Borussia Mönchengladbach Stindl hat seine Führungsqualitäten verloren

Sevilla · Lars Stindl ist aus Hannover gekommen, um eine Führungsfigur zu sein. Doch er ist zu wenig präsent. Am Dienstag beim 0:3 in Sevilla war er die Symbolfigur der Niederlage. Vor dem 0:1 verlor er entscheidend den Ball, dann ging gar nichts mehr.

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In der vergangenen Saison hat Borussias Trainer die Rotation eingeführt. Er veränderte sein Team nahezu von Spiel zu Spiel - und irgendwie passte es immer, was sich der Schweizer ausdachte. Auch in den ersten Wochen dieser Saison gibt es immer wieder neue Startelf-Konstellationen. Doch ist es nun nicht Rotation, sondern die Suche nach der richtigen Mischung im Trial-and-Error-Verfahren, die Favre das Personal immer wieder hin- und herschieben lässt. Auch am Dienstagabend, auf der ganz großen Bühne des europäischen Fußballs, in der Champions League, ging die Suche weiter. Fast in allen Mannschaftsteilen gab es Paare, die es in dies1er Spielzeit noch nicht gab: im defensiven Zentrum (Tony Jantschke/Roel Brouwers), vor der Abwehr (Havard Nordtveit/Lars Stindl) und auf dem Flügel (Ibrahima Traoré/André Hahn). Nur ganz vorn spielten zwei, die es so schon zusammen versucht hatten, und zwar gegen Mainz: Raffael und Thorgan Hazard.

Diese Mixtur sollte, so hoffte Favre, jene Sicherheit bringen, die bislang gefehlt hatte, und dies ausgerechnet in der aufgeheizten Atmosphäre des Estadio Ramon Sanchez Pizjuan. Es gab dann auch Ansätze, ja, aber insgesamt zu wenige, um die Reise nach Andalusien als wirklichen Erfolg in Sachen Selbstfindung zu bezeichnen. 0:3 ging das Spiel verloren, Borussias gönnte dem Gegner drei (!) Elfmeter und zu schlechter letzt boxte sich Yann Sommer den Ball auch noch selbst ins Tor. Damit hielt Borussia den bisherigen Gegentorschnitt in der Bundesliga. Es war am Ende wieder gruselig.

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Immerhin gelang Favres neuer Mischung etwas, dass keine zuvor in dieser Spielzeit bewerkstelligt hatte: Es gab in den ersten 45 Minuten kein Gegentor. Das mag ironisch klingen, doch für ein Team, das auf der Suche nach sich selbst ist, nach dem Selbstverständnis früherer Tage ist das zumindest ein kleiner Schritt nach vorn. Dass ein wenig Glück hinzukam, als Vitolo in der 5. Minute den Pfosten traf, und Sommer schnell unten war, als es Kevin Gameiro versuchte (43.), trug dazu bei. Zudem war es Tony Jantschke, der beim 0:3 gegen den Hamburger SV böse gepatzt hatte, der mit zwei starken Abwehraktionen im eigenen Strafraum aufräumte. Auch so etwas kann dazu beitragen, die Sicherheit wiederzufinden. "Es sind Ansätze da", sagte Sportdirektor Max Eberl nach dem Spiel.

Doch der Weg dahin ist weit, denn die Verunsicherung greift in Situationen wie die, ihn der Borussia steckt, immer an. Einer, dem das besonders anzumerken ist, ist Lars Stindl. Der 27-Jährige ist ein gestandener Profi, sicherlich erst seit Dienstag mit Champions-League-Erfahrung ausgestattet, aber doch einer, der schon international gespielt hat — und in der vergangenen Saison bei Hannover 96 das Alphatierchen war im erfolgreichen Abstiegskampf. Weswegen sie in Gladbach auf seine Führungsqualitäten gesetzt hatten. Doch sie sind dem Mann, der die 13 auf dem Rücken trägt, offenbar abhandengekommen.

Favre sucht noch nach der richtigen Position

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Vielleicht auch, weil Trainer Favre noch nach einer geeigneten Position für ihn sucht, ihn mal als Sechser, mal als Sturmspitze und mal auf der Außenbahn einsetzt. Doch das erklärt nicht vollends, warum der Ex-Hannoveraner so gar nicht präsent ist auf dem Platz. Schlimmer noch: Stindl wurde quasi zur Symbolfigur der Niederlage. Sekunden nach der Pause verlor er den Ball im Mittelfeld, damit machte er den Weg frei zu dem Elfmeter, den Kevin Gameiro zum 1:0 nutzte. Danach ging nichts mehr bei Stindl. Er verlor fast jeden Zweikampf und jeden Ball. Ob es ein unglücklicher Auftritt Stindls gewesen sei, wurde Max Eberl später gefragt. "Ja", antwortete er knapp. Mit-Sechser Havard Nordtveit konnte dem Kollegen nicht helfen, wie alle anderen ist er zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Nach 68 Minuten brachte Favre Mo Dahoud für Stindl. Er erlöste ihn.

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Foto: afp, JT/vel

Samstag ist Granit Xhaka wieder dabei, wenn es nach Köln geht. Die Rückkehr des Schweizers dürfte nicht die einzige Veränderung in der Startformation für das Derby sein. "Wir müssen weitermachen", sagte Max Eberl in Sevilla. Man könnte auch sagen: Weitersuchen.

(klü)
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