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Borussia Mönchengladbach Der erste Hoffnungsträger der Post-Favre-Ära

Mönchengladbach · Viele Borussen sollten schon für Besserung sorgen. Das klappte bisher nicht. Doch es braucht Männer, die Hoffnung machen in der Krise. Nach dem Derby in Köln ist es Startelf-Debütant Mo Dahoud.

Mahmoud "Mo" Dahoud: Borusse, nochmal Borusse, U21-Europameister
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Das ist Mahmoud Dahoud

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Foto: afp, pst/dg

Erst waren es die Neuen. Lars Stindl und Josip Drmic. Sie machten Hoffnung darauf, dass es einfach so weitergehen würde wie in der vergangenen Saison, denn sie kamen mit einem guten Leumund nach Gladbach. Als klar war, dass es nicht so sein würde, wurden Havard Nordtveit und André Hahn zu Hoffnungsträgern. Sie hatten zunächst gefehlt und sollten nun mit ihrem Kampfgeist den schlechten Trend stoppen. Das klappte nicht. Dann war es Martin Stranzl als Heiland ausgeguckt. Auch er wurde es nicht, schlimmer noch: Er brach sich die Augenhöhle und wurde vom Platz getragen gegen den HSV. Neue Hoffnungsträger mussten her. In Köln war es Granit Xhaka, der zweimal gefehlt hatte wegen Sperren. Und wieder Drmic. Der hatte zuletzt die Schweiz gerettet, warum nun nicht auch Gladbach im Derby? Nichts wurde daraus. Nur die sechste Pflichtspielniederlage der Saison.

Und nun ist auch Borussias Hoffnungsträger überhaupt weg: Lucien Favre, der Trainer, an dem keine Zweifel bestanden. Darum ist nun mehr als zuvor das Team gefragt. Es muss Hoffnung machen. "Hoffnungsträger" ist aber ein großes Wort, eines, das den, dem es angehängt wird, belasten kann. Nehmen wir den Stürmer Drmic.

Natürlich weiß er, wie man Tore macht. Doch in einem Team, das völlig verunsichert ist, dem jede Selbstverständlichkeit abhandengekommen ist, da muss einer, der schon lange nicht mehr regelmäßig gespielt hat, schon reichlich Glück haben, um den Anspruch "Hoffnungsträger" zu erfüllen. Das Gemeine ist: Hoffnungsträger wird man meist, weil andere es sagen (natürlich, auch die Medien). Und dann darf man sich damit herumschlagen.

Doch wo die Hoffnung schwindet, geht es nicht ohne die, die Hoffnung machen. Denn die Analyse dreht sich im Kreis in einer Situation wie der, in die sich die Borussen manövriert haben: Der Rückrundenmeister der Vorsaison hat es in fünf Spielen nicht geschafft, auch nur einen Punkt zu holen. Krass. Aber echte Erklärungen jenseits der Polemik? Sie fallen schwer, weil es einfach unerklärlich ist, warum alles, was gut war, nun schlecht läuft. Natürlich schwindet von Spiel zu Spiel die Hoffnung - doch sterben, das war schon vor vielen Jahren der Slogan der Borussen, tut sie zuletzt. Also müssen wieder Hoffnungsträger her. Und wenn ihre Schultern noch so schmal sind.

Wie bei Mo Dahoud. Viele Fans hatten sich ihn für die Derby-Startelf gewünscht. Weil er bei seinen Einwechslungen trotz seiner erst 19 Jahre so unheimlich aufgeräumt spielte. In Bremen und in Sevilla wirkte Borussias Spiel deutlich strukturierter mit ihm. Und nun in Köln war er von Beginn an dabei, erstmals in seiner noch jungen Karriere. Dahoud machte Spaß. Er wirkte unbeeindruckt von der Krise, verteidigte gekonnt und elegant, ebenso spielte er ab und an auch nach vorn. Sein Solo um einige Kölner herum, das war eines der wenigen Highlights des Gladbacher Offensivspiels.

"Mo hat es sehr ordentlich gemacht und bestätigt, was er in den letzten Wochen schon nach seinen Einwechslungen gezeigt hat", sagte Sportdirektor Max Eberl. Dahoud selbst wollte nichts sagen an diesem Tag, der für ihn wegen seines Startelf-Debüts ganz wichtig war. Zum einen ist er ohnehin kein großer Redner, seine Sprache ist der Fußball. Zum anderen schmerzte offensichtlich der rechte Fuß. Schon wieder einer, der Hoffnung macht, kaputt? Nein. Dahoud hat sich den Fuß geprellt, wird aber Mittwoch wohl bereit sein.

"Er hat es gut gemacht", sagte Granit Xhaka über die Leistung seines neuen Mit-Sechsers. "Er ist ein Junge mit sehr viel Potenzial. Das hat er in Köln gezeigt. Mo hat momentan viel Vertrauen", sagte Xhaka. Dahoud macht also Hoffnung. Denn Borussia braucht Strukturspieler, und er ist einer. Doch darf man von ihm keine Herkules-Taten erwarten. Daran haben sich schon andere verhoben in dieser Saison. Auch wenn der Druck wächst, mahnt Drmic geduldig zu sein und den Glauben nicht zu verlieren. Irgendwann (idealerweise aber möglichst bald), das ergibt sich aus der mathematischen Logik der Wahrscheinlichkeit, ist die Zeit dann auch da, in der aus Hoffnungsträgern Helden werden. Kandidaten gibt es. Unter anderem Mo Dahoud. Er ist der der erste große hoffnungsträger der Post-Favre-Ära.

(RP)
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