Borussia Mönchengladbach Gladbach sorgt für echte Vorfreude

Mönchengladbach · Mit der Vorfreude auf die Champions League war das zuletzt so eine Sache in Mönchengladbach. Borussias Fehlstart in der Bundesliga hatte sie regelrecht plattgewalzt. Der Verein hatte plötzlich andere Sorgen. Vorfreude war ein Luxus geworden, den man sich am Niederrhein gerade eigentlich nicht leisten konnte. Und dann trat auch noch Erfolgstrainer Lucien Favre zurück. Alles war völlig anders, alles stand kopf.

Und die Königsklasse? Sie war eher ein Störfaktor als eine Belohnung. Doch gerade noch rechtzeitig zum ersten Heimspiel in der Königsklasse am Mittwochabend (20.45 Uhr/Live-Ticker) gegen Manchester City ist die Vorfreude zurück in Gladbach.

"Ich habe den Spielern gesagt, dass sie die Teilnahme an der Champions League ja nicht auf dem Jahrmarkt gewonnen haben, sondern durch eine überragende Vorsaison", sagte Interimstrainer André Schubert. Gestern klang so ein Satz wieder wie der augenzwinkernde Hinweis, die Außenseiterrolle gegen die finanzstarken Citizens nicht zu demütig anzunehmen. In den Wochen zuvor, gerade nach dem 0:3 zum Auftakt beim FC Sevilla, hatte es dagegen fast rechtfertigend gewirkt, wenn Sportdirektor Max Eberl darauf bestand, man habe sich das Dasein in der Königsklasse trotz der sportlichen Krise verdient. Nun haben die Siege gegen Augsburg und in Stuttgart zum einen die Krise entschärft und zum anderen das Selbstbewusstsein soweit wiederhergestellt, dass Sätze fallen wie der von Fabian Johnson: "Wir müssen uns vor niemandem verstecken, wir sind eine gute Mannschaft. Und genauso werden wir auch gegen Manchester auftreten."

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Foto: dpa, hrad nic

Plötzlich angriffslustig

Aus dem verunsicherten Außenseiter Borussia ist mit Blick auf Mittwochabend ein angriffslustiger Underdog geworden. Einer, der Zutrauen in die eigenen Qualitäten wiederentdeckt hat, einer, der sein Heil wieder zielstrebiger in der Offensive sucht - und einer, der ein bisschen darauf setzt, dass das große Manchester City die kleine Borussia zumindest unterschwellig auf die leichte Schulter nimmt. "Ich weiß nicht, ob jeder Spieler von ihnen uns überhaupt kennt, aber das wird sich ändern", sagte Granit Xhaka.

Gladbach zu unterschätzen, wäre aus Sicht der City-Profis zumindest menschlich. Schließlich hat mit der Übernahme des Vereins durch ein Investmentunternehmen aus Abu Dhabi 2008 die Großmannssucht in der einstigen Arbeiterstadt Einzug gehalten. Die Investitionen der Scheichs in ihr Premier-League-Spielzeug sollen mittlerweile die Schallmauer von einer Milliarde Euro durchbrochen haben. In Deutschlands Öffentlichkeit war der Klub neulich wieder präsent, als er Wolfsburgs Kevin de Bruyne für über 70 Millionen Euro verpflichtete. Herausgekommen aus allen gigantischen Finanzspritzen sind bislang indes erst zwei nationale Meisterschaften. In der Champions League war spätestens im Achtelfinale Schluss. Das soll sich dieses Jahr ändern. Wieder einmal.

Nach dem 1:2 zum Auftakt gegen Turin sind für Manchester drei Punkte in Gladbach fest eingeplant. Dem entgegen steht eine Borussia, die aus dem Spiel einen Festtag machen will. "Ein Festtag ist es schon, weil Borussia ein Champions-League-Heimspiel hat. Wir können dazu beitragen, indem wir alles geben", sagte Schubert. Man wolle jedenfalls nicht in Ehrfurcht erstarren. Das würde auch nicht passen zu einem Verein in Vorfreude.

(klü)
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