Borussia Mönchengladbach Favre hat einige Optionen für die Sechs

Rottach-Egern · Granit Xhaka ist vor der Abwehr wohl gesetzt. Er könnte mit Neuling Lars Stindl ein Duo bilden, aber auch mit Havard Nordtveit.

 Borussias Doppelsechs für die kommende Saison? Havard Nordtveit (links) könnte das Duo mit dem wohl gesetzten Granit Xhaka bilden.

Borussias Doppelsechs für die kommende Saison? Havard Nordtveit (links) könnte das Duo mit dem wohl gesetzten Granit Xhaka bilden.

Foto: Dirk Päffgen

Havard Nordtveit hat sich erholt. Er war daheim in Norwegen, hat in seinem Haus am See Urlaub gemacht und war oft Fliegenfischen. Dabei kann er runterfahren, abschalten, die Gedanken schweifen lassen. Er hat in diesen Momenten sicherlich auch über die nähere Zukunft nachgedacht. Es wird persönlich und beruflich spannend für den Skandinavier.

Er wird in Kürze zum ersten Mal Vater. Den Namen für den Sohn kennt er schon: "Odin", sagt Nordtveit, "das kommt aus der nordischen Mythologie". Da ist Odin der Göttervater, der Herrscher des Göttersitzes Asgard. Beruflich ist Nordtveit derweil mit Borussia sozusagen ins Fußball-Asgard aufgestiegen: in die Champions League. Für den Kämpfer Nordtveit ist das eine willkommene Herausforderung. Und der nächste Schritt eines rasanten Aufstiegs mit Gladbach. Als er im Januar 2011 von Arsenal London kam, wankte Borussia am Rande des Abgrunds zur Zweiten Liga, nun darf sie bei den ganz Großen Europas mitspielen.

Die Frage ist: Welche Rolle wird Nordtveit an dieser Saison spielen? In der abgelaufenen war es für seinen Geschmack zu sehr eine Nebenrolle. Granit Xhaka und Christoph Kramer waren die favorisierte Doppelsechs von Trainer Lucien Favre, Nordtveit war der Backup. Nun ist Kramer in Richtung Leverkusen entschwunden und die zuvor erprobte Variante Xhaka/Nordtveit könnte wieder aktuell werden. Doch in Lars Stindl ist einer da, der Nordtveit gefühlt den Platz streitig machen kann. Der Mann, der aus Hannover kommt, ist ein fußballerischer Tausendsassa: Er kann im Mittelfeld nahezu alle Positionen spielen.

"Ich weiß nicht, was seine Lieblingsposition ist, aber in Hannover hat er zuletzt eher auf der Zehn gespielt, allerdings in einem anderen System", sinniert Nordtveit. Er selbst indes will spielen - vor der Abwehr. Eine Kooperation mit Xhaka, der wohl gesetzt ist, kann er sich gut vorstellen. Das letzte Mal gab es die beim 3:1 gegen Dortmund in der vergangenen Saison, und da machte Nordtveit ein starkes Spiel, er war sogar Torschütze. "Unser Trainer weiß, was er an mir hat und ich bin lange hier, ich kenne unser Spiel genau, ich gehe positiv in die Saison", sagt Nordtveit, der wohl in Kürze seinen bis 2016 datierten Vertrag verlängern wird. Die Gespräche laufen.

"Wir haben einige Optionen"

Derweil sortiert Favre seine Gedanken zur Sechser-Thematik. "Mal sehen, wir haben einige Optionen für die Position", sagt Favre. Was Stindl angeht, will er sich erst ein Bild machen, an welcher Stelle er den Vielseitigen am besten gebrauchen kann. Ein Duett mit Xhaka indes ist gut vorstellbar: Es wäre eine sehr inspirierte Doppelsechs, denn beide sind Spielmachertypen, Strategen, es wäre eine Doppelsechs mit zwei Cheftypen. Gleichwohl würde es sicherlich kein wildes Nach-vorn-Gerenne geben. Xhaka ist reifer und disziplinierter geworden, er will nicht mehr mit jeder Aktion die Welt bewegen, sondern das Richtige tun für das Spiel des Teams. Und Stindl hat gezeigt, dass er auch ein Kämpfer ist.

Das ist auch Nordtveit. Er könnte jeweils einem der beiden Spielentwickler als Abräumer zur Seite stehen - zugleich aber mit weiten Druckpässen und Distanzschüssen selbst für Torgefahr sorgen. Sein Spiel nach vorn muss allerdings nachhaltiger werden. Denkbar wäre aber auch das: Alle drei spielen. Nordtveit als klassischer Sechser sowie Xhaka und Stindl als Achter auf den Halbpositionen davor. Diese Triangel würde aber einen Systemwechsel bedeuten. Favre hat indes angekündigt, dass "wir alles spielen werden" - warum also nicht auch mal das.

Neben Xhaka, Stindl und Nordtveit gibt es einige Jungspunde, die den Job vor der Abwehr machen könnten. Mo Dahoud hat sich viel vorgenommen für die Saison, "er will durchstarten", verrät Favre. Dahoud hat die Fähigkeit zum Spielmacher, muss aber körperlich zulegen und darf nicht zu viel wollen. Marvin Schulz ist einer aus der Kämpferfraktion, "körperlich stark, und er kennt unser System", sagte Favre. Auch Schulz will den nächsten Schritt machen. Andreas Christensen, der gerade vom FC Chelsea ausgeliehen wurde, kann ebenfalls auf der Sechs spielen - wie auch der Schweizer Djibril Sow. Der soll sich jedoch zunächst in der U23 beweisen und dort Erfahrung sammeln.

Davon hat Havard Nordtveit mit seinen 140 Bundesligaeinsätzen reichlich. Er geht ausgeruht in das für ihn so spannende Jahr. Und mit einer neuen Nummer, der 6. Nordtveit grinst. "Ibo Traoré hat mich ein Jahr lang beschwatzt wegen der 16, die ich hatte. Er wollte sie unbedingt. Ich wollte mir das Gerede nicht noch ein Jahr anhören. Die 16 ist zwar auch mir wichtig, aber die 6 habe ich auch im Nationalteam, das passt schon", sagt der Norweger.

(kk)
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