Borussia Mönchengladbach Ohne Xhaka — Wer führt die Borussen künftig auf dem Platz an?

Mönchengladbach · Fest steht: Leistungsträger müssen mehr Verantwortung übernehmen, und viel Führungsarbeit wird auf den Xhaka-Ersatz zukommen.

 Lars Stindl könnte die Führungsrolle von Granit Xhaka übernehmen.

Lars Stindl könnte die Führungsrolle von Granit Xhaka übernehmen.

Foto: afp, PST

Rund um die letzten Züge von Granit Xhakas Wechsel zum FC Arsenal geht ein Blick naturgemäß auf die Rekord-Einnahme, die Borussia durch den Wechsel des Schweizers erzielen wird. Aber jenseits der mehr als 40 Millionen Euro wandert dieser Blick dann auch schnell auf die Lücke, die der 23-Jährige im Gladbacher Kader reißt - in punkto sportlicher Qualität natürlich, aber mindestens genauso als Typ Führungsspieler. Und gerade bei letzterem Punkt stellt sich die Frage, wer die Borussen künftig auf dem Feld anführen soll? Fest steht: Vorhandene Leistungsträger werden dringend mehr Verantwortung übernehmen müssen, und viel Führungsarbeit wird auch sofort auf den Xhaka-Ersatz zukommen.

Was bietet der Gladbacher Kader eigentlich ohne Xhaka und ohne Martin Stranzl aktuell an Führungsspieler-Potenzial? Der Name Lars Stindl liegt auf der Hand, und der Ex-Hannoveraner hat als spielstarker Stürmer in seiner ersten Saison bei Borussia ja auch durchaus überzeugt. Aber aus diesem Stellenwert heraus und angesichts seiner Bundesligaerfahrung wird der 27-Jährige ab August den Nachweis erbringen müssen, daraus (mehr) Verantwortung auf dem Platz abzuleiten.

Sein Sturmpartner Raffael (31) und Oscar Wendt (30) sind zwar die ältesten Feldspieler in Gladbach, aber beide führen im Zweifelsfall eher durch Leistung als vom Typ her. André Hahn (25) ist einer, der mit seiner Art Fußball zu spielen, mitreißen kann, Mitspieler wie Publikum - aber das vor allem situativ und nicht konzeptionell oder konstant. Alvaro Dominguez (27) wäre vom Typ, von der Erfahrung und der sportlichen Qualität her einer, der sich stärker einbringen könnte, aber ihm nach so langer Verletzungszeit gleich noch viel Verantwortung aufbürden zu wollen, erscheint dann doch als falscher Ansatz. Yann Sommer (27) ist auf dem Platz und im Verein unumstritten, aber bei einem Torhüter stellt sich eben immer die Frage, wie viel Einfluss der von ganz hinten nehmen kann.

Und was ist mit denen, die schon lange im Verein sind? Tony Jantschke (26) ist vom Typ und von der Borussen-Vita her ein Führungsspieler, aber sein Hauptaugenmerk dürfte in der kommenden Saison erst einmal darauf liegen, seinen Stammplatz zurückzuerobern. Erst dann kommt für ihn wieder die Frage nach Verantwortung auf dem Platz zum Tragen. Christofer Heimeroth (34) bekam nicht zuletzt auch deswegen noch mal einen neuen Vertrag, weil sein Wort Gewicht hat in der Kabine, aber als Torhüter Nummer drei ist sein Einfluss auf das Geschehen binnen der 90 Minuten eben von Natur aus begrenzt.

So ergibt sich dann — falls Andreas Christensen mit gerade 20 nicht auch noch erster Führungsspieler wird — unter dem Strich die Schlussfolgerung, dass derjenige, den Borussia als externen Xhaka-Nachfolger präsentieren wird, von jetzt auf gleich qua Amt und Position viel Verantwortung wird übernehmen müssen. Christoph Kramer (25) hat diesen Anspruch an sich selbst, und Sebastian Rode (25) dürfte ihn aus seiner Zeit beim FC Bayern ebenfalls mitbringen.

Mancher wird als Führungsspieler geboren, manche entwickeln sich erst zu einem. Egal, auf welchem Weg der Gesuchte es auch geworden ist, Borussia braucht in der neuen Saison dringend eine Führungsfigur auf dem Platz. Einen wie Xhaka und Stranzl eben.

(klü)
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