Borussia Mönchengladbach Knippertz: "Johnson schießt das erste Tor 2016"

Mönchengladbach · Borussias Stadionsprecher Torsten Knippertz spricht im Interview mit unserer Redaktion über emotionale Momente, Veränderungen, aufregende Spiele und seine Hoffnungen für das neue Jahr.

 Der Mann am Mikrofon: Torsten Knippertz ist Borussias Stadionsprecher.

Der Mann am Mikrofon: Torsten Knippertz ist Borussias Stadionsprecher.

Foto: Imago

Herr Knippertz, so kurz nach dem Jahreswechsel ist noch ein Rückblick erlaubt. Was war für Sie als Stadionsprecher der emotionalste Borussen-Moment des vergangenen Jahres?

Torsten Knippertz Es gab sehr viele, da ist es schwer, einen herauszunehmen. Aber natürlich war Qualifikation für die Champions League für jemanden wie mich, der 1970 geboren ist und so richtig eigentlich nur die schwierigeren Zeiten des Klubs erlebt hat, schon was. Klasse, dass ich das erleben darf. Toll waren, das sage ich als Fan, die Auswärtsreisen in der Champions League.

War es schwierig, nach viereinhalb Jahren plötzlich einen neuen Trainernamen zu rufen?

Knippertz In der Tat, ich musste mich erst mal umstellen. Ich habe mir vor dem Spiel gegen Augsburg, dem ersten von André Schubert, sehr oft einreden müssen, dass ich nicht aus reiner Gewohnheit sage: ,Unser Trainer heißt Lucien ...'. Ich habe mir extra eine Notiz auf dem Zettel gemacht, damit nichts schief geht. Und es hat geklappt. Aber ich muss zugeben: Veränderungen sind nicht des Stadionsprechers Freund. Ich muss zugeben, dass ich zuletzt auch noch mal Havard Nordtveit mit der Nummer 16 angesagt habe - die hat ja Ibo Traoré mit ihm getauscht, Howie hat die 6.

Sie sagten, Veränderungen sind nicht so richtig Ihr Ding. In diesem Jahr gab es aber zum ersten Mal Champions-League-Spiele - da dürfte es einige Neuerungen gegeben haben.

Knippertz (lacht) Das kann man sagen! Da schreibt einem plötzlich die Uefa vor, was man zu sagen hat oder wo man zu stehen hat. Es gibt ganz klare Regieanweisungen und Vorschriften, die man einzuhalten hat. So mussten wir zum Beispiel unsere Tor-Hymne kürzen. Da sitzen dann sogar Menschen da, überspitzt gesagt, die die Zeit stoppen. Aber solche Sachen nimmt man gern in Kauf für dieses Erlebnis. Ich hoffe natürlich, dass wir in der nächsten Saison wieder dabei sein dürfen.

Das wäre dann etwas, auf das sich Borussias Fans besonders freuen dürften. Worauf noch?

Knippertz In der Rückründe dürfen wir uns hoffentlich darauf freuen, dass nach und nach unsere verletzten Spieler zurückkehren. Bei Ibo, Martin Stranzl und André Hahn soll es ja nicht mehr allzu lange dauern. Und ich hoffe natürlich, dass wir wieder einige verrückte Spiele erleben werden. Dass es wieder so eine Punktausbeute gibt, wie in der Hinrunde ab Spieltag fünf, das wage ich nicht zu träumen - da kämen wir ja auf 70 Punkte. Aber wenn am Ende tatsächlich wieder ein internationaler Platz raus springt, bin ich happy. Und ich denke, unsere Fans auch.

Auf welche Rückrundenspiele freuen Sie sich besonders?

Knippertz Auf das letzte Spiel in Darmstadt, wenn wir hoffentlich mit den Fans der Lilien gemeinsam feiern können. Sie den Nicht-Abstieg und wir den erneuten Europapokal-Einzug. Das wäre klasse. Was die Heimspiele angeht, wird natürlich das Derby gegen Köln ein - hoffentlich friedliches - Highlight.

Der Fußball, den André Schubert spielen lässt, ist spektakulärer als der, den Borussia bei Lucien Favre spielte. Wie fühlt sich das für den Stadionsprecher, der ganz nah dran ist, an?

Knippertz Ich muss gestehen, der Fußball, den wir momentan spielen, ist emotional viel aufwühlender. Wenn ich mir die bisherige Saison anschaue, war es für mich sehr anstrengend - wie für alle, die Borussia verfolgen. Das lag natürlich auch am Start. Ich muss allerdings sagen, dass ich die Situation nach den ersten fünf Spielen nie so negativ gesehen habe wie andere, die uns schon abgeschrieben hatten. Als ich dann gehört habe, dass Lucien Favre als Trainer zurückgetreten ist, ist mir die Pizza aus dem Mund gefallen. Es war auch ein sehr emotionaler Moment des vergangenen Jahres. Ich war ein bisschen schockiert, weil ich ihn nicht nur als Trainer, sondern auch als Mensch super fand. Im Rückblick muss ich sagen: Er hat wohl alles richtig gemacht, denn nach seinem Rücktritt ging es wieder besser. Um aber auf die Ausgangfrage zurückzukommen: Ja, der Fußball spektakulärer geworden ist.

Wie der Sieg gegen die Bayern.

Knippertz Natürlich. Dabei habe ich sogar das 1:0 durch Oscar Wendt vorausgesagt - und alle haben mich ausgelacht. Aber nicht nur das Spiel gegen die Bayern war außergewöhnlich. Auch eines wie das gegen Darmstadt. Borussia ging auf dem Zahnfleisch und dreht dann in Unterzahl noch das Spiel. Da kann ich nur sagen: Chapeau an das Team, den Trainer - und die Fans. Sie haben einfach ein gutes Gespür.

Wer schießt das erste Tor des Jahres 2016? Zugang Jonas Hofmann?

Knippertz Das glaube ich nicht. Das macht Fabian Johnson. Er war für mich einer der Spieler der Hinrunde.

Oscar Wendt war schon bei Ihnen im Kitchentalk. Kommt bald auch Johnson? Er ist ein eher ruhiger Vertreter.

Knippertz Warum nicht? Es wäre sicher spannend.

Welcher Borusse war im Talk Ihr Favorit?

Knippertz Der Comedian Serdar Somuncu. Er ist ein riesen Gladbach-Fan. Und aus dem Team Ibo Traoré. Er hat den Abend allein geschmissen, weil Oscar Wendt kurzfristig nicht konnte. Mein Lieblingsspruch von Ibo kam auf die Frage, wie ihn der Trainer, damals noch Favre, anspricht: Sie, der Beste.

(RP)
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