Borussia Mönchengladbach Borussia will sich selbst ein Vorbild sein

Mönchengladbach · Der Bundesligist punktet zuhause zuverlässig – wie beim ungefährdeten 3:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt. Auswärts lief es dagegen zuletzt nicht. Im Topspiel um die internationalen Plätze auf Schalke soll sich das ändern.

Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt: Einzelkritik
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Gladbach - Frankfurt: Einzelkritik

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Foto: Dirk Päffgen

Der Bundesligist punktet zuhause zuverlässig — wie beim ungefährdeten 3:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt. Auswärts lief es dagegen zuletzt nicht. Im Topspiel um die internationalen Plätze auf Schalke soll sich das ändern.

Mahmoud Dahoud hat Ärger bekommen. Mit seinem Trainer André Schubert. Dem hat nicht gefallen, dass Dahoud, das Talent, auf das Borussia Mönchengladbach so stolz ist, Mätzchen machte. Einen eingedrehten Übersteiger probierte er aus gegen drei Frankfurter, der Trick ging schief und Dahoud kebbelte sich mit einem Gegner, er sah Gelb.

Da stand es schon 3:0, Borussias Spiel gegen die Eintracht war längst entschieden. "Mich hat geärgert, was er am Ende gemacht hat. Aufgrund seiner technischen Möglichkeiten macht er manchmal Dinge, die den Gegner schlecht aussehen lassen", sagte Schubert. Er betonte, dass Dahoud, 20, so etwas nicht mache, um den Gegner vorzuführen, sondern aus reinem Spieltrieb, doch "es ist meine Aufgabe, die Jungs weiterzubringen, und dazu gehört manchmal, ihnen auch in den Hintern zu treten, wenn ich das Gefühl habe, dass das eine oder andere nicht mehr gut ist", sagte Schubert.

Ein Fußballtrainer muss ein bisschen auch Pädagoge sein, zuweilen Ziehvater — mit aller nötigen Strenge. Lobenswert fand Schubert indes, was Dahoud zuvor vorgeführt hatte: Einen hübschen Sololauf mit großer Geschmeidigkeit am Ball; und dann hatte er, statt in die Mitte zu passen, das Spielgerät rotzfrech in die kurze Ecke geschoben zum 3:0-Endstand. "Wir wissen alle, dass Mo ein herausragender Fußballer ist", sagte Dahouds Kollege Lars Stindl. Er selbst ist ebenfalls ein ausgezeichneter Techniker und war am Samstag wie Dahoud Torschütze. Stindls 1:0 war der "Dosenöffner", nach diesem Tor war klar, dass die überforderten Abstiegskämpfer aus Frankfurt nichts mehr ausrichten würden. Raffaels 2:0 (53.) machte spätestens alles klar.

Wie schon gegen Stuttgart und in Wolfsburg setzte Schubert auf einen Dreierangriff mit drei Neuneinhalbern: Neben Stindl und Raffael gehört der Belgier Thorgan Hazard dazu. Für Hazard, der lange geduldig sein musste, nun aber seit sieben Spielen zur Startelf gehört, zahlt sich das neue Offensivsystem aus: Belgiens Nationalcoach Marc Wilmots deutete nun im Gespräch mit der Zeitung "Het Nieuwsblad" an, dass er den Borussen für die EM im Sommer auf dem Zettel hat: "Er macht es gut", sagte der frühere Schalke-Profi.

Lars Stindl derweil hatte zuvor vier Spiele lang nicht getroffen. Gegen Frankfurt war er einer der Aktivsten, keiner auf dem Spielfeld war mehr bemüht, Tore zu machen. Dass seine Quote höher hätte ausfallen können, wusste er, doch er scheiterte entweder an Torwart Lukas Hradecky oder zielte zu ungenau. Bei seinem 1:0 aber nutzte er den Fehler Hradeckys aus, dessen Faustabwehr zu kurz geriet, und schoss den Ball ins Netz. Stindls Treffer war der Grundstein für den vierten Heimsieg in Folge, es war der dritte am Stück ohne Gegentor. Im Borussia-Park haben die Borussen den Weg gefunden, ihren Offensivdrang mit nachhaltiger Abwehrarbeit zu vermengen. In der Fremde klappt das schon länger nicht wirklich gut. Weswegen Gladbach gut daran tun würde, sich selbst ein Vorbild zu sein und es auswärts mal so zu machen wie zu Hause. Die nächste Gelegenheit ist am Freitag, wenn es zum FC Schalke geht.

Das Wort "Endspiel" wird aufkommen im Vorfeld des Spiels, in dem sich zwei Europa-Kandidaten direkt messen, "aber wir haben im Moment ja immer Endspiele", befand Schubert. So ist es, denn gleich danach kommt Hertha BSC. Schubert schaut zwar nur selten auf die Tabelle, doch wird auch er wissen, dass am Freitag ein Tag ist, an dem sein Team echte "Big Points" machen kann: Es könnte Schalke distanzieren und die eigene Position festigen.

Auf Schalke können sich die Borussen sogar doppelt ein Vorbild sein — denn sie haben in dieser Saison schon dort gewonnen. Im Pokal gab es ein 2:0. Der Mann des Tages war dabei Stindl. Er erzielte das 1:0 selbst und holte den Elfmeter raus, den Hazard zum 2:0 verwandelte. Möglich, dass Stindl gerade rechtzeitig seine kleine Tor-Krise überwunden hat, um erneut bereit zu sein für Großtaten auf Schalke. "Wir müssen versuchen, auswärts mal wieder zu punkten, wenn möglich auch dreifach", hat er eine klare Arbeitshypothese für Freitag. Die soll ganz ohne Mätzchen umgesetzt werden.

(RP)
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