Borussia Mönchengladbach Weniger Flügel, aber mehr Sturmkraft

Mönchengladbach · Das 5:0 gegen Hertha BSC hat eindrucksvoll demonstriert, wie viele Variationsmöglichkeiten Trainer André Schubert vor allem in der Offensive hat. Der Wechsel vom 4-4-2- zum 3-4-3-System hat indes auch personelle Konsequenzen.

Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC: Einzelkritik
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Gladbach - Hertha: Einzelkritik

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Foto: dpa, bt hak

Die Borussen demonstrierten Einheit. Nach dem 5:0 gegen den Dritten Hertha BSC fanden sich die Männer in Weiß nach dem Abpfiff zusammen und bildeten einen Kreis. Was in dieser öffentlich sichtbaren Runde besprochen wurde, darüber gaben die Borussen indes später keine Auskunft, weder Trainer André Schubert ("Sonst hätten wir das ja hier auf der Pressekonferenz gesagt"), noch die Spieler. Der Kreis indes ist das Symbol der Einheit, und eben diese galt es auch zu zeigen. Es sind schließlich die finalen Wochen der Saison, und da ist es wichtig, dass alle in eine Richtung schauen, um das Bestmögliche zu erreichen. "Wir sind ein Team", sagte dann auch Patrick Herrmann.

Dieses Team jedoch ist mehr und mehr im Wandel. Die Hierarchie, die über Jahre erwachsen war, ist eine andere geworden in dieser Saison, und auch taktisch hat André Schubert mehr und mehr seine Handschrift eingebracht. Die defensive Dreierkette inklusive der beiden vorgezogenen Außenverteidiger hat sich in den vergangenen Spielen endgültig etabliert - und auch das von Schubert erdachte Dreierkonstrukt in der Offensive. Aus dem unter Schuberts Vorgänger Lucien Favre standardmäßigen 4-4-2 respektive 4-2-3-1 ist eine 3-4-3-Grundordnung geworden, die indes, wie am Ende gegen Hertha, auch auf ein 4-4-2 umgestellt werden kann - schließlich ist Schuberts Dogma ja das der systemischen Freiheit.

André Hahn erzielt erstes Tor nach Horror-Verletzung
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Hahn erzielt erstes Tor nach Horror-Verletzung

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Foto: Dirk Päffgen

Gleichwohl haben die Veränderungen, die Schubert vorgenommen hat und die nun in dieser Ausprägung auch ausgezeichnet greifen, personelle Konsequenzen. Zumal jetzt, da nahezu alle Borussen, die lange im Krankenstand waren, wieder bereit sind. "Es wird ein schönes Gerangel um die Plätze", stellte Rückkehrer Tony Jantschke fest. Allerdings: Mancherorts auf dem Spielfeld hat sich das Verhältnis von Platzangebot und Spielermaterial verändert: auf den Flügeln. Schuberts neuer Ansatz hat zwei Planstellen weniger auf den Außen, zwei statt vier, und die zwei sind auch noch Außenverteidiger. "Das System ist für mich nicht maßgeschneidert", sagte Herrmann, mithin ein klassischer Außenstürmer, nach dem Hertha-Spiel. Lucien Favre setzte in der vergangenen Saison extrem auf die Flügel und häufte entsprechendes Fachpersonal an, um viele personelle Variationsmöglichkeiten zu haben. Die dreifache Neuneinhalb, auf die Schubert nun zuletzt regelmäßig setzte, ist hingegen mittiger zentriert - und hat einen Platz mehr geschaffen für das üppige Angebot originärer offensiver Mittelfeldspieler.

Wie eben Raffael, Lars Stindl und Thorgan Hazard, die Schuberts erste Besetzung sind. Auch Jonas Hofmann, der im Winter aus Dortmund kam, ist von Haus aus einer vom Typ Zehner. Nun, da Raffael fehlte, setzte Schubert aber auf den robusten André Hahn, baute diesen aber in das Dreierkonstrukt ein - mit Erfolg. Auch Herrmann wurde nach seiner Einwechslung in das Trio integriert, später, als der Dribbler Ibo Traoré kam, stellte Schubert auf 4-4-2 um. Herrmann und Traoré trafen noch - doch für beide wird es enger in Zukunft, ganz einfach, weil ihre angestammten Jobs in Schuberts bevorzugtem System schlichtweg gestrichen wurden und insgesamt vorn eine Planstelle weggefallen ist. Die Außen, die es im 3-4-3 gibt, sind wie Fabian Johnson oder Oscar Wendt Außenverteidiger mit Offensivdrang. Als Backup sind, so war zuletzt zu erkennen, Julian Korb und Martin Hinteregger eingeloggt.

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Allerdings kann man sich Schuberts 3-4-3 auch in einer Ausprägung mit klassischen Flügelstürmern a la Herrmann oder Traoré, die den Weg zur Grundlinie suchen, um dann den zentralen (Mittel)Stürmer (Hahn) zu bedienen, vorstellen, dann hätte das vorderste Trio mehr Breite. Doch normalerweise setzt der Trainer auf Kombinationsstärke im Zentrum, lässt sich Optionen offen. Der Kader gibt das her. Jede Offensivkraft hat gewisse Vorzüge. Siehe nun Hahn. "Wir haben einfach eine richtig gute Mannschaft", befand Tony Jantschke. Auch Patrick Herrmann stellte fest, dass "alle, die reingekommen sind, getroffen haben, wir haben enorme Qualität".

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Schubert kann in der Offensive fast unbegrenzt Ideen entwerfen, das belegt auch die Torschützenliste: Borussia hat 14 verschiedene Torschützen - von denen zwölf mindestens drei Saisontore erzielt haben (übrigens aus allen Mannschaftsteilen, siehe Infokasten). Das ist mit Abstand der Spitzenwert in der Bundesliga. Auch in der Torproduktion funktioniert Borussia als Einheit. Das hebt nebenbei die Qualität des Konkurrenzkampfes. Das ist zuweilen schlecht für Einzelne, aber gut für das große Ganze.

(RP)
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