Borussia Der Jansen-Konflikt

Marcell Jansen kommt am Sonntag mit dem Hamburger SV zurück in seine Heimatstadt. Auf der Tribüne werden natürlich auch seine Eltern sitzen. Doch die sind als Gladbacher eigentlich Borussia-Fans.

Mit Gummiseil und Medizinball gegen die Torarmut
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Da ist er wieder, der vermaledeite Konflikt: Wem soll Michael Jansen am Sonntag die Daumen drücken? "Da stecke ich wieder im Zwiespalt", sagt Michael Jansen. Doch wie der ausgeht, ist auch immer klar: "In erster Linie halten meine Frau und ich natürlich zu unserem Sohn." Doch da ist halt auch die Liebe zu Borussia, die Michael und Adelheid Jansen den Zwiespalt beschert, wenn ihr Marcell gegen Gladbach spielt.

Das war so, als er beim FC Bayern war, und das ist auch so, wenn der Sohn am Sonntag mit dem Hamburger SV nach Gladbach kommt. "Ich wünsche mir, dass beide Vereine ihr Ziel erreichen, Borussia in der Bundesliga bleibt und der HSV wieder in die Europa League kommt", sagt Michael Jansen (50).

"Ein Unentschieden wäre mir eigentlich recht. Doch Borussia ist im Moment dem Klassenverbleib etwas näher als Marcell und der HSV dem internationalen Wettbewerb..." Also doch besser ein Sieg für Hamburg?

WM in Südafrika

Ein großes Wiedersehen der drei Jansens wird es Sonntag nicht geben. Sie werden sich mal kurz treffen, aber das ist es dann schon. Denn für den HSV geht nach dem Spiel gleich die Vorbereitung auf die nächste Aufgabe los: das Viertelfinale der Europa League am Donnerstag gegen Standard Lüttich. So oft wie früher sehen sie sich eh nicht mehr. "Durch die Doppelbelastung in Bundesliga und Europa League kann Marcell nicht mehr so oft nach Gladbach kommen", erzählt der Vater.

"Doch wenn Marcell zu Hause ist, im Sommer-und Winterurlaub, dann lässt er sich immer noch gerne von Mama verwöhnen." Und trifft sich viel mit seinen alten Kumpels. Denen vom SV Lürrip und denen von Borussia. Im vergangenen Sommer zum Beispiel hat er zusammen mit Tobias Levels und Johannes van den Bergh, der jetzt für Fortuna Düsseldorf spielt, Urlaub auf Ibiza gemacht. "Er ist immer noch der Marcell, wie wir ihn von früher her kennen", sagt der Vater.

Doch natürlich hat er sich weiter entwickelt, seit er im Sommer 2007 nach Borussias Abstieg gegangen ist. "Das war auch die richtige Entscheidung. In München und Hamburg hat er sich weiter entwickelt. Mit Borussia hätte er nicht international spielen können, hier wäre er nicht Deutscher Meister geworden, auch wenn er da beim FC Bayern Probleme hatte. Und auch mit der Karriere in der Nationalmannschaft wäre es schwieriger gewesen", sagt Michael Jansen.

Das Thema Nationalelf, das 2009 durch erneute Verletzungspausen einen Knick erlebte, ist rechtzeitig vor der WM in diesem Sommer wieder aktuell, auch wenn Marcell Jansen auf das Freundschaftsspiel vor drei Wochen gegen Argentinien wegen einer Grippe verzichtet hat.

Seit er beim HSV im Mittelfeld spielt, seit dem 8. November in der Bundesliga sechs Tore erzielt hat und drei in der Europa League, ist der 24-Jährige wieder in den Blickpunkt gerückt als Leistungsträger beim HSV. "Marcell ist reifer und selbstsicherer", freut sich der Vater. "Er fühlt sich wohl in Hamburg, ist auch beim Publikum angekommen."

Die Probleme wegen seiner Laktose-Unverträglichkeit hat Marcell mit einer Umstellung der Ernährung in den Griff bekommen. Er ist fit und freut sich auf das Spiel am Sonntag, in dem er für 90 Minuten die immer noch ungebrochene Liebe zu seiner Borussia vergessen muss — und die Eltern auf der Tribüne in den Zwiespalt stürzt.

(RP)
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