Borussia Mönchengladbach Favre weiß, was er an Gladbach hat

Mönchengladbach · Lucien Favre hat klare Verhältnisse geschaffen. Er werde nicht Trainer in Dortmund, gab der Schweizer in Frankfurt bekannt – ohne Wenn und Aber. Damit sind alle Spekulationen, er könne der geheimnisumwitterte Nachfolger des im Sommer vom BVB scheidenden Jürgen Klopp sein, vom Tisch.

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Lucien Favre hat klare Verhältnisse geschaffen. Er werde nicht Trainer in Dortmund, gab der Schweizer in Frankfurt bekannt — ohne Wenn und Aber. Damit sind alle Spekulationen, er könne der geheimnisumwitterte Nachfolger des im Sommer vom BVB scheidenden Jürgen Klopp sein, vom Tisch.

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All die Gladbach-Fans, die ein mulmiges Gefühl hatten, ihren Lieblingscoach vielleicht an die Namenscousine zu verlieren, können beruhigt sein. Das Trainerbeben sei nicht bis nach Mönchengladbach gedrungen, schloss Sportdirektor Max Eberl das Thema ab, das für die Gladbacher keines war.

Dass Favre, bei dem der BVB laut einiger Quellen schon früher erfolglos angefragt haben soll, bei einem Klub wie Dortmund im Gespräch ist, ist logisch. Er ist einer der Toptrainer der Bundesliga. Und die westfälische Borussia braucht eine fußballerische Erneuerung. Favre ist für so etwas der richtige Mann. Das zeigt er in Mönchengladbach. Er hat die Mannschaft, die bei seinem Amtsantritt im Februar 2011 nahezu abgestiegen war, reanimiert, restrukturiert und sie mit einem neuen Geist beseelt. Aus dem Fast-Zweitligisten ist eine Spitzenmannschaft der Bundesliga geworden.

Favre hat mit seiner akribischen Arbeit die Spieler und damit das gesamte Team viel besser gemacht. Vor allem hat er auch den Umbruch nach Platz vier im Jahr 2012 hingekriegt. Dortmund kaufte ihm das Herzstück der Mannschaft weg — Marco Reus. Favre trauerte, spürte dann aber, dass Gladbach auch zum Trainer steht, wenn es nicht so optimal läuft wie im Jahr davor. Das war anders als in Berlin, wo ein Durchhänger im Jahr nach einem Höhenflug sein Aus bedeutete. Favre weiß seitdem, was er an Borussia hat.

Nun steht er mit seinem aktuellen Team, das er in dieser Saison durch die Stärkung der Flügel abermals ein wenig neu erfunden hat, vor seinem größten Erfolg: Zum ersten Mal kann sich Borussia direkt für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren. Das 0:0 in Frankfurt stoppte den Siegeszug nach vier Dreier in Folge, doch der Zweikampf mit Leverkusen bleibt offen. Dass Favre ausgerechnet jetzt, da er die ganz große internationale Bühne der Meisterliga mit der von ihm und Max Eberl erbauten Mannschaft betreten kann, gehen könnte, war ohnehin eine absurde These.

Zudem ist es so, wie Max Eberl stets sagt: Der Trainer Favre passt perfekt zu Borussia, doch auch der Klub passt perfekt zu ihm. Borussia hat einen Trainer, der ihre Philosophie lebt — und bietet ihm ein unaufgeregtes, gesundes Umfeld, in dem er seine Ideen in Ruhe umsetzen kann. Es ist eine optimale Zusammenkunft — und wer weiß, wie es woanders ist, selbst, wenn der Klub einen großen Namen hat wie beispielsweise Dortmund. Zudem dürfte es dort ein verdammt schwieriges Unterfangen sein, einem Mann wie Klopp zu folgen, der eine Ikone ist. Alles, was passiert, wird an Klopp und seiner Arbeit gemessen werden, egal, wer der neue Trainer ist.

Favre hat sich in Gladbach einen ähnlichen Status erarbeitet wie Klopp in Dortmund. Längst haben ihn die Fans "Hennes" gerufen, in Anspielung auf den großen Meistertrainer Weisweiler. Größer kann die Anerkennung nicht sein in Mönchengladbach. "Hennes" steht für alles Gute, das mit Borussia Mönchengladbach verbunden wird: Fohlenfußball, Tore und Triumphe. Eberl und Favre haben die moderne Version dieser Borussia geschaffen, Favre ist die Symbolfigur für die schöne neue Fußballwelt am Niederrhein.

Und so einen Status gibt ein Trainer nicht einfach so her. Favre hat sich nun positioniert und wird fortan tun, was er sonst auch tut: Er schaut auf das nächste Spiel, und das ist am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg. Gut ist, dass er und die Mannschaft das nun ohne gelb-schwarze Nebengeräusche tun können. Wenn der BVB nächste Woche den neuen Trainer vorstellt und dieser seine Pläne für die Zukunft beschreiben wird, wird Favre vielleicht zeitgleich auf dem Trainingsplatz in Gladbach stehen und seine Visionen in der Gegenwart umsetzen. Oder er wird DVDs sichten, um den Gegner haarklein zu analysieren. So, wie es sein muss, werden sich die Gladbach-Fans sagen.

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