Rückkehrer Josip Drmic "Es fühlt sich sehr, sehr gut an"

Berlin · Borussias Sorgenkind Josip Drmic kam in Berlin zu seinem Bundesliga-Comeback - früher als von vielen Beobachtern erwartet. Im Interview nach dem Spiel sprach er über Glücksgefühle, Genugtuung und darüber, wie es nun für ihn weitergehen soll.

 Josip Drmic feierte in Berlin sein Comeback nach seiner neuerlichen Verletzungspause. Hier bejubelt er einen Treffer im Testspiel gegen Bielefeld am 8. November.

Josip Drmic feierte in Berlin sein Comeback nach seiner neuerlichen Verletzungspause. Hier bejubelt er einen Treffer im Testspiel gegen Bielefeld am 8. November.

Foto: Dieter Wiechmann

Rein faktisch war es eine Randnotiz: Josip Drmic kam in der Nachspielzeit bei Borussias 4:2-Sieg in Berlin zum Einsatz. Er holte sich noch eine Gelbe Karte nach einem Schubser und einem Wortgefecht mit zwei Berlinern, spielte zwei Pässe, die beide ankamen, und half so aktiv mit, den Sieg ins Ziel zu bringen. Doch waren diese wenigen Minuten für den Schweizer mehr als nur ein Kurzeinsatz.

Diese Minuten waren ein emotionales Extrem, fast eine Zeitenwende für ihn: 217 Tage hatte er nicht mehr gespielt, sein letzter Einsatz war damals der beim 3:5 gegen Hoffenheim. Nach dem Aufwärmen in der Pause eine Woche später gegen Dortmund tat das Knie wieder weh, es gab eine zweite Operation, es wurde über ein Karriereende spekuliert. Nun ist Drmic zurück in der Bundesliga.

Herr Drmic, wie fühlt es sich das Comeback an?

Drmic Hervorragend. Es waren zwar nur ein paar Minuten, aber Schritt für Schritt. Das war jetzt der nächste, und es fühlt sich sehr, sehr gut an.

Wie waren die Sekunden, als Sie an der Seitenlinie standen und auf die Einwechslung warteten?

Drmic Es war ein sehr schönes Gefühl. Es tat gut, ich habe es von innen heraus sehr genossen. Ich freue mich schon auf die nächsten Minuten.

Es ging plötzlich alles sehr schnell: Erst der Einsatz bei der U23, dann die beiden Tore und die beiden Vorlagen im Testspiel gegen Bielefeld und nun sind Sie zurück in der Bundesliga. Haben Sie selbst damit gerechnet, dass es so schnell geht?

Drmic Ich habe immer an mich geglaubt, vom ersten Tag an. Es gab viele Leute, die etwas anderes gesagt haben als Prognose. Ich habe einfach mein Team zusammengestellt, die Leute genommen, die mich weiterbringen, und mit denen hart gearbeitet. Wir haben uns kein Datum gesetzt, wann ich zurückkomme, sondern sind es einfach Tag für Tag, Schritt für Schritt, Hürde für Hürde angegangen. Heute war es die nächste Hürde: ein paar Minuten in der Bundesliga zu genießen.

Es wurde auch über Ihr Karriereende spekuliert. War das ein Thema?

Drmic Wenn von 20 Leuten mehr als die Hälfte vom Karriereende sprechen, überlegt man natürlich. Experten, Ärzte, andere Fußballer, die Medien haben daran gedacht, vielleicht ist das auch normal, wenn man einen Knorpelschaden hat. Aber ich habe gesagt, solange ich laufen kann und solange ein Licht im Tunnel ist, werde ich alles dafür machen - und heute stehe ich hier. Ich denke, ich habe vieles richtig gemacht. Ich will einfach den Leuten Danke sagen, die hinter mir gestanden haben, die mir geholfen haben. Und ein bisschen kann ich auch auf meine Schulter klopfen.

Ist es für Sie auch eine Genugtuung, es den Leuten gezeigt zu haben?

Drmic Ich kann mich nur wiederholen: Es hat sehr gut getan, ich muss es einfach nur mitnehmen. Und jetzt freue ich mich einfach auf die nächsten Minuten.

Borussias Start in Berlin war fulminant, dann wurde gezittert - wie erklären Sie das?

Drmic Manche Dinge im Fußball kann man einfach nicht erklären. Wir haben vieles richtig gemacht, wir waren eiskalt, haben aus fast jeder Chance ein Tor gemacht. Danach haben wir ein bisschen die Konzentration verloren und haben die Gegentore bekommen. Darum war es natürlich wichtig, dass wir das 4:2 gemacht und damit den Sack zu gemacht haben.

Geht das Team nun selbstbewusster ins Bayern-Spiel?

Drmic Wir müssen einfach die positiven Eindrücke mitnehmen. Aber wir haben in diesem Spiel auch gesehen, dass wir noch einiges besser machen können. Zum Beispiel, wenn wir uns die beiden Gegentore ansehen. Das sollte gegen die Bayern anders aussehen. Deswegen denke ich: Wir müssen das, was wir in Berlin gut gemacht haben, mitnehmen. Aber es wird ein harter, harter Gegner auf uns zukommen.

Karsten Kellermann führte das Gespräch.

(kk)
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