Borussia Mönchengladbach Zwei Trainer, die ähnlich denken

Mönchengladbach · Borussias Coach André Schubert und sein Hoffenheimer Kollege Julian Nagelsmann lassen einen vergleichbaren Fußball spielen - mit hohem Pressing und Powerfußball. Morgen treffen sich ihre Teams im Borussia-Park.

Das ist Bundestrainer Julian Nagelsmann - von Hoffenheim über Leipzig, Bayern München zum DFB
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Das ist Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann

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Foto: dpa/Arne Dedert

Julian Nagelsmann hat es leichter. Denn seit er am 11. Februar Cheftrainer der TSG 1899 Hoffenheim wurde, ist er der letzte Zipfel Hoffnung. Wie Lucien Favre, als er am 14. Februar 2011 Borussia übernahm. Kaum jemand gab noch einen Pfifferling auf die Rettung, so war es vor fünf Jahren in Gladbach und so ist es auch nun bei Hoffenheim. Und wer nichts mehr zu verlieren hat, der kann nur gewinnen.

Auch André Schubert wurde Trainer in Gladbach, als es nicht gut stand um das Team. Die Situation war kompliziert, als Lucien Favre einfach entschwunden war. Doch Schubert bog alles flott wieder hin, führte das Borussen-Ensemble mit viel Freiheit und Offensivgeist bis zum Ende der Rückrunde zurück in das oberen Drittel der Tabelle. Dorthin, wo sich die Gladbacher auch in den Jahren zuvor tummelten - zwischen Platz vier und acht. Weswegen Ansprüche erwachsen sind, die nun, dass es im Saisonfinale darum geht, Ziele zu schaffen, eben die sind, dass es die Europa League sein muss - wenigstens.

Schafft Nagelsmann mit Hoffenheim die Rettung, mithin in seinem Status als jüngster Bundesliga-Trainer, dann werden sie ihn im Kraichgau feiern wie einen Meister. Nagelsmanns Helden-Wahrscheinlichkeit ist also weit größer, zumal es sicher auch leichter ist, dem "Knurrer von Kerkrade", Huub Stevens, nachzufolgen, als dem allseits beliebten und als Borussia-Erneuerer der Gegenwart gepriesenen Favre, der Borussia in neue Dimensionen führte. Dimensionen, die nun der Maßstab für die Arbeit von Trainer und Mannschaft sind.

"Wenn die Erwartungshaltung gering ist, du wenig zu verlieren und viel zu gewinnen hast, ist die Ausgangslage einfacher. Wenn aber jeder erwartet, dass drei Punkte Pflicht sind, ist das Maximale die Normalität - und damit ist wesentlich schwieriger umzugehen", sagte Schubert gestern. Die wenig überraschende Erwartungshaltung für Sonntag kennt er: Gegen Hoffenheim, das sich im Klassenkampf ein wenig Luft verschafft hat, unter anderem durch das 2:1 gegen Hertha BSC Berlin, soll es nach zuletzt zwei Auswärtsniederlagen am Stück den zwölften Heimsieg der Saison geben. "Wir müssen uns dem Anspruch stellen", weiß Schubert.

Er und sein Kollege Nagelsmann gehören zu der modernen Trainergeneration in der Bundesliga, die auf hohes Pressing und Powerfußball setzt. Beide haben in ihren Klubs das jeweilige Spielsystem ihres Vorgängers in recht kurzer Zeit deutlich neu modelliert - und es gibt Parallelen zwischen den Ansätzen der beiden Fußballlehrer. Zuletzt, das hat Schubert festgestellt, hat auch Nagelsmann die vom Gladbach-Coach in der Defensive bevorzugte Dreierkette aufgeboten. Wie Schubert setzt auch der jüngere Kollege auf eine gewisse systemische Offenheit und den ständigen Willen zur Balleroberung. Und wie in Gladbach ist auch bei Hoffenheim die Offensive das Prunkstück.

Schubert lobte die Qualität der Hoffenheimer Abteilung Attacke: "Sehr gut, mit sehr guten Außen", sagte er. Nagelsmann sprach fast ein wenig schwärmerisch von Borussias Angriffsmaschinerie: "Ich schaue sehr gerne Gladbach-Spiele an. Ich finde, das ist eine super Mannschaft. Borussia hat einige Elemente im Spiel, die ich gerne sehe. Sie haben nicht nur ein klares Muster, sondern unterschiedliche fußballerische Lösungen, die oft auch überraschend sind für den Gegner. So kreative Lösungen wünscht sich jeder Trainer", sagte Nagelsmann.

Wie Borussia setzt auch Hoffenheim auf die Ausbildung eigener Talente - "wieder, nachdem es in der jüngeren Vergangenheit etwas vernachlässigt wurde", sagte Borussias Sportdirektor Max Eberl. Dass es in den vergangenen Jahren einen wachsenden Spielertransfer von Hoffenheim nach Gladbach gab, zeigt, dass "die Jungs zu uns passen": 2012 kam Peniel Mlapa, konnte sich aber nicht durchsetzen. 2014 holte Eberl Fabian Johnson, der zum Stammpersonal im Schubert-Team gehört. In diesem Sommer folgt nun Tobias Strobl.

Für Strobl ist es morgen also das Treffen mit seiner Zukunft. Und für die beiden Trainer ist es der direkte Vergleich mit einem ähnlich denkenden Kollegen. Da beide ihre Teams offensiv ausrichten, dürfte es ein interessanter Nachmittag mit einem fußballverbundenen Vergnügen werden. Diesen Anspruch dürfen zumindest neutrale Beobachter haben.

(RP)
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