird.

Und Stranzl? Der Mann tat ganz einfach das, was man von ihm erwartete. Er legte in der ersten Viertelstunde erst einmal mit einer 100-Prozent-Quote gewonnener Zweikämpfe los (sechs von sechs), agierte ansonsten ruhig neben Havard Nordtveit und brauchte erstaunlich wenig Eingewöhnungszeit für den alten Rhythmus. Er gewann Kopfballduelle, er grätschte, er ging als Muster an Einsatz heran und war am Ende der beste Gladbacher — aber auch er konnte nicht verhindern, dass das abgeschlagene Schlusslicht 96 im Spielverlauf zur klar besseren Mannschaft mauserte und gegen gedanklich langsame und spielerisch wie in der Vorwoche enttäuschende Gäste zu letztlich einfachen Toren kam. Vor dem 0:2 hatte Stranzl schlichtweg Pech, dass er den Ball noch entscheidend abfälschte.

Und so blieb Stranzls Geschichte an diesem Abend ohne Happy End. Und für Borussia rückt das ganz große Happy End Champions League immer mehr außer Reichweite. "Wir haben zu viele Fehler gemacht", analysierte Stranzl die Niederlage gewohnt nüchtern bei "Sky". Er hatte mit seinem Auftritt noch zu den solideren Borussen gezählt.

(RP)
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