Borussia Mönchengladbach Gladbach marschiert unaufhaltsam Richtung Champions League

Mönchengladbach · Beim 3:1 zerlegt Borussia Mönchengladbach den BVB vor allem über den starken Patrick Herrmann. Die Champions League rückt für die Mannschaft von Trainer Lucien Favre näher.

Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund: Einzelkritik
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Gladbach - Dortmund: Einzelkritik

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Wer in seinem Arbeitszeugnis die Formulierung "Er war stets bemüht" entdeckt, kann für dieses vermeintliche Lob in den Weiten des Internets zur eigenen Enttäuschung flugs die Schulnote sechs, also ungenügend, als Übersetzung finden. Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp attestierte den Seinen im Nachgang des 1:3 in Mönchengladbach genau das - bemüht gewesen zu sein in der vergeblichen Versuch, Gegentore zu verhindern. Das hieß konkret: naiv, überfordert, passiv und amateurhaft.

Und auf der anderen Seite stand eben in der Gladbacher Borussia ein Gegner, der mit seinen offensiven Qualitäten solche Fehler in diesen Wochen einfach gnadenlos bestraft. Ein Team, das - bemüht man noch mal die Zeugnissprache - in der Bundesliga derzeit "seine Aufgaben stets zur vollsten Zufriedenheit erfüllt", also sehr gut agiert.

So waren die Rollen in einem mitreißenden Spiel früh verteilt. Hier intelligent und schnell attackierende sowie hinten sattelfeste Gastgeber, dort vor dem Tor ideenlose und defensiv wackelige Gäste. Der BVB hatte schon nach 28 Sekunden eine derart wahnwitzige Passivität an den Tag gelegt, dass Lucien Favres Team sich locker zum 1:0 durch Oscar Wendts Nachschuss kombinieren konnte.

Diese Führung spielte Gladbach in die Karten, denn so konnte sich der Tabellendritte aufs Kontern verlegen - und das tut er bekanntlich formidabel. Nicht zuletzt, weil er einen Patrick Herrmann in seinen Reihen hat, der vom Tempo und mittlerweile auch vom Zug zum Tor her der perfekte Mann für überfallartige Angriffe ist. In Minute 32 kam der Ball in der eigenen Hälfte zum 24-Jährigen, und der lief wie Tom Hanks im Film "Forrest Gump" los, übersprintete fünf Dortmunder und bediente nach mehr als 50 Metern den mitgelaufenden Raffael, der zum 2:0 einschob. "Fantastisch" nannte Favre diesen Konter hinterher. Nach Havard Nordtveits Tor zum 3:0 war die Partie endgültig entschieden, Ilkay Gündogan zeichnete nur noch für den Ehrentreffer des BVB verantwortlich.

So weist Gladbach nach diesem Spieltag 20 Punkte Vorsprung auf Schwarz-Gelb auf und wird am Saisonende damit definitiv die bessere Borussia sein - erstmals seit 1991. Doch die Distanz zu Dortmund interessiert in Mönchengladbach schon lange niemanden mehr. Am Niederrhein guckt man zunächst einmal auf Schalke 04, das auf Rang fünf nun bereits zwölf Punkte Rückstand auf die Fohlen aufweist. "Wenn uns Schalke das noch nimmt, dann höre ich auf mit Fußball", sagte Borussias Mittelfeldregisseur Granit Xhaka mit einem Schmunzeln. Und auch Stürmer Max Kruse forderte: "Das dürfen wir uns natürlich nicht mehr nehmen lassen."

Die Borussen marschieren schier unaufhaltsam in Richtung Champions League. Offen bleibt nur, ob es am Ende Rang drei oder vier wird. Denn im Gegensatz zu Schalke lässt sich ein ähnlich formstarkes Bayer Leverkusen nicht distanzieren und bleibt weiterhin nur zwei Punkte hinter Gladbach. Am 9. Mai kommt es im Borussia-Park wohl zu einem Endspiel um diesen wichtigen Rang drei, denn der erlaubt den direkten Weg in die Gruppenphase, während Borussia als ungesetzter Vierter in die Playoffs müsste, in der gesetzte Hochkaräter wie Atletico Madrid, der FC Arsenal, Manchester United, der AS Rom oder Paris St. Germain drohen könnten. Dort dann in Hin- und Rückspiel womöglich zu scheitern und am Ende trotz einer großartigen Saison wieder nur in der Europa League zu spielen, wäre für eine Borussia in der aktuellen Form kaum mehr als ein Trostpreis. Die Ziele sind halt gestiegen bei der besseren Borussia.

(RP)
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