Borussia Mönchengladbach Zwischen Feiertag und Alltag

Mönchengladbach · Nach dem Champions-League-Auftritt gegen den FC Barcelona geht es in der Liga zum FC Schalke 04. Der war früher mal ein übermächtiger Auswärtsgegner für Borussia, die am Sonntag auf Raffael verzichten muss.

Borussia Mönchengladbach - FC Barcelona: die Bilder des Spiels
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Borussia - Barcelona: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa, mjh hpl

So ganz will sich André Schubert nicht auf die reduzierte Sichtweise einlassen. "Denkt an Augsburg" als Vorbereitung auf das Spiel beim FC Schalke am Sonntag — nein, das wäre dem Trainer von Borussia Mönchengladbach zu wenig. Dabei ist "Augsburg" doch so vielsagend. Gerade für Schubert selbst: Augsburg war der erste Gegner, nachdem er den Trainerjob übernommen hatte bei Borussia, und nach fünf Bundesliga-Niederlagen am Stück gab es ein fulminantes 4:2.

Es war vor fast genau einem Jahr ein grandioser Befreiungsschlag und der Auftakt für eine fesche Aufholjagd. Schubert führte die Borussen von Rang 18 in die Play-offs zur Champions League, die letztlich sicher gemeistert wurden. In der Königsklasse gab es nun das große Spiel gegen den FC Barcelona. Eine mutige Borussia verkaufte sich teuer, führte bis zur 65. Minute, um am Ende 1:2 zu verlieren.

Es gab viel Lob für den Verlierer, und natürlich die Ovationen der eigenen Fans nach dem Treffen mit dem spanischen Giganten. Allerdings, das kam gestern am späten Nachmittag heraus, zahlt Borussia für den Moment einen recht hohen Preis für die starke Performance: Raffael, der der große Initiator war in der herausragenden ersten Halbzeit, hat sich einen Muskelfaserriss im linken hinteren Oberschenkel zugezogen. "Bis auf Weiteres" wird er den Borussen fehlen, wie schon Tobias Strobl, der zuverlässige Neuling. Gut ist, dass es nach dem Schalke-Spiel die Länderspielpause gibt. Vielleicht reicht sie zur Regeneration, das nächste Spiel ist dann am 15. Oktober gegen den HSV.

Raffaels Verletzung trifft die Borussen dennoch, gerade vor dem Spiel bei seinem Ex-Verein in Gelsenkirchen. Der Brasilianer ist der Herzschlag des Angriffsspiels. Raffael macht den Unterschied zwischen richtig gut und sehr gut, das kann entscheidend sein. Das zeigte sich auch gegen Barcelona: "Man hat in der ersten Hälfte gesehen, was für ein herausragender Fußballer Raffael ist. Er hat groß aufgezogen und für viel Entlastung gesorgt. Diese hat uns im zweiten Spielabschnitt gefehlt. Ihn können wir auf diesem Niveau nicht ersetzen", sagte André Schubert.

Der Trainer ist indes keiner, der klagt. Er reagiert auf Verletzungen mit Ideen. Zudem hat er viel starkes Offensivpersonal. Borussias Spiel ist ohne Raffael weit bodenständiger. Aber auch ohne ihn geht es erfolgreich. In Leipzig (1:1) und gegen Ingolstadt (2:0) gab es für die Raffael-lose Borussia vier Punkte.

Am Sonntag geht es nun darum, nicht das Schalker Augsburg zu werden. "Wir wollen ungern der sein, gegen den Schalkes Serie endet. Aber uns steht eine Mannschaft gegenüber, die viel Qualität hat", sagt Sportdirektor Max Eberl. Mehr Qualität, als der Start mit fünf Niederlagen in fünf Spielen aussagt. Schalkes Situation macht die Herangehensweise an das Spiel für die Gladbacher nicht einfacher. Zum einen müssen sie umschalten vom Champions-League-Feiertag auf den Liga-Alltag. Und es hat in den vergangenen Jahren eine Verschiebung der Wahrnehmung gegeben in Gladbach.

Es gibt inzwischen Größeres als Bundesliga-Topspiele wie den West-Schlager. Angesichts der aktuellen Sachlage sind die Gladbacher sogar Favorit, ungeachtet ihrer Auswärtsproblematik (ein Sieg in 13 Spielen). "Schalke war früher für uns eines der größten Spiele des Jahres - und jetzt kommt es nach Barcelona. Dem müssen wir uns stellen, das sind die Herausforderungen. Wir müssen das Barcelona-Spiel sacken lassen und dann wieder unser Topniveau erreichen. Aber: Es ist ein großer Aufwand, dieses Niveau wieder zu erzielen", sagt Eberl. Zumal ohne Raffael.

(kk)
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